Hannas Wahrheit (German Edition)
wirklich der Auslöser für den Überfall auf das Dorf gewesen war? War es fair von ihr, Viktor in Gefahr zu bringen?
„Geht es um den Trojaner auf deinem Rechner?“, hörte sie seine ruhige Stimme. Sie öffnete die Augen und nickte langsam.
„Weil er vom BKA stammt?“ Hanna und Viktor zuckten zusammen. Nina stand im Türrahmen, nur mit einem T-Shirt bekleidet. Sie gähnte herzhaft, warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, dann riss sie die Augen auf. „Seid ihr wahnsinnig, an einem Sonntagmorgen um sieben Uhr hier zu hocken und Gespräche über einen Trojaner zu führen? Nicht, dass mich das nicht interessieren würde.“ Sie hielt inne und ließ sich neben Viktor auf das Sofa fallen. „Puh, ich brauche erst mal einen Kaffee, bevor ich auch nur einen Moment weiter die Augen auflasse.“ Nina schnappte sich den Becher, den Viktor vor Hanna hingestellt hatte. Hanna sah Viktor an und Viktor sie. Sie sah seine Verunsicherung, ihr ging es nicht anders.
Schließlich räusperte er sich, während er Nina ansah, als sähe er sie das erste Mal.
„Darf ich fragen, wie du darauf kommst, dass der Trojaner von Hannas Laptop vom BKA stammt?“
Nina stellte vorsichtig den Kaffeebecher auf den Tisch, was für Hanna eine gefühlte Ewigkeit dauerte. „Ich habe mir den Code genau angesehen.“
„Und?“
Nina hob den Kopf, legte den Kopf schief und betrachtete ihren Freund. Beide schienen vergessen zu haben, dass sie mit im Raum war.
„Es ist langweilig, eine gute Software zu schreiben, ohne dass man den Ruhm dafür kassieren kann, findest du nicht?“
Statt zu antworten, sah er sie weiter an. Nina zuckte mit den Achseln. „Der Programmierer hat ein Erkennungszeichen in dem Code hinterlassen. Er heißt Paul Gerlach. Ich habe mich umgehört und erfahren, dass er einen Job bei der Polizei hat.“
„Interessant, du hast mir gar nichts von deinen Nachforschungen erzählt.“
Viktor lehnte sich im Sofa zurück. Ninas Gesicht färbte sich rot. Hanna konnte die Spannung zwischen den beiden fühlen, sie räusperte sich.
„Und wieso denkst du, er arbeitet beim BKA?“
„Weil so eine Software garantiert nicht bei einem Landeskriminalamt entwickelt wird.“
„Und weshalb nicht?“ Viktors Frage war nicht so harmlos, wie sie klang, stellte Hanna fest. Sie verstand nicht, weshalb er so verletzt darüber war, dass Nina Nachforschungen angestellt hatte. Sie war der jungen Frau dankbar für diese Information. Es nahm ihr ein Stück weit die Angst, dass jemand anderes mit mehr Geld hinter der Überwachung ihres Laptops gestanden hatte. Jemand, der bereit war, alles zu machen, um seine Interessen zu schützen. Nina drehte sich stärker zu Viktor um und sah ihm ruhig ins Gesicht.
„Ich habe dir nie verheimlicht, dass ich mal Probleme mit dem BKA hatte. Und wie sieht das mit dir aus, Viktor?“
Sein Körper spannte sich an. „Wie meinst du das?“
„Genauso wie ich es gesagt habe. Mir hat Angelika Winters genau deshalb ein Jobangebot unterbreitet, weil ich Probleme mit dem BKA hatte. Also, wie sieht es bei dir aus?“
Viktor lächelte Nina an. „Mir hat Angelika einen Job angeboten, weil ich so gut bin.“
Nina lächelte zurück. „Einer der Besten.“
„Hm, ich würde sogar sagen: der Beste“, erklärte Viktor gönnerhaft.
„Und dann bist du nicht auf die Idee gekommen, nach der Signatur des Trojaners zu forschen?“, spottete Nina.
Das Grinsen von Viktor wurde eine Spur breiter. „Doch, aber es scheint, als hätte ich an der falschen Stelle gesucht.“
„Tja, manchmal bewegt sich auch die Polizei in rechtlich fraglichen Bahnen.“
„Bist du dir absolut sicher, dass der Trojaner vom BKA stammt?“, mischte sich Hanna in das Gespräch ein.
„Ziemlich. Was mich zu meiner nächsten etwas neugierigen Frage bringt: Weshalb wirst du vom BKA überwacht?“
Die ganze Aufmerksamkeit von Viktor und Nina richtete sich auf sie. Unbehaglich rutschte sie auf dem Sofa nach vorne. Sie brauchte die Hilfe von Viktor, um sich Zugang zu den Daten von Medicares zu verschaffen. Vielleicht war es gar nicht schlecht, jemanden im Boot zu haben, der sich mit dem BKA auskannte.
„Hanna, wenn ich dir helfen soll, muss ich schon wissen, worauf ich …“
„… wir …“, korrigierte Nina Viktor. Er zog einen Mundwinkel kurz hoch.
„… wir uns einlassen.“
Sie nickte, er hatte recht. Es war Zeit, jemandem zu vertrauen.
„Bei meinem letzten Aufenthalt in Afrika sind wir am Ende der Tour in ein Dorf gefahren. Es war nicht
Weitere Kostenlose Bücher