Hannas Wahrheit (German Edition)
war.
„Keine Sorge, ich gehöre nicht zu den eifersüchtigen Freundinnen. Mir ist es egal, mit wem Viktor ins Bett gegangen ist. Wichtig ist mir nur, dass er es jetzt mit mir macht.“
„Schon mal an Aids gedacht?“, rutschte es Hanna heraus.
„Schon mal was von Safer Sex gehört?“, konterte Nina. Hannas Wangen färbten sich rot. Nein, daran hatte sie tatsächlich nicht gedacht. Sie erinnerte sich nur mit Schrecken an ihre Angst, als nach ihrer Vergewaltigung ein HIV-Test durchgeführt worden war, so wie viele andere Tests. Sie hatte noch genau die zunächst entsetzten Augen ihre Mutter in Erinnerung, als die Ärztin sie über das negative Ergebnis unterrichtete. Silvia war einfach nur froh gewesen, sie wieder lebend bei sich zu haben, an anderes hatte sie nicht gedacht. Ihr selbst war es nicht anders gegangen. Die Zeit nach ihrer Entführung haftete zwar erschreckend scharf und klar in ihrem Gedächtnis, die Zeit während der Entführung existierte hingegen seltsam losgelöst von ihren eigenen Gefühlen. Manchmal kam es ihr so vor, als wäre es gar nicht sie gewesen, sondern ein anderes Mädchen, dem all dies widerfahren war.
„Und willst Du meine Frage nicht beantworten?“, neckte Nina sie.
„Welche Frage?“ Viktor, nur mit Boxershorts bekleidet, umschlang Nina von hinten mit seinen Armen und drückte ihr einen Kuss auf den Hals. Eine zärtliche Geste, die in ihr einen Wirrwarr unterschiedlichster Gefühle auslöste. Schnell wandte sie ihren Blick von den beiden ab, stellte die Kaffeekanne auf den Tisch und setzte sich.
„Och, ich wollte nur von Hanna wissen, ob ihr beide mal miteinander geschlafen habt.“
Hanna verschüttete etwas Kaffee, als sie sich eingoss. Sie sah konzentriert auf ihren Becher, gab Milch hinzu und rührte um. Schließlich schien sich Viktor gefangen zu haben.
„Wir sind Freunde.“
„Was nicht dagegen spricht, dass ihr mal etwas zusammen hattet.“
„Nach meiner Erfahrung schon. Die Freundinnen, mit denen ich etwas hatte, sind heute nicht mehr in meinem Leben. Hast du andere Erfahrungen gemacht?“, widersprach Viktor Nina ruhig.
Das brachte Nina tatsächlich zum Schweigen. Hanna wagte einen flüchtigen Blick auf die beiden. Nina hatte sich zu Viktor umgedreht und schlang gerade ihre Arme um seinen Hals. Sie küsste ihn. „Hattest du schon mal was mit einer Kollegin?“, ihre Stimme rutschte ein paar Tonlagen herunter.
„Nein, du bist die Erste.“
Hanna räusperte sich, bevor die beiden sich erneut in ihre Turtelei vertiefen konnten.
„Hunger?“, fragte sie hastig.
„Tierisch“, antworteten beide. Sie setzten sich zu ihr. Die nackte Brust von Viktor, die schmal, fast zart wirkte, streifte ihr Gesichtsfeld. Ganz anders als die von Ben Wahlstrom. Hanna verdrängte den Gedanken, nahm sich ein Brot, das sie mit Aprikosenmarmelade bestrich.
„War der Trojaner noch auf meinem System?“
„Ja, und wieder aktiv, wie du es schon ganz richtig vermutet hattest.“ Viktor nahm sich ebenfalls ein Brot.
„Wie hast du das überhaupt gemerkt?“, hakte Nina neugierig nach. „Dieses Programm ist verflucht geschickt. Er belastet dein System nur minimal, und große Verzögerungen bei der anderen Software auf deinem Rechner konnte ich auch nicht feststellen. Das steckt ganz schön viel Arbeit drin.“
„Instinkt.“
„Pah, wenn du so ein Instinkt hast, dann sollten wir dich sofort bei uns in der Firma einstellen. Nee, ehrlich, das kannst du jemand anderem erzählen.“
Viktor sah sie intensiv an. Hanna war klar, auch er würde sich diesmal mit dieser Erklärung nicht abspeisen lassen. Sie hielt seinem Blick stand. Sie war sich nicht sicher, ob sie die beiden in Gefahr brachte, wenn sie ihnen von dem erzählte, was in Afrika passiert war. Aber noch ein anderer Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Hatte sie die beiden womöglich schon in Gefahr gebracht, weil sie hier war? Sie dachte an den Mann, der in ihrer Straße ihr Haus beobachtet hatte. Konnte sie wirklich sicher sein, dass er ihr nicht gefolgt war? Doch das hätte sie wohl bemerkt.
Neugierig beobachtete Nina ihr Mienenspiel.
„Ich bin mir nicht sicher.“
„Woran du es gemerkt hast? Spuck es einfach aus“, riet ihr Nina.
„Nein.“
„Du denkst, es könnte gefährlich für uns sein?“, wandte Viktor ein. Hanna nickte. „Dann ist es noch viel wichtiger, dass du uns erzählst, worum es geht. Immerhin stecken wir in der ganzen Sache bereits drin, oder nicht?“
„Ich weiß auch nicht, worum es
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