Hannas Entscheidung
geholfen hatte. Ihr Entschluss stand fest. Sie würde Caroline auf keinen Fall in Schwierigkeiten bringen, aber das musste sie ihrem Onkel ja nicht auf die Nase binden.
10 Suche
M it der linken Hand tastete Ben nach seinem Handy, das ihn mit einem lauten Ton und leuchtendem Display aus dem Schlaf gerissen hatte.
»Ja.«
»Ich gebe Ihnen eine halbe Stunde, wach zu werden und zum BKA zu kommen.«
Bevor Ben seinem Oberst antworten konnte, klang der Signalton.
Er hatte aufgelegt.
Leise vor sich hin fluchend, warf Ben einen Blick auf sein Display. Drei Uhr nachts. Verdammt, er war es nicht mehr gewohnt, mitten aus seinem Schlaf gerissen zu werden. Er brauchte neunundzwanzig Minuten, bis er im Besprechungsraum des BKA saß. Neben Oberst Hartmann waren Paul Gerlach, Sven Brinkmann und dessen Vorgesetzter beim BKA anwesend. Eine Kanne Kaffee stand auf dem Tisch und Ben bediente sich davon, während er sich setzte.
»Nun, da wir vollzählig sind –«, Hartmann holte tief Luft, »Lukas Benner wurde vor zwei Stunden tot in seiner Zelle aufgefunden.«
Niemand sagte etwas.
Ben suchte kurz nach seinem schlechten Gewissen, weil ihn die Nachricht nicht erschreckte, sondern eher ein Gefühl der Zufriedenheit in ihm weckte.
»Ich weiß, niemand in diesem Raum trauert um den Mann, dennoch haben wir damit eine Chance verpasst, mehr über die FoEI zu erfahren. Wir stehen wieder genau an derselben Stelle wie vor einem Jahr und sind kein Stück weiter.«
Ben runzelte die Stirn bei den Worten des Vorgesetzten von Sven Brinkmann – wie hieß er noch gleich? Konz. Ja, Gerhard Konz. »Finden Sie nicht, dass die Handlungsweise der FoEI zeigt, wie sehr sie unter Druck stehen? Die Hartnäckigkeit, mit der sie versucht haben, Lukas Benner zu töten? Wer unter Druck steht, macht Fehler. Untersuchen Sie den Tod, dann werden Sie sicherlich Spuren finden. Wie ist er überhaupt gestorben?« Letzteres interessierte Ben brennend.
Sven antwortete für seinen Vorgesetzten: »Äußerlich sind keinerlei Spuren erkennbar. Derzeit geht der Arzt, der den Tod festgestellt hat, von einem Herzversagen aus, aber seine Leiche befindet sich zurzeit in der Rechtsmedizin und wir werden warten müssen, was dabei rauskommt.«
»Herzversagen bei einem Sechsunddreißigjährigen.« Nicht schlecht, dachte Ben. Das könnte im Zweifelsfall sogar durchgehen.
»Ja. Er muss sich gestern ziemlich aufgeregt haben, nachdem seine Ex-Frau ihn besucht hat. Sie hat ihm irgendwelche Papiere zur Unterzeichnung vorgelegt, und es gab anscheinend einen hässlichen Streit zwischen den beiden«, bestätigte Sven Bens stummen Gedanken.
»Hat er sie unterschrieben?«
»Ja.«
»Okay, Marie Benner ...«
»Ziegler«, unterbrach ihn Sven.
Er hob die Augenbrauen. »Sie hat den Namen ihres Stiefvaters wieder angenommen?«
»Korrekt. Und nicht nur das. Armin Ziegler hat seinen Geschäftsführerposten an sie abgegeben, den sie während seiner Haft provisorisch wahrgenommen hatte.«
»Wann?«
»Nun, bisher rein inoffiziell. Die offizielle Bekanntmachung soll am Freitag auf einer außerordentlichen Beiratssitzung stattfinden«, steuerte der Computerspezialist bei.
Ben sah Paul an, der jetzt breit grinste und die Achseln zuckte. »E-Mails sind nie sicher, und der Beirat setzt sich aus Mitgliedern außerhalb des Unternehmens zusammen, sprich – außerhalb ihres internen Netzwerks.«
Oberst Hartmann mischte sich ein: »Also – fassen wir es zusammen. Marie Benner – jetzt wieder Ziegler – lässt sich von ihrem Ehemann scheiden. Sie erhält die Geschäftsführerposition bei Medicare, was übermorgen offiziell auf einer Beiratssitzung bekannt gegeben wird. Zuvor – nämlich gestern – sucht sie ihren Ex-Mann auf, damit er ihr Papiere unterschreibt. Wisst ihr, worum es dabei ging?«
Die Zwei BKA-Männer schüttelten unisono den Kopf.
»Und heute um ein Uhr in der Früh wird Lukas Benner tot in seiner Zelle gefunden. – Wieso war überhaupt jemand um die Uhrzeit bei ihm?«
»Er hatte den Notfallknopf gedrückt«, präzisierte Konz den Vorfall. »Als der Wachdiensthabende nachschaute, lag Benner bewusstlos auf dem Boden, in seinem Erbrochenen, leichenblass und mit kaltem Schweiß auf der Stirn, was ihn veranlasste, sofort den Notarzt herbeizurufen. Der wiederum konnte nur noch seinen Tod feststellen.«
»Auch wenn die Symptome einen Herzinfarkt nicht ausschließen, ich an deiner Stelle, Gerhard, wüsste, mit wem ich mich intensiver beschäftigen würde.«
Konz räusperte
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