Hannas Wahrheit (German Edition)
Datenvolumens bei qualitativ hochwertigen Fotos, nicht das Internet, sondern einen USB-Stick und da lässt sich ein Trojaner ganz nett übertragen. Kapiert?“
„In etwa.“
„Aber gut, wenn es das nicht ist – was ist es dann?“ Ihr kam es vor, als würde Nina das Ganze wie ein spannendes Rätsel betrachten, ohne darüber nachzudenken, welche Folgen das Gedankenspiel mit sich brachte. Aber Nina war auch nicht dabei gewesen, als ein kleiner Junge von einer Kugel getroffen zusammenbrach. Das, was sie hier machte, war gefährlich, sie wollte nicht schuld sein an dem Tod von weiteren Menschen.
Hanna rieb sich mit der Hand über ihr Kinn, suchte nach einer Antwort, mit der sie die Neugierde von Nina befriedigen konnte. Viktor brachte einen neuen Gedanken auf.
„Vielleicht sind nationale Interessen im Spiel?“ Er ließ sie nicht aus den Augen. Hanna begann sich in ihre Haut unwohl zu fühlen.
„Was haben Bilder mit nationalem Interesse zu tun?“ Skepsis schwang in Ninas Stimme mit.
„Na ja, wenn auf den Bildern Sachen zu sehen sind, die ein Land lieber nicht verbreitet sehen will. Nehmen wir mal das Beispiel Umweltverschmutzung in Nigeria durch die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen der internationalen Ölkonzerne. Eigentlich interessiert niemanden hier in Europa, was in Afrika passiert. Außer es wird von der Presse breitgetreten. Dramatische Bilder wiederum kommen bei den Lesern besser an als Text alleine“, führte Viktor seine Gedanken aus.
„Dann wäre es aber nicht das Land, sondern wohl eher die Ölkonzerne, die keine schlechte Presse wollen. Und die wiederum haben auch genug Geld für so einen Trojaner “, nahm Nina den neuen Faden auf.
„Habt ihr ihn löschen können?“, unterbrach Hanna barsch die Gedanken der beiden.
„Klar“, entrüstete sich Nina beleidigt.
„Vergesst das Ganze“, erklärte sie, und ihre Stimme duldete keinen Widerspruch.
Nina legte den Kopf schief, und Viktor sah sie weiter mit diesem durchbohrenden Blick an. Hanna stellte ihr Geschirr zusammen und räumte es in die Spülmaschine. Als Nächstes holte sie sich ihren Rechner aus dem Arbeitszimmer. Kaum hatte sie die Küche verlassen, als die beiden anfingen, miteinander zu tuscheln. Als sie in die Küche zurückkam, verstummten sie.
„Ernsthaft, vergesst es.“
„Hanna, das Ganze könnte gefährlich sein. Vielleicht können wir dir helfen?“, wandte Viktor ein.
„Nein, das könnt ihr nicht.“
„Hanna, du bist nicht unsterblich, auch wenn du das manchmal zu glauben scheinst.“
„Das glaube ich nicht, aber ich habe keine Angst vor dem Tod.“
„Weil es die Auferstehung gibt?“ Viktors Stimme troff vor Zynismus.
Sie lächelte. „Ja.“
„Lass dir von uns helfen.“
„Nein.“ Sie sah in Viktors Gesicht und fühlte sich schuldig. „Mach dir keine Sorgen, ich weiß, was ich mache, ehrlich.“
„Und ich glaube, du hast nicht die geringste Ahnung, worauf du dich einlässt“, erwiderte Viktor leise. Er senkte den Blick, betrachtete seine Hände. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, er wollte seinen Worten noch etwas hinzufügen, doch dann schüttelte er nur leicht den Kopf und schwieg.
Nina hatte noch nicht aufgeben. „Hanna, Viktor hat recht, du solltest es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich würde vorschlagen, du gehst zur Polizei.“ Sie lächelte ihr schief zu. „Es gibt dort wirklich gute Leute, die von ihrer Arbeit etwas verstehen.“
Hanna dachte an ihren Überwacher, von dem sie annahm, dass er zu diesen Personen zählte. Ja, sehr kompetent, dachte sie ironisch. Ihr wurde klar, dass die beiden sie nicht so einfach gehen lassen würden.
„Also gut, ich überlege es mir.“
Sie ging zu Viktor und umarmte ihn kurz. Er blieb steif, seine Art, ihr zu zeigen, dass er ihr Verhalten missbilligte. Sie wandte sich Nina zu, zögerte einen Moment, dann umarmte sie die junge Frau.
„Danke …“, in dieses Wort steckte sie ihre ganzen Gefühle für diese zwei Menschen, „… für das Säubern meines Rechners.“
Die Bilder aus den Berichten über die Entführung von Hanna Rosenbaum hatten Major Wahlstrom die ganze Nacht nicht losgelassen. Beim Lesen hatte er immer wieder eine Pause einlegen müssen. Der Gedanke, was Menschen anderen Menschen antaten, war einfach widerlich. Es gab keine andere Kreatur auf dieser Erde, die sich so grausame Qualen für ihre eigenen Artgenossen ausdenken konnte. Das war einer der Gründe gewesen, weshalb er bei der Spezialeinheit der Bundeswehr
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