Hannas Entscheidung
Obhut des BKA bliebe«, wandte sich Konz an den Kirchenmann.
Die Blicke der drei Männer richteten sich auf Hanna.
»Ich bleibe bei meinem Onkel.«
»Hanna, Armin Ziegler ist nicht dumm, er weiß, dass wir ihm auf der Fährte sind. Viktor mag geschickt sein, dennoch wird unser Eindringen in das System kaum unbemerkt geblieben sein.«
»Nein, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es bemerkt wurde«, sprang Paul dem Oberst bei. Dieser nickte.
»Du weißt, was passieren kann, wenn sich dein Stiefvater in die Enge gedrängt fühlt.«
»Wie Sie sagten, Oberst Hartmann, Armin Ziegler ist nicht dumm. Er wird sich hüten, Johanna zu nahe zu kommen, solange sie bei mir ist.«
»Was macht Sie da so sicher, Kardinal Voigt?«, wandte sich der Oberst ihm abrupt zu.
»Erledigen Sie Ihren Job! Um die Sicherheit von Johanna kümmere ich mich«, konterte der Kirchenmann.
Ben sah den beiden nach, als sie den Raum verließen. Er atmete tief durch und unterdrückte den Impuls, ihnen nachzulaufen.
Konz und der Oberst setzten sich. »Jetzt sind wir genauso schlau wie vorher. Woher wusstest du, dass die Unterlagen von ihm kamen?«
Konz grinste. »Gar nicht, aber ich fand, seine Reaktion war eindeutig.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Abwarten, beobachten und weiter Informationen sammeln.« Ein tiefes Seufzen kam aus der Brust des Obersts. »Es wäre auch zu einfach gewesen. Kommen Sie, Major Wahlstrom, wir haben einiges zu tun.« Mit einem kurzen Nicken zu Konz verließ auch der Oberst den Raum.
Langsam stand Ben auf. Zum ersten Mal in seinem Leben fand er seinen Job zum Kotzen.
Hanna schwieg, während die Limousine durch den Berliner Verkehr fuhr. Auch die gemietete Limousine erfüllte einen Zweck, da war sich Hanna sicher, wenn sie auch nicht wusste, welchen. Die Karosse gehörte einer Autoverleihfirma und zählte nicht, wie von ihr zuerst angenommen, zum Fuhrpark der Kirche. Vor Carolines Haus öffnete der Chauffeur ihrem Onkel die Tür, und sie beide stiegen aus.
»Ich nehme an, du hast einige Fragen für mich parat. Tee oder Kaffee?«
»Wasser.« Sie setzte sich an den Küchentisch und beobachtete ihren Onkel, wie er sich eine Kanne Tee zubereitete. Zuvor war er in sein Zimmer gegangen und hatte das offizielle Gewand gegen eine schwarze Hose und ein weißes Hemd getauscht. Er stellte ihr die Wasserflasche und ein Glas auf den Tisch. Es gab vermutlich nicht viele Menschen, die von einem Kardinal bedient wurden, dachte Hanna, als sie sich Wasser eingoss.
»Okay – schieß los.«
»Seit wann weißt du das mit Lukas?«
»Seit knapp einem Jahr.«
»Und warum hast du es erst jetzt an das BKA weitergegeben, dazu noch anonym?«
»Weil es so lange gedauert hat, die Beweise zusammenzustellen und weil sie vorhatten, ihn aufgrund der Kronzeugenregelung aus der Haft zu entlassen.«
»Wie hast du davon erfahren?«
»Auch im Gefängnis gibt es Priester.«
»Lukas ist zur Beichte gegangen?« Ungläubig starrte sie ihren Onkel an, der nur mit den Schultern zuckte.
»Manchmal haben solche Ereignisse eine seltsame Auswirkung auf Menschen, selbst auf diejenigen, die bisher verloren zu sein schienen.«
»Aber wie hast du davon erfahren? Ich dachte, ihr nehmt das Beichtgeheimnis sehr ernst.«
»Tun wir auch, aber auch ein Priester geht zur Beichte.«
»Also hast du es gebrochen.«
»Nein. Ich habe es genutzt, um Nachforschungen anzustellen und Hinweisen nachzugehen, was leichter ist, wenn man die Wahrheit kennt. Und diese Informationen habe ich weitergeleitet.«
»Du persönlich?«
»Nein.«
»Aha.«
Ein Schmunzeln erschien auf dem Gesicht ihres Onkels. »Aha was?«
»Also stimmen die Gerüchte über Geheimbünde, die in der katholischen Kirche die Schmutzarbeit erledigen.«
»Nein, sie stimmen nicht. Johanna, die katholische Kirche ist in all den Jahrhunderten durch viele schwierige Zeiten gegangen, angefangen von ihrer Verfolgung in der Entstehungszeit über viele machtpolitische Ränkespiele bis in die heutige Zeit. Auch die Kirche macht Fehler und lädt Schuld auf sich. Letzten Endes besteht sie aus Menschen, und wir sind fehlbar. Dennoch ist die innere Kraft da, das Gebet, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Menschen handeln in ihrem Glauben und helfen, die Welt ein Stück weit besser zu machen. Und dazu gehört es, ein wenig die Arbeit der Menschen zu unterstützen, die an vorderster Front stehen, sei es bei der Polizei oder beim Militär.«
»Das ist jetzt eine politisch korrekte, geschickte
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