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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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für dich da, das weißt du.«
    »Sicher. Danke.« Hannah starrte auf ihre nackten Zehen. Erneut trat kurzes Schweigen ein. »Helen? Ich lass dich jetzt schlafen gehen. Sobald ich auf Fairview angekommen bin, melde ich mich wieder, ja? Versprochen.«
    »Ich drück dich ganz fest. Gib gut auf dich acht, Hannah.«
    »Du auch. Und grüß mir Mike.« Nachdem Helen sich verabschiedet hatte, überkam Hannah schreckliche Einsamkeit. Sie wünschte, jemand wäre bei ihr, der sie in den Arm nehmen und ihr zuflüstern würde, dass alles gut werden würde. Weil sie dachte, eine heiße Tasse Tee würde ihr vielleicht guttun, tappte sie barfuß durch den Flur in die kleine Küche. Nachdem sie jedoch sämtliche Schubladen und Schränke durchwühlt hatte, gab sie auf. Tayanita hatte nicht gelogen, als sie sagte, dass die Küchenschränke in der Wohnung nicht viel hergaben. Kurzerhand schlüpfte sie im Flur in ihre Sandalen und verließ das Apartment, um sich unten im Café einen Tee zuzubereiten. Sie knipste das Licht im Flur an und begann, die Treppe hinabzusteigen. In Gedanken war sie bei Helen. Wie die Freundin es nur schaffte, den Alltag mit drei Kindern zu bewältigen, ihrem schwerkranken Mann beizustehen und dabei so fröhlich und zuversichtlich zu klingen? Plötzlich verharrte sie mitten in der Bewegung. Vom unteren Flur drang Lichtschein herauf. Hatte Tayanita vergessen, das Licht auszuschalten? Normalerweise achtete die Cherokee sorgfältig darauf, dass alle elektrischen Geräte abgeschaltet, alle Fenster geschlossen, die Jalousien heruntergelassen und sämtliche Lichter gelöscht waren, bevor sie das Gebäude verließ. In Hannahs Kopf überschlugen sich die Gedanken. Ihre Hand tastete nach dem Geländer, ihre Finger krallten sich um den Handlauf. In ihren Ohren pochte der hektische Pulsschlag ihres Herzens. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie daran, umzukehren und Tayanita anzurufen, doch dann reckte sie entschlossen das Kinn. Sie würde kein Angsthase sein! Sie würde Tayanita nicht mitten in der Nacht wecken, sondern wie geplant hinuntergehen und ihren Tee kochen. Wahrscheinlich hatte Tayanita diesmal einfach nicht daran gedacht, das Licht auszuknipsen. Solche Dinge passierten. Auf Zehenspitzen – nur um sicherzugehen – schlich Hannah weiter. Eine der Stufen gab unter ihren Sohlen ein lautes Knarren von sich. Hannah stieß einen leisen Fluch durch ihre zusammengepressten Zähne. Als sie die vorletzte Stufe erreichte, streifte ein kühler Lufthauch ihre bloßen Beine. Ihr entsetzter Blick fiel auf die Eingangstür. Sie stand offen. Unzählige schlammige Schuhabdrücke bedeckten die Bodenfliesen im Flur. Hannahs Herz stoppte.

15. Kapitel
     
     
     
    E liza Mae trommelte mit frisch manikürten, blassrosa lackierten Fingernägeln ungeduldig auf die blank polierte Oberfläche des Nussbaumesstischs, während sie darauf wartete, dass Agnes den Anruf entgegennahm.
    »Oaklands.«
    Ellie erkannte die leicht näselnde, stets etwas affektiert klingende Stimme auf Anhieb. Agnes Carnegie war ihr nah, seitdem sie sich in der offenen Trauergruppe der Baptistengemeinde über den Weg gelaufen waren. Agnes hatte ihren Mann Donald verloren, Eliza Mae trauerte um Tochter und Schwiegersohn. Zu Beginn hatten sie sich misstrauisch beäugt, denn Eliza hielt die stets leicht hysterische Agnes für ein albernes Geschöpf, doch im Lauf der Zeit kamen sie sich durch Gespräche und die gemeinsame Trauerbewältigung näher und entdeckten dabei, dass sie sich eigentlich doch recht sympathisch waren. Agnes und Eliza spielten leidenschaftlich gern Bridge und teilten sich einen Freundeskreis, der mit den Jahren stetig gewachsen war. Die Frauen wussten praktisch alles voneinander.
    »Eliza«, sagte Agnes erfreut, als diese sich zu erkennen gegeben hatte. »Wie schön, von dir zu hören. Rufst du wegen Caroline Johnsons goldener Hochzeit an? Du, ich habe da eine fantastische Idee. Wie wäre es, wenn wir uns morgen zum Frühstück im Dilworth Toasthauscafé treffen? Wenn ich mich recht erinnere, bist du doch verrückt nach diesem gefüllten French Toast, den sie dort anbieten. Ich könnte dir dann alle Einzelheiten berichten.«
    Über Elizas Lippen huschte ein Lächeln. Agnes Carnegie war ein sehr rühriger Mensch. Ständig auf Achse, stets bemüht, überall mitzumischen. Was Eliza zuweilen etwas anstrengend fand, aber Agnes war ihr ebenso eine gute Freundin. Besaß immer ein offenes Ohr, wenn Eliza jemanden zum Reden brauchte. Zudem war sie

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