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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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nachgeben wollte. Jo setzte sich an ihren Schreibtisch, so dass sie allein mitten im Raum stand.
    »Wirst du mir sagen, was du hier finden wolltest?«, fragte Jo.
    Daniels kam sich ein bisschen albern vor und war sehr traurig. »Kann ich mich wenigstens hinsetzen?«
    Jo wies mit dem Kopf auf einen Stuhl.
    »Die Wahrheit ist, dass ich mir nicht sicher bin«, seufzte Daniels. »Einer deiner Klienten kristallisiert sich als wahrscheinlicher Kandidat für den Mord an Alan heraus; und an mindestens zwei anderen Personen. Er ist bisher unser Hauptverdächtiger, aber ich verstehe ihn nicht wirklich, und das muss ich, wenn ich ihn schnappen will.« Daniels zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus ihrer Tasche, das Foto, das Gormley aus Forsters Polizeiakte kopiert hatte, und reichte es ihr. »Ich weiß, dass es dir offiziell verboten ist, an dem Fall mitzuarbeiten, aber wir brauchen deine Hilfe, Jo. Ich brauche deine Hilfe. Gehört er immer noch zu deinen Klienten?«
    Jo nickte, ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Während der Zeit, in der sie Jonathan Forster psychologisch betreut hatte, war sie zu der Überzeugung gekommen, dass er zu denjenigen gehörte, bei denen »lebenslänglich« besser auch lebenslänglich bedeutet hätte. In den vergangenen zwei Jahren hatte sie sich die Mühe gemacht, die Schichten seiner Vergangenheit abzutragen, hatte versucht, seine dicke Haut zu durchdringen, ihn zur Vernunft zu bringen – ihm zu zeigen, dass er mit Leichtigkeit einen anderen Weg hätte einschlagen können.
    Sie hätte sich die Mühe sparen können.
    Hier im abgeschlossenen Raum ihres Büros hatte er seine verseuchten Gedanken offenbart, seine Verurteilung wie ein Ehrenabzeichen getragen und sich geweigert, seine eigene, verdrehte Logik zu hinterfragen. Wenn er etwas damit zu tun hatte, dann hatte Daniels ein Problem.
    »Mach’s dir besser mal gemütlich«, sagte Jo.
    Offensichtlich würde es länger dauern. Daniels rief Gormley auf seinem Handy an und sagte ihm, dass sie sich später im Büro treffen würden. Jo rief ihre Sekretärin an, sagte ihr, dass sie nicht gestört werden wollte und bat um einen Becher Kaffee, dann holte sie Forsters Akte aus einem grauen Aktenschrank hinter ihrem Arbeitsplatz. Die Frage nach der Schweigepflicht stellte sich nicht.
    Sie hatten keine Zeit zu verlieren.
    Daniels entspannte sich ein bisschen. Es fühlte sich gut an, wieder auf derselben Seite zu stehen. Aber bevor sie sich mit dem Fall befassten, musste sie etwas Wichtiges zu den Geschehnissen der letzten zwei Tage loswerden. Es war ihre erste Gelegenheit, mit Jo persönlich zu sprechen, und sie hatte keine Ahnung, wann sie wieder Gelegenheit dazu bekommen würde. Jo setzte sich, war neugierig, was nun käme.
    Denn der Ausdruck in Daniels’ Gesicht sagte ihr, dass etwas käme.
    »Bright weiß Bescheid«, sagte Daniels unverblümt.
    »Über uns?«
    Daniels nickte.
    »Woher?«
    »Wie kommst du darauf, dass nicht ich es ihm gesagt habe?«
    »Hast du denn?«
    Daniels wurde rot. »Anonymer Brief, wurde im Präsidium abgegeben, in Kopie an Martin. Ich dachte, du solltest das wissen, gesetzt den Fall …«
    »Die werden nichts zu mir sagen!«, sagte Jo bestimmt. »Das möchte ich sehen.«
    »Nein … ich glaub’s auch nicht.«
    »Was hast du ihnen denn gesagt?«
    »Ich habe Bright die Wahrheit gesagt. Wir hatten eine Beziehung, aber das ist vorbei.«
    »Ich nehme an, das hat ihm gefallen. Und Martin?«
    »Hat nicht den geringsten Beweis. Sagen wir, ich bin im Augenblick nicht sein bevorzugter DCI. Du hast gesagt, es würde zurückkommen und mich in den Hintern beißen, und so war’s auch.«
    »Und du lebst noch? Hast deinen Job noch? Guck an, erstaunlich!«
    Damit war das Thema abgeschlossen, obwohl sie sich nie darüber einig werden würden. Daniels war überzeugt davon, dass ihr jede Aufstiegschance im Job genommen würde. Aber irgendwie war das nicht mehr wichtig.
    Sie kamen zur Sache, sprachen beinah zwei Stunden lang über Forster, gingen seine psychologische Beurteilung in allen Einzelheiten durch. Die Informationen, die Jo lieferte, waren Gold wert, das Bild, das sie zeichnete, geeignet, um auch den nüchternsten Menschen einen heiligen Schrecken einzujagen.
    »Wie gesagt, er zeigt alle typischen Eigenschaften eines Mannes, der aus Wut zum Vergewaltiger wurde«, erklärte Jo. »Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Attacken im Laufe der Zeit schwerer werden.«
    »Unabhängig davon, ob ein sexuelles Element enthalten ist oder

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