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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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Obwohl ihr schon bald die Augen schwer wurden (sie steht morgens immer um vier Uhr auf, wegen dem Beten), hat sie sich all unsere Geschichten angehört, die guten wie die schlechten. Einige Male hat sie gelacht, ab und zu: »Um Gottes willen!« gesagt, ziemlich entrüstet sogar. Aber sie hat mich erzählen lassen. Vor einigen Augenblicken erst ist sie ins Bett gegangen und hat mir zuvor beide Hände fest gedrückt. Nun sitz ich hier und schreib. Ich habe vorher im Krankenhaus angerufen, und als ich endlich die richtige Schwester dran hatte, die mir hätte sagen können, wie es dir geht, hab ich aufgelegt. Ich hab eine solche Angst, Hannes. Ich kann jetzt nicht weiterschreiben, mein Freund, bin müde, meine Hände zittern und meine Augenlider auch. Ich werde nun ein wenig durch die Gänge wandern, um gegen die Angst und den Schlaf anzukämpfen.
    Mittwoch, 26.07.
    Hallo Hannes,
    es ist jetzt fast eine Woche her, dass ich dir geschrieben habe. Es wäre mir zuvor nicht möglich gewesen, keine einzige Zeile. Es geht dir seit heute wieder etwas besser, die Nebelmaschine ist weg und der Schnauzbart sagt, du seist »aus dem Gröbsten raus«.
    Ich habe vor ein paar Tagen meinen alten Kassettenrekorder vom Dachboden geholt, den mir mein Vater damals geschenkt hat. Er hatte gesagt, damit kann ich mein Posaunenspiel aufnehmen und anschließend anhören und somit möglicherweise perfektionieren. Eigentlich hat mir zuvor immer alles ganz gut gefallen, was ich da so spielte. Bis ich es mir dann halt angehört hab. Na, jedenfalls haben wir eben alle der Reihe nach auf die Kassette gesprochen, der Kalle, die Nele, der Rick und ich. Und der Schnauzbart hat den Rekorder dann steril verpackt und dir ins Zimmer gestellt. Ich glaube ja jetzt nicht, dass unsere Stimmen die Verbesserung bei dir ausgelöst haben. Geschadet haben sie aber offensichtlich auch nicht.
    Deine Eltern waren die Einzigen, die in der letzten Zeit zu dir rein durften. Sie waren auch steril verpackt und dein Vater sah aus wie ein Michelinmännchen. Deine Mutter hat wieder viel geweint und die ganzen positiven Gedanken von Herrn Professor Schlag-mich-tot waren dahin. Aber wie gesagt, es geht wieder bergauf, und der Schnauzbart hat gesagt, wenn die Tendenz so bleibt, dürfen wir Ende nächster Woche wieder zu dir rein. Bis dahin muss eben der Kassettenrekorder seine Pflicht erfüllen.
    Der Brenninger hat auch jeden Tag angerufen (dem hab ich natürlich erzählt von deiner Lungenentzündung), und es hat nun wenigstens den Vorteil, dass er jetzt zumindest nüchtern ist, wenn er mich anruft. Vom Brenninger und vom Michel soll ich dir natürlich auch ganz viele Grüße und gute Wünsche sagen, was ich dir auf den Kassettenrekorder gesprochen hab. Wenn ich so durch das kleine Fenster in deiner Zimmertür geschaut hab und du bist dagelegen in all deinen Nebelschwaden und im Hintergrund waren unsere Stimmen zu hören, das hatte schon was Gruseliges, mein Freund. Aber jetzt geht’s wieder bergauf, noch ein paar Tage vielleicht, und dann hock ich wieder auf deiner Bettkante. Gott sei Dank.
    Vor ein paar Tagen hat der Versicherungsfuzzi von der Redlich angerufen und gefragt, was bei der Reparatur der alten Kiste denn eigentlich so teuer sei. Ob ich das Teil etwa vergolden hab lassen. Er hat gesagt, ihm liegt nun die Rechnung vor, und da hätte man gut und gerne ’ne neue Maschine haben können für das Geld. Ich hab dann zur Redlich gesagt, sie soll das jetzt sofort klären, sonst werd ich echt böse. Zwei Tage später konnte ich die Zündapp aus der Werkstatt holen und was soll ich dir sagen   – sie ist fantastisch, Hannes. Schöner denn je und fährt wie geschmiert. Ein Familienmitglied von allerhöchstem Rang eben.
    Sonst gibt’s eigentlich nix Neues, ich war aber auch nicht sehr aufmerksam, was die Außenwelt angeht. Und so hör ich auf für heute, muss auch gleich zur Arbeit und davor noch meinen Vater anrufen, der hat nämlich heute Geburtstag. Werde ihm ein Ständchen durchs Telefon posaunen. Bis morgen, Hannes.
    Donnerstag, 27.07.
    Mein Freund. Was ich dir jetzt schreibe, werde ich dir nicht sagen können, weil ich es versprochen habe. Niederschreiben muss ich es aber trotzdem oder gerade. War heute beim Frisör und hab da die Kiermeier Sonja getroffen. Wir haben ein bisschen geplaudert von ihrem Medizinstudium, sie hat erzählt, dass sie jetzt nebenbei bei einem Frauenarzt jobbt, um ihre Kasse aufzubessern. Natürlich hat sie auch wissen wollen, wie’s dir geht.

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