Hannas Wahrheit (German Edition)
geht.“
„Na, vielleicht können wir dir ja ein wenig dabei helfen, es herauszufinden“, schlug Nina vor. „Dieser Trojaner ist eine teure Software, die sich nur lohnt, wenn dahinter Geld steckt. Ein paar Bilder von einer Fotografin klauen …“ Hanna warf Nina einen beleidigten Blick zu. „… auch wenn sie gut ist, oder ein Bot-Netz aufbauen, das vielleicht schon eher, aber das bekommst du auch einfacher und brauchst den komplizierten Überwachungsteil nicht.“ Nina unterbrach ihre eigenen Überlegungen mit einem Kopfschütteln. „Nein, das Teil gleicht eher etwas, über das ich bei einem Projekt vor einem dreiviertel Jahr mal gestolpert bin. Damals ging es um Industriespionage. Der Kunde wunderte sich, dass seine Konkurrenz aus dem asiatischen Raum die Nase immer ein entscheidendes Stück vorne hatte, wenn es um die Neuentwicklung von Automobilzubehör ging. Bis wir dann einen Trojaner fanden. Da liegt Geld, das lohnt sich.“
„Hat es etwas mit Medicares zu tun?“ Viktors Blick ruhte auf ihr. Hanna wand sich, wusste nicht, was sie erwidern sollte.
„Wie kommst du jetzt auf einen unserer größten Kunden? Der hat doch damit überhaupt nichts zu tun. Aber das ist ein gutes Beispiel. Denk nur mal dran, wie oft die schon im Visier von Angriffen gestanden haben. Was ja kein Wunder ist, bei dem Geld, das die durch ihre Medikamente scheffeln. Obwohl, es könnte auch an Angie liegen, schließlich läuft da mehr als Geld zwischen ihr und diesem Lukas…“
„Weil Hanna die Schwester von Marie Benner ist“, unterbrach Viktor den Redefluss seiner Freundin. Ninas Mund blieb offen, mit großen Augen sah sie Hanna an. Dann senkte der Wirrkopf den Blick und begann, sich hastig ein Brot zu schmieren.
„Kann es sein, dass es etwas mit Medicares zu tun hat?“
Hanna spürte, dass Viktor sie vor allem von den letzten Worten ablenken wollte, die Nina aus dem Mund gepurzelt waren. Doch die Worte hatten sich bei ihr bereits wie ein Giftpfeil festgesetzt. Gerade weil sie so unabsichtlich gefallen waren und Nina damit keinen Zweck verfolgte. Sie dachte an die letzten Treffen mit Marie, an die dunklen Ränder unter ihren Augen und dass sie ihr immer schmaler vorkam. Ihre Diskussion über offene Beziehungen, Werte und die Ehe. Alles ergab auf einmal einen Sinn, und das tat weh. Sie konnte es nicht ertragen, dass jemand ihre Schwester so sehr verletzte. Sie konnte nicht verstehen, weshalb Marie es zuließ, dass Lukas sie betrog. Marie hatte alle Karten in der Hand. Sie war die adoptierte Tochter von Armin Ziegler und die einzige Erbin des Konzerns. Nicht ganz, fiel ihr ein. Auch sie war noch immer die adoptierte Tochter von Armin, obwohl sie den Namen ihres leiblichen Vaters wieder angenommen hatte. Hannas Gedanken wanderten zurück zu Marie. Warum setzte sie ihm also nicht die Pistole auf die Brust? Verdammt, sie hasste Männer.
Erst jetzt bemerkte Hanna, dass es um sie herum still geworden war. Eine ungewöhnliche Stille, seit Nina diese Wohnung betreten hatte. Beide sahen sie erwartungsvoll an.
„Wieso sollte es etwas mit Medicares zu tun haben? Ich arbeite nicht für sie“, beantwortete sie Viktors Frage.
„Auch keine Fotos für die Stiftung?“
Hanna schüttelte langsam den Kopf. Fotos. Sie hatte die letzten Fotos von dem Dorf. Als die Menschen dort noch lebten. Aber das ergab keinen Sinn, auch das Militär hatte diese Fotos, weshalb sollten sie sie also suchen?
„Schade, wäre eine interessante Möglichkeit gewesen.“
„Inwiefern?“ Sie sah Viktor an, dessen Gedankengang sie nicht nachvollziehen konnte. Er wich ihrem Blick aus und antwortete nicht.
„Ganz einfach“, übernahm Nina wieder das Gespräch, eifrig bemüht, ihren Fauxpas von eben vergessen zu machen. „Das Computernetz von Medicares ist verdammt gut von uns gesichert. Alle Systeme werden regelmäßig überprüft, die Firewall ist auf dem neuesten Stand, genauso wie der Antispam- und Antivirenschutz. Also sucht man sich bei einem Angriff einen Schwachpunkt, etwas, das nicht so gut geschützt ist, aber Kontakt zum internen Firmennetzwerk hat. Und das sind ganz oft die Rechner der Außendienstmitarbeiter. Erstens, weil sie meist nicht mit ihrer Software auf dem neuesten Stand sind. Zweitens, weil sich ein manueller Zugriff oft leichter bewerkstelligen lässt, so war es jedenfalls bei meinem damaligen Fall. Na, dein Rechner, du als externer Dienstleister, das wäre natürlich genial. Vorausgesetzt du verwendest aufgrund des hohen
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