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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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wissen müssen. Erst hatten sie ihren Vater bei einem Autounfall verloren, dann war das mit ihr passiert. Aber es gab auch die andere Seite in ihrem Leben, Armin und Lukas. Beide verwöhnten Marie mit Luxus und einer heilen Welt. Hanna empfand Bitterkeit.
    „Also, warum bist du so blass geworden?“ Statt einer Antwort schwieg Hanna. Am einfachsten war es immer, darauf zu warten, auf welche Idee Marie kam, das schützte sie vor weiteren Lügen. So war es immer gewesen. Marie war überaus kreativ, wenn es darum ging, sich die Wirklichkeit zurechtzubasteln. Als sich Maries Augen weiteten, wusste sie, dass ihr eine Idee gekommen war.
     „Du hast mit einem Mann geschlafen.“
    Ihr Gesicht verfärbte sich tomatenrot. Verflixt, wieso schienen alle ihr nahestehenden Menschen auf diesen Gedanken zu kommen. Es war wie ein Stigma, das an ihr zu haften schien und dem sie nicht entrinnen konnte.
    „Wie kommst du auf so einen Blödsinn?“, fragte sie gereizt.
    „O Gott, du hast doch nicht etwa mit Harry geschlafen? Hanna, bist du wahnsinnig? Er ist verheiratet und seine Tochter ist in unserem Alter.“ Marie hatte die Familie Winter kennengelernt, als diese einmal Berlin besucht hatte.
    Sie verdrehte die Augen. Es war typisch für Marie, dass ihre Gedanken in diese Richtung gingen.
    „Nein.“
    „Wer war es dann?“
    „Niemand.“
    Marie grinste von einem Ohr zum anderen. „Oh nein, Schwesterherz, aus der Nummer lasse ich dich nicht so schnell raus. Noch nie habe ich erlebt, dass dir etwas so peinlich ist. Ich sehe es dir an, du hast deine Unschuld verloren.“
    Marie stockte, biss sich auf die Lippen und senkte den Blick. „Entschuldige, das war taktlos von mir.“
    Hanna Rosenbaum schüttelte den Kopf, rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum und sah sich um, ob jemand ihr Gespräch verfolgte. Das war nicht gerade ein unverfänglicher Smalltalk, den sie führten. „Schon gut. Ich weiß, was du meinst“, erklärte sie hastig.
    Marie fing sich wieder und lächelte. Ihre Augen glänzten. „Erzähl, wer ist es und vor allem, wie war es? Stellst du ihn uns vor?“, sprudelte es aus ihr heraus.
    Sie dachte an die letzte Nacht in Nairobi und an den Mann, der ihr eine ganz neue sinnliche Erfahrung bereitet hatte. Etwas, das sie immer noch nicht ganz verstand und worüber sie sich nachzudenken verbot. Marie war der einzige Mensch, mit dem sie sich trauen würde, über das zu reden, was geschehen war. Vielleicht konnte sie mit ihrer sexuellen Erfahrung erklären, wie dieser Mann solche Gefühle in ihr auslösen konnte. Eine Gefahr, die man kannte, war schließlich nicht mehr gefährlich.
    Sie lächelte, als sie daran dachte, wie sie diese Worte heute schon einmal formuliert hatte. Derselbe Mann hatte ihr auch den Trojaner beschert. Dieser Mann bedeutete Gefahr. Jemand war in ihrer Wohnung gewesen. Wütend presste sie bei dem Gedanken die Lippen zusammen.
    Marie Benner beobachtete die ganze Zeit über das Mienenspiel ihrer Zwillingsschwester.
    „Vergiss es“, versuchte Hanna Rosenbaum, ihre Schwester zu bremsen.
    „So schlimm?“
    „Schlimmer.“ Hanna verzog erneut ihr Gesicht.
    „Was ist passiert?“
    „Nichts.“
    „Nichts?“
    „Er ist ein Mistkerl, okay. Können wir das Thema fallen lassen?“
    Marie schüttelte den Kopf. Sie war heute unglaublich hartnäckig. „Nein, können wir nicht. Bevor du wieder anfängst, dich hinter deiner Kamera zu verstecken, möchte ich wissen, weshalb er ein Mistkerl ist.“
    „Ich verstecke mich nicht hinter meiner Kamera.“
    „Ach nein, und was war das gerade mit dem Vogel?“
    „Nur ein Reflex.“
    „Nein, du versteckst dich, und ich möchte wissen, warum. Also, weshalb ist er ein Mistkerl? Weil er es geschafft hat, meine Schwester zu verführen, die sich geschworen hat, das Leben einer Nonne zu führen?“
    „Das habe ich niemals geschworen.“
    „Nein, aber du hast dich so verhalten.“
    „Aus gutem Grund“, erwiderte sie scharf.
    Marie Benner zuckte zusammen. Dieses ganze Treffen schien von einem Schatten überlagert zu sein. „Es tut mir leid.“
    „Nein, mir tut es leid“, seufzte sie. Sie war nicht sie selbst.
    „Hanna, du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst.“
    Nein, Marie würde nicht locker lassen. Es war an der Zeit, dass sie eine gute Lüge fand, damit sie das Thema abschließen konnten.
    „Er ist verheiratet“, log Hanna Rosenbaum, der einfach nichts anderes einfallen wollte.
    „Und du hast trotzdem mit ihm geschlafen?“, fragte Marie

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