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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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allerdings einen – eh, älteren Mann vorgestellt.« Antigonos lehnte sich gegen das weiche Leder. »Das geht vielen so. Selbst in Karchedon, wo man mit dem Leben früher beginnt.«
    Der Bankmann überflog den Inhalt der Rolle. »Das habe ich schon gehört, ja. Mit dreizehn oder vierzehn, nicht wahr?«
    »Reiche alte Familien, die ihre Kinder von Priestern erziehen lassen, haben es nicht so eilig, aber im allgemeinen ist die punische Erziehung mit Lesen, Schreiben und ein wenig Rechnen abgeschlossen. Und natürlich gute Ratschläge.«
    Phrynichos blickte auf. »Ich habe Erkundigungen eingeholt – verständlich, hoffe ich, angesichts der Summen, um die es geht. Nun möchte ich mir selbst noch ein wenig mehr Klarheit über dich und deine Ziele verschaffen. Die Auskünfte sind gut, aber deine Bank gibt es erst seit zwei, nein, zweieinhalb Jahren, und es ist zu früh, um zwischen einem vom Glück verfolgten Spieler und einem zuverlässigen Handelsherrn zu unterscheiden.«
    »Ich habe damit gerechnet. Was willst du wissen?«
    Phrynichos lächelte. »Nichts – nicht ich als der Mensch Phrynichos, sondern die Verwaltung des Reichs und die oberste Aufsicht der Banken. Du weißt ja…«
    »Keiner darf tun was er will, denn alles ist zum besten geregelt. Jeder Mensch hat seinen Platz, den er nur mit besonderer Erlaubnis oder auf Anweisung verlassen darf.« Ich kenne die Regeln.«
    »Und du willst einen Platz verlassen, den deine Väter hier eingerichtet haben, und einen anderen einnehmen. Deshalb die Fragen.«
    Antigonos verschränkte die Arme vor der Brust. Knapp gab er Auskunft über seine Erziehung, seine Zeit als Gehilfe des Handelsherrn Amyntas in Alexandreia, die Reise nach Indien, Taprobane, Arabien, die Zeit in Qart Hadasht, die Aufteilung des Vermögens, die neuen Geschäfte der Bank.
    Phrynichos machte kaum Notizen, lauschte aufmerksam , stellte einige sehr genaue Zwischenfragen und sagte schließlich: »Gut, ich glaube, wir können zur Sache kommen. Alles ist zu verantworten. Du willst also Amyntas ruinieren?«
    Antigonos lachte. »Ich will nicht Amyntas ruinieren, nein. Ich habe ihn damals als bösartigen, habgierigen, anmaßenden Makedonen kennengelernt, und er hat mich nicht so behandelt, wie man den Sohn des Mannes behandeln sollte, dem mehr als das halbe Geschäft gehört. Ich halte ihn für einen schlechten Partner und möchte deshalb die Verbindungen zwischen ihm und der Bank, die das Vermögen meines Vaters übernommen hat, möglichst schnell und gründlich beenden. Sollte dies Amyntas ruinieren, wäre das eine Nebenwirkung, die nicht beabsichtigt ist, mich aber mit einer gewissen Schadenfreude erfüllt.«
    Phrynichos grinste, wurde aber sofort wieder ernst. »In Alexandreia gilt es als unklug, sich gegen einen oder mehrere Makedonen zu stellen.«
    »Du bist Hellene.«
    »Ich bin Hellene. Ich weiß, wovon ich rede.«
    »Kann es dir schaden, die von mir gewünschten Änderungen vorzunehmen?«
    Phrynichos hob die linke Braue. »Mir? Ich bin in diesem Fall die Bank des Königs.«
    Antigonos schloß einen Moment die Augen. »Seit ich damals in Alexandreia war, habe ich das Ziel, mir eine Stellung zu verschaffen, in der ich nicht mehr abhängig bin von den Launen solcher Leute wie Amyntas. Kann ich, nach Meinung des Bankherrn Phrynichos, in Alexandreia frech sein?«
    Phrynichos zwinkerte. »Nicht gegenüber dem Herrscher, dem Dioiketes oder der königlichen Bank. Aber jedem einzelnen makedonischen Handelsherrn gegenüber – ja.«
    »Gut. Also zur Sache.«
    Die Verhandlung dauerte eine Stunde. Antigonos schätzte den Wert seiner Beteiligung an den verschiedenen Geschäften des Makedonen Amyntas auf achthundert Talente Silber. Phrynichos ließ von einem Diener einige Rollen aus dem Archiv holen; in Alexandreia wurde, wie es im Hafen hieß , »jeder Furz aufgezeichnet, einschließlich seiner Stärke , Richtung, Ausdehnung, der Umstände seines Entstehens und der Gewänder, durch die er dringen muß, um die Welt zu erfreuen.« Den Unterlagen zufolge betrug der augenblickliche Wert – Aristeides (oder die Sandbank; oder Antigonos) besaß siebenundfünfzig Hundertstel von Amyntas’ Geschäften, Gebäuden, Schiffen, Ladungen, Sklaven… achthundertvierundvierzig Talente, siebenundzwanzig Minen, vierzehn Drachmen und drei Obolen. Die Bank übernahm alle Forderungen an Amyntas, notfalls bis zu Zwangseintreibung oder Beschlagnahmung, wofür sie etwas mehr als ein Zehntel des Betrags beanspruchte. Antigonos erhielt

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