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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Vermittler?«
    Ein schmales Lächeln erschien auf seinem Gesicht, dem jegliche Wärme fehlte. »Die Geschäfte sind heikel und bedürfen oft sehr guter Rechtskenntnisse und politischer Beziehungen.«
    »Warum meinst du, ich müsste ihn kennen?«
    Er zuckte die Achseln. »Hoffnung. Wir denken, er ist der Kopf, wenn es um die Drecksarbeit in der FoEI geht. Er sorgt dafür, dass Rebellen Waffen erhalten, wenn das den Zielen der FoEI in dem Land dient.«
    Sie nahm das Bild ein weiteres Mal in die Hand und betrachtete es erneut. Nein, sie kannte den Mann nicht. Mit einer Handbewegung erfasste sie alle Bilder auf dem Tisch. »Was hat er mit dem Überfall in Afrika zu tun?«
    »Wolff ist der Kopf bei jeder militärischen Aktion. Lukas Benner hat während des Studiums in seinem Unternehmen gearbeitet. Wusstest du, dass Lukas eine militärische Ausbildung genossen hat und dort rausgeflogen ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Lukas mag den Einsatz geleitet haben, aber er hat nicht die Logistik hinter dem Überfall gesteuert. Diese Aufgabe übernahm Konstantin Wolff.«
    »Woher hast du all die Informationen?«
    »Das spielt keine Rolle. Wenn du in dein altes Leben zurück möchtest, musst du wissen, mit wem du es zu tun hast.«
    »Ich habe mit diesem Typen nichts zu tun.«
    »Doch, denn es waren seine Leute, die dich gestern schnappen wollten.«
    »Woher ...«
    Er hob die Hand und brachte sie zum Schweigen. »Vielleicht will er dich erst als Lockvogel benutzen und dann töten. Egal. Am Ende steht in jedem Fall dein Tod.«
    »Als Lockvogel?«
    »Ja.« Er seufzte tief. »Die Einheit von Oberst Hartmann ist ihm ein ziemlicher Dorn im Auge. Sie hat die FoEI in den letzten Jahren verdammt viel Geld gekostet. Was in ihren Augen schwerer wiegt, ist, dass sie den Einfluss, den die Wirtschaft auf den afrikanischen Kontinent nimmt, verschoben haben.«
    Hanna schüttelte den Kopf. »Und weshalb sollte ich einen Lockvogel für Oberst Hartmann darstellen?«
    »Für ihn oder für Major Wahlstrom. Immerhin ist Letzterer hier aufgekreuzt und hat mit seiner Dummheit die FoEI auf dich gehetzt.«
    Nachdenklich rieb sie sich das Kinn. Das mit dem Lockvogel war doch Blödsinn. Aber ein anderes Bild schob sich in ihren Kopf, das von der Stichwunde. Er hatte ihr nichts darüber erzählt. Geheimhaltung. Immerhin hatte ihn der Vorfall so verstört, dass er sie besucht hatte. Nur, um dann wieder aus ihrem Leben zu verschwinden. Er hatte ihr ihr altes Fotoalbum geschenkt. Weshalb war er da gewesen? Was hatte er von ihr wissen wollen? Wieso hatte er ihr seine Fragen nicht gestellt? Ich vertraue deiner Entscheidung .
    »Was hat die Kirche mit der Sache zu tun?«
    Langsam lehnte sich ihr Onkel zurück, schlug die Beine übereinander und legte seine Hände gefaltet auf das obere Knie. »Was ist in Wahrheit da unten in Afrika passiert?«
    »Ist das eine rhetorische Frage?«
    Durchdringende bernsteinfarbene Augen richteten sich auf sie. »Nein, das ist mein Ernst.«
    »Männer –, Söldner überfielen das Dorf und brachten die Menschen um. Lukas Benner hat sie angeführt, und das alles, um zu verheimlichen, dass sein Unternehmen Medikamente mit einer falschen Wirkstoff-Zusammensetzung geliefert hat.«
    »Nein, das meine ich nicht.«
    »Was meinst du dann?«
    »Was du entdeckt hast. Das, was du niemandem erzählt hast.«
    Sie lachte kurz auf, um ihr ungutes Gefühl loszuwerden, dass er etwas wissen wollte, was sie nicht bereit war, preiszugeben. Auch ihm nicht. »Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst.«
    Er beugte sich nach vorn und diesmal glitzerte es in seinen Augen. »Wie wahrscheinlich ist es, dass die Zwillingsschwester von Marie Benner in einem Dorf in Afrika aufkreuzt, das gerade von einer Söldnertruppe, angeführt von deren Mann, überfallen wird?«
    Eine Pause entstand, in der Hanna nicht wagte, laut zu atmen.
    »Bestimmung?«
    Sein Blick durchbohrte sie. »Oder ein abgekartetes Spiel?«
    Sie stand auf, durchschritt das Zimmer und stellte sich ans Fenster. Ein Frösteln lief ihr über den Körper, aber nicht vor Kälte. »Von wem abgekartet?«, brachte sie schließlich heraus, ohne sich umzudrehen.
    »Sag, du es mir.«
    Nein. Sie und Harry hatten einen Auftrag gehabt. Niemand wusste, dass sie einen Abstecher in das Dorf machen würden. Schließlich war das ein spontaner Vorschlag von Ochuko Mutai gewesen, ihrem Fahrer, der seine Schwester dort besuchen wollte. Bestimmung? Sie rieb sich mit dem Mittelfinger die Stirn über der Nasenwurzel. –

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