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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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freundlichen Lächeln versuchte er, das Unbehagen des Mannes zu zerstreuen.
    »Werderscher Damm 21-29, Potsdam.«
    »Zur Kaserne?« Sein Blick wanderte zu Hanna, die mit stur abgewandtem Gesicht aus dem Seitenfenster sah. Sie rieb sich den Arm, wo er sie gepackt gehalten hatte.
    »Ja.«
    Das Fahrzeug setzte sich in Bewegung, fädelte sich in den Verkehr ein. Mit einigen tiefen Atemzügen bekam Ben seine Anspannung in den Griff. Er hatte sie. Hanna saß neben ihm, und er würde sie nicht mehr aus den Augen lassen, bis sie – ja bis wann? Er runzelte die Stirn und legte seine Hand nah genug bei ihr ab, um im Zweifelsfall zupacken zu können, sollte sie versuchen, an einer Ampel zu flüchten. Doch die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle. Der Fahrer entspannte sich im Small Talk mit Ben. Die ganze Zeit über kam keine Silbe von Hanna. Aus ihrer abgewandten Miene konnte er nichts lesen.
    Sie hielten vor der Kaserne. Als Hanna nach dem Türgriff langte, stoppte sie Ben.
    »Du steigst auf meiner Seite aus«, lautete sein knapper Befehl, den sie zu seinem Erstaunen befolgte. Der Taxifahrer half ihm beim Entladen des Kofferraums. Mit beiden Gepäckstücken in der Hand bezahlte Ben und verzichtete auf eine Quittung. Lieber die Fahrt aus eigener Tasche bezahlen, als Hanna länger als nötig aus den Augen zu lassen. Bevor er sie am Arm greifen konnte, ging sie auf das Tor mit dem Wachhäuschen zu.
     
    Noch immer tat Hanna der Arm weh. Sie musterte die Kaserne mit dem Zaun, sah die Kameras und resignierte innerlich. Das sah nicht vielversprechend aus. Ben holte eine Karte hervor, die der Soldat an der Pforte durch einen Scanner zog. Seine Waffen zeigten ihr allzu deutlich, dass sie sich auf militärischem Gelände befand. Der Mann fragte nicht mal nach ihr, schaute nur neugierig, nachdem er vor Ben salutiert hatte. Auch diesmal beeilte Hanna sich vorwärtszugehen, bevor sie wieder gepackt wurde. Sie betraten das Gebäude.
    Sie wandte sich ihm zu, sah ihn das erste Mal seit der Taxifahrt direkt ins Gesicht, hob fragend die Augenbrauen.
    »Zum Aufzug.« Er deutete mit der Hand nach rechts, drückte das Zeichen für abwärts. In Hannas Magen bildete sich ein Knoten. Die Tatsache, dass sie nicht zum BKA gefahren waren, sondern stattdessen zu einer Kaserne, hatte bereits ein mulmiges Gefühl in ihr verursacht. Bei der Vorstellung, sich unter die Erdoberfläche zu begeben, sträubte sich innerlich alles in ihr. »Können wir reden?«
    »Das werden wir, verlass dich drauf.«
    »Irgendwo anders?«
    Mit einem sanften »Pling« schoben sich die Aufzugtüren auseinander.
    Ein Funkeln erschien in seiner Iris, gleichzeitig versperrte er ihr den Weg zum Ausgang des Gebäudes. »Nein.«
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich, Schweiß trat auf ihre Stirn, sie biss sich auf die Unterlippe. Seine Haltung veränderte sich. Seine Schultern waren angespannt, genauso die Arme, die Knie leicht gebeugt.
    »Geh«, befahl er knapp. Als sie keine Anstalten machte sich zu bewegen, trat er drohend auf sie zu. Hanna wich zurück, prallte gegen die Aufzugtüren, die sich wieder geschlossen hatten. Mit einem Kopfschütteln drückte er auf den Aufzugknopf. »Was ist? Meinst du, wir haben da unten eine Folterkammer?«
    Es würde sie nicht im geringsten wundern. »Was willst du überhaupt von mir?«
    Ohne Antwort schubste er sie in den Aufzug, drückte auf einen Knopf, gab einen Zahlencode ein und zog seine Karte durch einen Schlitz.
    Das war zu viel. Mit einem Satz versuchte sie sich herauszukatapultieren, während die Aufzugtüren sich schlossen. Es misslang. Ihre Tasche flog ihr nach, traf sie am Oberkörper und warf sie um. Sie landete auf ihrem Hintern, knallte mit der Schulter an die Wand und stieß sich zu allem Überfluss noch den Ellenbogen am Musikknochen, sodass ihr eine schmerzhafte Vibration durch den Arm schoss.
    Der Aufzug setzte sich in Bewegung. Er stellte sich vor sie und reichte ihr die Hand. Statt sie anzunehmen, schob Hanna sich mit den Beinen in die Ecke und verschränkte die Arme. Sollte er doch zusehen, wie er sie hier rausbekam. Sie würde sich keinen Millimeter bewegen. Die Fahrt endete. Mit dem Fuß schob er ihre Tasche als Barriere in die Tür, schwang sich Ihren Rucksack auf den Rücken.
    »Ich an deiner Stelle würde freiwillig rausgehen.«
    »Du hast mir meine Frage nicht beantwortet!«
    »Dir helfen, falls du das endlich mal in deinen verdammten, verfluchten, sturen Dickschädel reinbekommst.«
    Sie rappelte sich auf und ging an ihm

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