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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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sein Glas und führte es zum Mund.
    »Warum treffen wir uns nicht dort?«, schlug sie vor, nachdem er im Stillen entschieden hatte, dass es sowieso besser wäre, sich nicht mit Hannah Mulligan einzulassen.
    Fast hätte er sich verschluckt. Er hüstelte und gab vor, darüber nachzudenken. »Ja, warum nicht?«, erwiderte er schließlich. »Wird Sylvia mit von der Partie sein?« Eigentlich war es ihm ziemlich schnuppe, ob die blonde Kratzbürste zum Festival kommen würde, aber er suchte fieberhaft nach Gesprächsstoff, um seine Verlegenheit zu überspielen. Er kam sich vor wie ein unbeholfener Schuljunge.
    »Nein.« Schmunzelnd schüttelte Hannah den Kopf. »Sylvia ist der Ansicht, dass dieses – wie hatte sie es formuliert – wilde Gehopse nichts für sie sei. Sie wird es sich lieber zu Hause mit einem guten Buch gemütlich machen.«
    Sam konnte nicht umhin, zu grinsen. »Typisch Sylvia. Sie scheint kategorisch alles abzulehnen, was Spaß machen könnte. So ist sie eben. Derart trocken, dass sie im Vorübergehen Staub aufwirbelt.«
    »Sam, also bitte!«
    »Was denn?« Er bemühte sich um einen unschuldigen Blick.
    »So schrecklich, wie du sagst, ist Sylvia nicht. Ich mag sie. Auch wenn sie zuweilen etwas herb erscheint.«
    Sein Schmunzeln vertiefte sich. »Herb. Du hast recht, dieses Wort charakterisiert sie gut. Dennoch kann ich sie leiden. Zumindest weiß man bei ihr immer, woran man ist.« Er bemerkte, dass das Feuer schwächelte, deshalb stand er auf, griff nach dem Schürhaken und stieß gegen die Scheite, um es anzufachen. »Übrigens, eine meiner Lieblingsgruppen spielt morgen auf dem Fest, die Kickin Grass Band .«
    »Du stehst auf Bluegrass?«
    »Du nicht?« Er hängte den Haken zurück und drehte sich zu ihr um.
    »Allerdings.« Sie sah ihn verschmitzt an. »Du vergisst, dass ich eine Südstaatenlady bin.«
    »Über die Lady lässt sich diskutieren.«
    »Frechheit«, erwiderte sie gut gelaunt.
    Das Kaminfeuer loderte knisternd und knackend. Sam spürte die Hitze der Glut auf seinen Wangen. Auf einmal schien sich die Atmosphäre im Raum zu verändern. Er konnte die elektrisierende Spannung fast mit den Händen greifen. Sein Puls schlug ein paar Takte schneller. »Change your mind for me, change your mind …« Bevor er sich stoppen konnte, summte er eine Strophe aus einem Lied der Kickin Grass Band .
    »Ich wusste gar nicht, was für ein Gesangstalent du bist.« In Hannahs grünen Augen flackerte etwas auf, das tief in seinem Inneren ein seltsames Flattern hervorrief.
    »Es gibt vieles, das du nicht über mich weißt, Hannah Mulligan«, entgegnete er, während sein Blick ihren festhielt.

26. Kapitel
     
     
     
    E r parkte den Pick-up abseits des Waldwegs im Schutz hoher Bäume, darauf bedacht, dass der Wagen von der Straße aus nicht zu sehen war. Den Rest des Weges legte er zu Fuß zurück. Schließlich sollte sein Besuch eine Überraschung werden. Sein Mund verzog sich zu einem fiesen Grinsen. Kleine Äste zerbarsten knackend unter den Sohlen seiner Sneakers, als er sich im Schatten hoher Kiefern näher an die Lichtung heranpirschte. Der Duft von Wacholder stieg ihm in die Nase, von frisch geschlagenem Holz, Moos und feuchter Erde.
    Shane fühlte sich flüchtig an seine Zeit bei den boyscouts – den Ohio Rotkardinälen (welch lächerlicher Name, dachte er nicht zum ersten Mal) – erinnert. Seine Mutter hatte darauf bestanden, dass er sich den Pfadfindern anschloss, weil sie der Meinung war, dass es ihrem Sohn an Disziplin mangelte. Verächtlich schürzte er die Lippen. Fucking boyscouts! Ob die gute Bernice ihn auch in dem Bewusstsein geschickt hätte, dass Curtis Harper, der Anführer seiner Gruppe, nichts unversucht lassen würde, um sich an ihrem Sohn zu vergehen? Obwohl seitdem so viele Jahre vergangen waren, stieg in Shane noch immer Ekel auf, wenn er daran dachte, wie sich Harper nachts im Schutz der Dunkelheit in sein Zelt geschlichen hatte. Eine Zeit lang hatte er versucht, das Drecksschwein ausfindig zu machen und zur Rede zu stellen, doch Harper schien wie vom Erdboden verschluckt. Irgendwann hatte Shane dann erfahren, dass der Kerl Opfer eines schweren Verkehrsunfalls geworden war und in einem Pflegeheim vor sich hindämmerte, was Shane mit einer gewissen Befriedigung erfüllte.
    In trübe Erinnerungen verstrickt, stolperte er über eine knorrige aus dem Boden ragende Riesenwurzel. Er strauchelte, drohte zu fallen, konnte sich aber im letzten Moment fangen. Während er leise fluchend

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