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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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gestern gebacken.«
    Hannah nickte, dabei bemühte sie sich vergeblich, ein Gähnen zu unterdrücken. Einen flüchtigen Augenblick lang war sie versucht, nachzufragen, wer Deanna war, aber sie verwarf den Gedanken rasch. Sie war viel zu müde, als dass es sie wirklich interessierte. Das Eis knisterte leise in den Gläsern, als Sam Gingerale aus einem Krug einschenkte. Nachdem er Hannah ein Glas gereicht hatte, nahm er den Ledersessel in Beschlag.
    »Törtchen?«
    »Danke, vielleicht später.« Erneut gähnte sie hinter vorgehaltener Hand. Einen Augenblick herrschte Schweigen. Hannah empfand die Stille bedrückend und verspürte das Bedürfnis, irgendetwas sagen zu müssen. »Sie haben es schön hier. Haben Sie das Haus selbst gebaut?« Du liebe Güte, ihr Geplauder klang selbst in ihren Ohren gekünstelt. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, nahm sie sich einen Blaubeermuffin. Sie biss hinein, verschluckte sich und konnte nicht mehr aufhören, zu husten.
    »Trinken Sie etwas.«
    »Es geht schon«, krächzte sie, griff aber dennoch gehorsam nach ihrem Glas und nahm einen großen Schluck.
    »Alles in Ordnung?« Der intensive Blick aus seinen grauen Augen verwirrte sie.
    »Hm.« Sie legte den Muffin zurück auf den Teller. Sie hatte keinen Appetit. Da Sam weiterhin schwieg, startete sie einen neuen Versuch. »Seit wann leben Sie hier?«
    »Eine Weile.« Er starrte in die kalte Glut des Kamins, offensichtlich mit seinen Gedanken ganz woanders.
    »Sie haben mit Ihrer Frau hier gewohnt, nicht wahr?« Hannah bereute die Frage noch im selben Moment, da sie sie ausgesprochen hatte. O nein, Hannah, wie ungeschickt. Auf dieses Terrain solltest du dich nicht begeben. »Entschuldigung. Ich wollte nicht …«
    Sam richtete seinen kalten Blick auf sie.
    »Hören Sie, es tut mir leid. Es geht mich nichts an.«
    »Da haben Sie verdammt recht.« Seine Augen blitzten ungehalten auf. »Was wird das hier? Ein Frage- und Antwort-Spiel?«
    Blödmann. »Ich versuche lediglich, ein wenig Konversation zu betreiben. So, wie es zwischen zwei erwachsenen Menschen nun einmal üblich ist«, funkelte sie ihn an. »Sich mit Ihnen unterhalten zu wollen, ist jedoch ungefähr so einfach wie …« Fieberhaft suchte sie nach einem passenden Vergleich. »… einer Katze das Bellen beizubringen.« Täuschte sie sich oder zuckte es um seine Mundwinkel?
    »Mir war nicht bewusst, dass Sie das Unterhaltungsprogramm gebucht hatten.« Da war er wieder, dieser spöttische Unterton. »Hätte ich gewusst, dass Sie gern plappern möchten, hätte ich ein paar Damen der Nachbarschaft eingeladen.« Er betonte das Wort Damen so anzüglich, dass es fast einer Beleidigung gleichkam.
    »Was ist eigentlich Ihr Problem?«
    »Wieso denken Sie, dass ich ein Problem habe? Ich habe Sie nicht gezwungen, nach Green Acres zu kommen. Ich tue einzig und allein einer guten Freundin einen Gefallen.«
    Sie musterten einander, bis Hannah sich ohne ein weiteres Wort erhob und in den Flur ging, um ihre Reisetasche zu holen. Dummerweise war sie ohne fahrbaren Untersatz, sonst hätte sie Green Acres postwendend verlassen. Mit der Tasche in der Hand blieb sie vor der Treppe stehen. »Wären Sie vielleicht so liebenswürdig, mich wissen zu lassen, wo ich schlafen kann?«
    »Sie sind bereits auf dem richtigen Weg. Die Treppe hinauf, dann gleich das erste Zimmer auf der linken Seite. Ihr Badezimmer befindet sich direkt gegenüber.« Sam machte einen halbherzigen Versuch, sich aus seinem Sessel zu schälen. »Möchten Sie, dass ich es Ihnen zeige?«
    »Ich denke, das kriege ich selbst hin«, erwiderte sie kühl. »Besten Dank.« Hocherhobenen Hauptes begann sie, die Treppe nach oben zu steigen. Idiot. Morgen würde sie hier definitiv wieder verschwinden. Keinen Tag länger als nötig würde sie in Sam Parkers Haus verweilen! Als die Stufen unter ihr schwankten, griff sie nach dem Treppengeländer.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?« Natürlich hatte er sie beobachtet.
    Sie drehte sich um und zwang sich zu einem frostigen Lächeln. »Sicher.« Als ob ich dir auf die Nase binden würde, was mit mir los ist, dachte sie trotzig.
    Oben angekommen erreichte sie einen quadratischen Flur. Sie öffnete die erste Tür zu ihrer Linken und tauchte ein in einen zartrosa geblümten Traum. Sofort fiel ihr sehnsüchtiger Blick auf ein breites, weiß lackiertes und mit Spitzenwäsche bezogenes Himmelbett vor einer großzügigen Fensterfront, die den Blick auf eine Wiese freigab. Auf einem Nachttisch aus dunklem

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