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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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könnten?«
    »Warum bleiben Sie nicht hier?«
    »Hier?« Irritiert hob Hannah die Brauen.
    »Im ersten Stock steht ein Apartment leer. Es wäre schön, wenn dort wieder einmal jemand übernachtet. Wir müssten nur rasch durchlüften. Das Bett ist im Nu bezogen.« Tayanita nahm das Tablett auf. »Kommen Sie, tun Sie mir den Gefallen. Ich würde mich freuen. Falls es Ihnen nicht zusagt, können Sie sich morgen etwas anderes suchen.«
    Wenn sie annähme, würde es ihr zumindest die lästige Sucherei nach einer Übernachtungsmöglichkeit ersparen, überlegte Hannah. »Ich nehme das Angebot gern an«, erwiderte sie kurz entschlossen. Diese Frau mit den indianischen Wurzeln schien der Himmel geschickt zu haben.
    »Fein.« Über Tayanitas Gesicht glitt ein Ausdruck der Zufriedenheit. »Ich bringe das Geschirr in die Küche, dann zeige ich Ihnen die Wohnung.«
     
    »Die Luft wird wahrscheinlich ein wenig abgestanden sein«, entschuldigte sich Tayanita mit einem Blick über die Schulter. »Ich hatte schon lange keine Übernachtungsgäste mehr.«
    »Wohnen Sie selbst ebenfalls im Haus?« Hannah schlängelte sich hinter Tayanita die engen Stiegen empor.
    »Nein. Mein Reich ist ein Wohnwagen, etwas außerhalb von Willow Creek. Ganz im Grünen, am Waldrand auf einem Hügel, von dem aus ich das ganze Land bis hin zu den Bergen überblicken kann. Ein herrliches Plätzchen.«
    Das passte zu ihr. Hannah war ein wenig mulmig zumute bei dem Gedanken, nachts die einzige Bewohnerin dieses Gebäudes zu sein. Oben angekommen atmete sie auf, als sie feststellte, dass vom Flur noch eine weitere Tür abging.
    Tayanita knipste ein Licht an und deutete auf eine der Türen, die im oberen Drittel mit einem farbigen Glaseinsatz verziert war. »Da wären wir.«
    »Wunderschön«, meinte Hannah. »Ich liebe Tiffanyglas.«
    »Ja, es ist bezaubernd, nicht wahr?« Tayanita zog einen Schlüsselbund aus ihrer Schürzentasche hervor.
    »Wer oder was versteckt sich hinter der Tür am anderen Ende des Flurs?«
    Tayanita lachte, während sie die Schlüssel sortierte. »Dahinter verbirgt sich nur eine unspektakuläre Rumpelkammer. Ein Speicher. Dort lagern wir alles, was wir nicht mehr, niemals oder vielleicht irgendwann doch noch einmal brauchen.«
    »Aha.« Hannah fiel in ihr Lachen ein, obwohl ihr ein weiterer Mitbewohner willkommener gewesen wäre.
    Tayanita hatte endlich den passenden Schlüssel gefunden. Sie öffnete und ließ Hannah in ein viereckiges Entree eintreten. Durch eine Glaskuppel an der Decke fiel helles Licht. Sie gab den Blick direkt in den Himmel frei. »Dieses Fenster hat der ehemalige Besitzer einbauen lassen. Er liebte das Tageslicht«, erklärte Tayanita. »Er war – ist«, verbesserte sie sich rasch, »ein Maler. Im Erdgeschoss, wo sich heute das Café und der Souvenirladen befinden, betrieb er seine Galerie.«
    »Warum ist er von hier fort? Das Gebäude scheint mir ideal für einen Künstler zu sein.«
    »Dem kann ich nur zustimmen. Das Haus besitzt etwas Besonderes. Es bietet alles, was sich ein kreativer Mensch wünschen kann. Licht, Platz, Atmosphäre und Rückzugsmöglichkeiten. Stauraum nicht zu vergessen«, fügte Tayanita schmunzelnd hinzu. »Was George allerdings betrifft«, sie zuckte mit einer Schulter, »er zog es vor, sein Glück in Tryon zu suchen. Dort, wo es früher oder später alle Künstler hinzieht.«
    George also. Der Gedanke an ihn schien die Cherokee zu berühren. Hannah glaubte, etwas in Tayanitas Augen aufflackern zu sehen. Die leise Andeutung von Sehnsucht. Oder war es Schmerz? Trauer? »Und Sie haben das Haus übernommen, als es frei wurde?«
    »Mir kam die Idee, ein Geschäft zu eröffnen, in dem ich die Sachen meiner Leute verkaufen könnte, und meine Mitarbeiterin Sylvia schlug vor, den Raum mit Wintergarten als Café zu nutzen.«
    »Warum wohnen Sie nicht hier?«
    Tayanita ließ den schweren Schlüsselbund zurück in ihre Schürzentasche gleiten. »Das habe ich tatsächlich. Für eine Weile.« Ein Schatten flog über ihr Gesicht, doch dann lächelte sie wieder. »Jetzt genieße ich es, draußen auf dem Land zu leben. Kommen Sie, Hannah. Ich zeige Ihnen den Rest der Wohnung.«
    Sie führte Hannah durch ein hellblau gefliestes, unspektakuläres Badezimmer, eine winzige Küche, ausgestattet mit einer Kochzeile, und einen hellen freundlichen Raum, der groß genug schien, um darin einen Tanztee zu veranstalten.
    Eine bequeme Sofaecke sowie ein blank gescheuerter Holztisch mit passenden Stühlen luden zum

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