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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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einfach wäre, überlegte sie. Man hängt sich eine Kette um den Hals und schon sind alle Probleme gelöst.
    »Du musst nur ganz still sein«, raunte Tayanita in Hannahs Ohr. »Horch tief in dich hinein, Hannah. Dein Herz kennt die Antwort.« Behutsam löste sie sich von ihr.
    Hannah sah ihr forschend ins Gesicht. Konnte ihre Freundin Gedanken lesen?
    Tayanita drückte ihr sanft die Schulter. »Es wird sich schon alles richten«, sagte sie, und in diesem Moment hatte Hannah das sichere Gefühl, dass ihre Freundin die Wahrheit sprach.
    Als sie jetzt draußen vor der Tanzhalle auf Sam wartete, dachte sie wieder an Tayanitas Worte. Sie strich über das kalte Metall des Anhängers. Ihre Finger berührten den türkisfarbenen Stein, der in seiner Mitte funkelte. Nachdem sie eine Weile vergeblich auf Sam gewartet hatte, beschloss sie, es in der Tanzhalle zu versuchen. Ihr Herz klopfte stürmisch bei der Vorstellung, gleich auf ihn zu treffen. Sie hatten gestern einen wunderbaren, heiteren Abend miteinander verbracht. Niemals hätte sie gedacht, dass sie sich mit Sam Parker so gut verstehen könnte. Es knisterte zwischen ihnen. Das war nicht zu leugnen. Sam musste es ebenfalls bemerkt haben. Doch wohin würde das führen? Die Frage war, ob sie überhaupt wollte, dass aus diesem Knistern mehr wurde. Ihr Leben war momentan kompliziert genug. Auch ohne Sam. Andererseits hatte sie sich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt. So leicht.
    In der Halle herrschte ausgelassene Stimmung. Weitschwingende Röcke wirbelten, Kinder huschten kreischend und lachend zwischen den Tanzenden umher. Männer in engen Jeans und Cowboyhüten stampften im Takt zur Musik mit den Absätzen ihrer Stiefel auf der hölzernen Tanzfläche. Hannah bahnte sich einen Weg durch das Getümmel ans andere Ende der Halle, wo die Musik ein wenig leiser war, um sich an der Bar ein Mountain Dew zu bestellen. Während sie an ihrem Getränk nippte, sah sie Tayanita in Begleitung eines hochgewachsenen Fremden auf sie zukommen.
    »Hannah, darf ich dir George McKenzie vorstellen? George, das ist Hannah Mulligan, eine neue Freundin.«
    Georges Händedruck war warm und fest. »Hi Hannah, nett Sie zu treffen. Was für ein schöner Name.« Sein Bariton klang angenehm melodiös.
    »Es freut mich auch.« Sie blickte in schokoladenbraune Augen, von unzähligen Lachfältchen umgeben. Ungebändigte dunkle Locken umrahmten ein schmales intelligentes Gesicht, das ein Dreitagebart zierte. Ausgewaschene Jeans, ein Wildlederhemd mit Fransen und ein weinroter Schal vervollständigten den lässigen Look. Hannah fand den Mann auf Anhieb interessant. Mit feinen Antennen nahm sie die Schwingungen zwischen ihm und Tayanita wahr. Ob zwischen den beiden etwas lief? Jedes Mal, wenn Tayanita George anblickte, schlich sich ein fast zärtlicher Ausdruck in ihre Bernsteinaugen. Die Cherokee sah besonders apart an diesem Abend aus. Sie trug ihr schweres Haar zu zwei langen Zöpfen geflochten, deren Enden mit bunten Perlenbändern befestigt waren. Ein mitternachtsblauer spitzenbesetzter Samtrock und ein Oberteil aus fließendem Stoff, das wie silbernes Mondlicht glänzte, ließen sie geheimnisvoll wirken. Ihre nackten Arme schmückten silberne Armreifen, mit Silber besetzte Perlen glitzerten an ihren Ohren. Was für eine bemerkenswerte Frau ihre Freundin war. Hannah bewunderte nicht nur ihre äußere Schönheit, sondern ihre Klugheit, Sanftheit und Güte zogen sie ebenso in ihren Bann.
    »Interessieren Sie sich für Kunst, Hannah?«
    »Ja. Das tue ich tatsächlich.« Hannah schenkte George ein Lächeln.
    »Wenn Sie Lust haben, besuchen Sie mich doch in meiner Galerie in Tryon. Augenblicklich stellen wir Portraits einheimischer Künstler aus.« Sein Blick glitt hinüber zu Tayanita. Hannah konnte sich ein Schmunzeln gerade so verkneifen. Es war offensichtlich, dass die beiden etwas füreinander empfanden.
    »Hallo, schöne Lady.«
    Hannah wirbelte herum. Diese dunkle Stimme mit der winzigen Andeutung eines spöttischen Lächelns darin konnte nur einem gehören. Sam. Ihr Herz vollführte eine Pirouette.
    »Wie ich sehe, brichst du heute Abend mit der Tradition?«
    Irritiert starrte sie auf ihren Drink. Dann dämmerte es ihr. »Zur Feier des Tages darf es auch einmal etwas anderes als Grapico sein.« Verlegen strich sie sich durchs Haar. Sam sah unverschämt gut aus. Er trug einen Stetson, ein graues T-Shirt, das die Farbe seiner Augen zum Leuchten brachte, darüber ein lässiges Hemd im

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