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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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eindringliche Botschaft für uns. Etwas, das wir nicht vergessen dürfen, wenn wir über HIV sprechen.“
    Das Licht in dem Saal wurde gedimmt, die Strahler für die Plakate veränderten sich. Abwechselnd leuchteten sie die Bilder in Grün, Orange und Gelb an, sodass an den Wänden ein farbiges Kaleidoskop einsetzte. Es erinnerte ihn an den Start von The Rhythm of Africa . Gleich darauf bestätigte sich sein Eindruck, als die leisen Klänge der Trommeln ertönten.
    „Hanna Rosenbaum und das Ensemble der Show The Rhythm of Africa “, kam es über die Lautsprecher. Das Ganze startete mit der ersten Szene und dem Tanz der Löwenjäger. An der freien Wand hinter dem Podium, auf dem sich die Sänger und Tänzer befanden, erschienen die Bilder der Bühnenshow. Doch dann veränderten sich die Bilder vor dem Hintergrund. Die Musik verlangsamte ihr Tempo, ein Sprechgesang erklang. Es tauchten Fotos auf, die er nur zu gut kannte, Hanna Rosenbaums letzte Afrika Reise. Die Tänzer veränderten ihre Choreografie, Schmerz und Leid spiegelten sich wider. Sein Körper spannte sich an, doch statt aufmerksam das Geschehen auf der Bühne zu verfolgen, beobachtete er das Mienenspiel der Zieglers und Benners. Das Gesicht von Armin Ziegler war eine Maske, in der keine Gefühlsregung abzulesen war. Lukas Benners Haltung war angespannt, seine Aufmerksamkeit war geteilt zwischen der Bühne und den Menschen im Raum. Sein Blick streifte über die Menge, als suchte er eine bestimmte Person.
    Seine Antipathie gegen Lukas Benner wuchs. Beim Lesen der Überwachungsprotokolle war ihm ziemlich schnell klar geworden, dass Marie sich ihren Mann mit einer anderen teilen musste. Aus der spitzen Bemerkung von eben schloss er, dass Marie Benner Kenntnis von dieser Untreue hatte oder es zumindest ahnte. Er fragte sich, warum Marie Benner ihrem Mann nicht den Laufpass gab. Sie hatte es nicht nötig, die Untreue ihres Mannes zu akzeptieren. Aber es gab noch etwas anderes, was ihm an Lukas Benner missfiel, jetzt, wo er ihn persönlich erlebte. Er schaffte es nicht, dieses Gefühl in Worte zu fassen, doch er vertraute seiner Intuition. Marie Benner fokussierte die Diashow mit zusammengekniffenen Augen, als würde sie eine Brille benötigen, um alles genau sehen zu können.
    Es war ein fließendes Spiel mit den Landschaftsbildern aus der Bühnenshow, die dann zu den Bildern mit Ochuko übergingen. Fotos von dem überfallenen Dorf, von Rukia Mutai und den Kindern. Alles Bilder aus ihrer letzten Afrikareise kurz vor dem Überfall. Die Serie endete mit dem Bild des Jungen, das herangezoomt wurde, bis seine ernsten Augen einen übergroß ansahen. Der Hintergrund wechselte ins Schwarze, übrig blieben die Augen. Die Tänzer fielen getroffen zu Boden. Zahlen und Daten huschten über die schwarzen Flächen, während die Musik zu einem Wehklagen anschwoll. Trauernde Tänzer scharten sich um die Gefallenen, stimmten in ihren Körperbewegungen in das Wehklagen ein. Statistiken huschten unter den großen Augen des Jungen über das Bild. Es folgten Zitate aus Reden, Zeitungsberichten und den Erinnerungsbüchern von Eltern an ihre Kinder. Die Musik brach ab. Die Augen verschwanden. Das Schwarz verblasste, erst verschwommen, dann immer klarer tauchte das Gesicht des Jungen erneut auf. Trommeln erklangen, steigerten sich bis zur Ekstase, endeten mit einem Schlag. Die Tänzer froren in ihren Bewegungen zu einem Standbild ein, und gleichzeitig erschienen die Worte: „Ich musste sterben – Warum?“
    Alle Lichter gingen aus. Für zwei lange Atemzüge blieb es dunkel. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Er spannte unwillkürlich seinen Körper an.  Dann wurde es wieder hell. In dem Raum war es mucksmäuschenstill.
    Eine sanfte Stimme erklang, die nicht Kati Merz gehörte. „Auch Afrika braucht unsere Hilfe.“ Erst mit einiger Verzögerung fingen die Leute an, zu klatschen. Seine Augen scannten den Raum blitzschnell ab, aber Wahlstrom konnte Hanna Rosenbaum nirgendwo entdecken.
     
    „Scheint, als wäre Hanna doch da“, merkte Philip Bornstedt trocken an. „Und mir hat sie gesagt, dass sie nicht kommen wolle.“
    „Ja, ja, so ist meine Schwester. Immer für Überraschungen gut“, seufzte Marie Benner. „Armin? Alles klar mit dir?“
    „Natürlich, ich muss mich nur erst von der Dramatik dieser Einlage erholen.“
    Silvia Ziegler strich ihrem Mann über den Arm. Er lächelte ihr zu, doch das Lächeln wirkte verkniffen. Marie Benner verzog das Gesicht zu einem

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