Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
Vom Netzwerk:
Wohnung nicht in der üblichen Weise, sondern stand erst eine Weile lauschend vor der Tür. Dann schob sie leise den Schlüssel ins Schloss und schlüpfte hinein. Sie ging in jedes Zimmer, schaute sich aufmerksam um. Obwohl sie keine neuen Veränderungen feststellen konnte, blieb ein befremdliches Gefühl, als würde sie beobachtet. Sie ging in ihr Bad, das zum Glück kein Fenster besaß, und ließ sich Badewasser ein.
    Während das Wasser lief, tauschte sie alle Speicherkarten aus Afrika gegen die neuen. Die Bilder hatte sie bereits gelöscht. Sorgfältig packte sie die alten Karten in ihren Rucksack, irgendwo würde sie sie unterwegs loswerden. Beim Baden brachte sie auf den Speicherkarten ihr Farbsystem auf.
    Sie hatte beschlossen, auch jetzt genau das zu machen, was sie immer machte, wenn sie von einer Reise zurückkam und auf einen neuen Auftrag wartete. Sie sortierte ihre Bilder von Afrika, löschte, was nicht gut war, und verteilte den Rest. Es gab Bilder für Internetportale, Ausstellungen, Zeitschriften und Karten. Als sie ihr erstes Bild auf ein Portal im Internet hochladen wollte, stoppte sie. Wenn sie sich anmeldete, würden ihr Zugang und Passwort unweigerlich übertragen werden. Bestimmt war alles sichtbar für diese Leute, die sie überwachten. Was sie wohl mit all diesen Informationen machten? Ärgerlich runzelte sie die Stirn. Sie hasste es, wenn jemand versuchte ihr Leben zu kontrollieren.
    Sie meldete sich bei ihrer Mutter, danach rief sie Marie an. Mit ihrer Schwester verabredete sie sich für den nächsten Tag zum Mittagessen in einem Restaurant in der Innenstadt. Es dauerte eine Weile, bis sie einen Kompromiss zwischen dem extravaganten Geschmack ihrer Schwester und ihren eigenen einfachen Vorlieben gefunden hatten.
    Während sie am nächsten Tag wie immer in Jeans, T-Shirt und Hemd loszog, trug Marie Benner einen Minirock, Leggins und ein Top, darüber trug sie eine langärmlige Trägerbluse von irgendwelchen angesagten Designern. So unterschiedlich die Schwestern in ihrem Wesen auch waren, Hanna liebte Marie bedingungslos. Auf ihrem achtzehnten Geburtstag war dann Lukas Benner in das Leben ihrer Schwester getreten. Ihre anfängliche Abneigung gegen ihn hatte sie zunächst auf ihre Eifersucht zurückgeführt, dass sie ihre Schwester ab jetzt mit diesem Mann teilen musste. Aber er war nicht der erste Junge in Maries Leben gewesen, nur der erste, der versuchte, sie aus dem Leben ihrer Schwester zu drängen. Wenn Marie Rat suchte, ging sie jetzt nicht mehr zu ihr sondern zu Lukas. Wenn sie Trost suchte, lag sie in den Armen ihres Freundes, nicht mehr in denen von ihrer Schwester.
    Es gab noch zwei Gründe, warum sie Lukas Benner nicht mochte. Zum einen verstand er sich ausgezeichnet mit ihrem Stiefvater, zum anderen war er einfach zu schön. Eine Tatsache, die er bewusst und gezielt einsetzte, wann immer es seinem Zweck diente. Sie hatte noch nie einen Menschen kennengelernt, der so eitel war wie ihr Schwager. Außerdem verfügte er über ein unglaubliches Geschick, Menschen für seine Zwecke zu manipulieren.
    Die Abneigung zwischen Hanna Rosenbaum und Lukas Benner beruhte auf Gegenseitigkeit, weshalb sie sich mit ihrer Schwester meistens in der Stadt oder bei Hanna trafen. Marie Benner gehörte zu den wenigen Menschen, die sie in ihre Wohnung ließ.
    Sie setzten sich nach draußen und bestellten ihr Essen. Es war wie immer: Wenn Hanna mit ihrer Schwester zusammen war, war sie für die Kellner und überhaupt für die Männer Luft. Auch wenn sie es gewohnt war, heute störte es sie.
    Marie merkte ihr den Unmut an. „Weißt du, Hanna, wenn du dich überwinden könntest, deine Jeans mal gegen einen Rock zu tauschen, die Haare wieder länger wachsen zu lassen oder deinen grimmigen Ausdruck durch ein Lächeln zu ersetzen, dann würden die Männer auch dir hinterhergucken.“
    „Klar. Hey, wo bleibt meine Apfelschorle?“, maulte Hanna den Kellner an. Einen Moment später setzte er das Glas so schwungvoll vor ihr ab, dass es ein bisschen überschwappte. Marie bekam ihr Wasser mit einem netten Lächeln serviert.
    „Wie lange bist du diesmal hier?“
    „Drei Wochen.“
    „So kurz? Hast du schon wieder einen neuen Auftrag?“
    „Ja.“
    „Du verpasst unseren Geburtstag.“
    „Man kann seinen Geburtstag nicht verpassen.“
    „Du weißt, wie ich das meine. Wir könnten mal wieder zusammen feiern, ein paar Freunde einladen, so wie früher.“
    Hanna verzog das Gesicht, als hätte sie

Weitere Kostenlose Bücher