Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
Vom Netzwerk:
murmelte sie. Sie sprang auf, um in die Abgeschiedenheit der Küche zu flüchten. Schwer atmend blieb sie am Fenster stehen, umschlang ihren Oberkörper mit den Armen und starrte nach draußen. Dort, wo Sams Hände auf ihren Schultern gelegen hatten, schien ihre Haut unter dem dünnen Stoff der Bluse noch immer von seiner Wärme zu glühen. Sam. Ihr Retter in der Not. Was wäre geschehen, wenn er nicht unvermittelt aufgetaucht wäre? Die Schwingtür gab ein knarrendes Geräusch von sich. Sam trat neben sie. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen.
    »Geht es wieder?«
    Sie nickte, unfähig zu sprechen. Sie fand die passenden Worte nicht, um auszudrücken, was sie in diesem Moment empfand. Ihr steckte Angst in den Knochen. Shanes Auftritt hatte ihr einen Riesenschrecken eingejagt. Noch immer fühlten sich ihre Finger eiskalt an, ihr Puls hämmerte. Oder war es Sams Nähe, die dieses Hämmern verursachte? Sie wusste es nicht. Alles, was sie wusste, war, dass sie sich im Augenblick nichts sehnlicher wünschte, als dass er sie in den Arm nehmen und halten würde.
    Es war Sam, der schließlich das Schweigen brach. »Sie müssen ihn anzeigen, Hannah.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wir – die Polizei«, verbesserte er sich rasch, »kann nichts gegen Shane unternehmen, wenn Sie ihn nicht anzeigen. Machen Sie das und erwirken Sie ein Kontaktverbot. Sonst wird er Sie wieder bedrohen.«
    Shane war alkoholkrank und gefährlich, wenn er trank. Doch sie war noch immer mit ihm verheiratet. Sie konnte nicht den Vater ihres ungeborenen Kindes anzeigen. Tief in ihrem Inneren war ihr längst klar, dass sie das Kind zur Welt bringen würde. Ob sie das Kleine behalten würde, stand auf einem anderen Blatt. Sie atmete tief ein, bemüht, all die beunruhigenden, verwirrenden Dinge von sich zu schieben. »Ich gehe jetzt einkaufen«, hörte sie sich wie aus weiter Ferne sagen. »Ich bin sicher, Shane wird mich künftig in Ruhe lassen.«
     
    *
     
    Sam packte Hannah an den Schultern und drehte sie, sodass er ihr ins Gesicht blicken konnte. Er sah das Flackern in ihren Augen. »Das müssen Sie nicht tun. Einkaufen, meine ich. Nicht nachdem …«
    »Ich muss hier raus. Es ist in Ordnung, wirklich.« Sie wich seinem Blick aus. »Danke Sam, dass Sie mir beigestanden haben. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.« Bevor er noch etwas entgegnen konnte, hatte sie sich aus seinem Griff befreit.
    Kopfschüttelnd blickte er ihr hinterher. Er wollte ihr gerade folgen, als Tayanita zur Küche hereinschneite.
    »Mein Gott, Sam. Was für ein verrückter Tag. Danke nochmals, dass du uns geholfen hast, den Mann loszuwerden. Hoffentlich lässt er sich hier nie wieder blicken.« Sie machte sich am Küchenschrank zu schaffen.
    »Ich verstehe nicht, warum Hannah keine Anzeige erstatten möchte.«
    Tayanita hielt Sam einen Stapel Teller entgegen. »Du hast eine Schwäche für sie, nicht wahr?«
    Vielleicht konnte er so tun, als hätte er Tayanitas Worte nicht gehört, überlegte Sam, während er das Geschirr auf der Arbeitsfläche deponierte.
    »Sam. Sieh mich an.«
    Wohl oder übel richtete er seine Aufmerksamkeit auf seine Freundin. Manchmal war sie ihm unheimlich mit ihrem feinen Gespür. Trotzdem – diesmal täuschte sie sich. »Ich weiß nicht, was du meinst.« Er spielte den Ahnungslosen, doch anscheinend nicht sehr überzeugend.
    Tayanita verschränkte schmunzelnd die Arme vor der Brust. »Komm schon. Du weißt ganz genau, von wem die Rede ist. Ich sehe doch, dass sie dir nicht egal ist.«
    »Unsinn«, brummte er, die Hände in die Vordertaschen seiner Jeans stopfend. »Es ist vollkommen natürlich, dass ich mir Sorgen um sie mache, wenn ich sehe, dass sie von einem irren Kerl bedroht wird. Das würde niemanden kaltlassen.«
    »Stur wie ein Esel, nicht wahr?«
    »Du täuschst dich. Ich helfe einer Frau, die in Not geraten ist. Aber das ist auch schon alles, hörst du? Nicht mehr und nicht weniger. Punkt.« Er wandte sich zum Gehen, aber Tayanita hielt seinen Arm fest.
    »Sam, ich sehe es in deinen Augen. Da ist mehr. Mehr, als du dir eingestehen willst. Und ich finde es schön.«
    Er gab ein Schnauben von sich. »Was du nicht immer alles sehen willst. Kommt dir nie in den Sinn, dass auch du dich einmal irren könntest?«
    »Vielleicht solltet ihr miteinander ausgehen, um euch besser kennenzulernen«, beharrte sie.
    Diese Frau war wirklich unmöglich. Wenn er sie nicht so gernhätte, würde er ihr sagen, wohin sie sich ihre Ratschläge stecken könnte. »Ich sagte

Weitere Kostenlose Bücher