Hanni und Nanni - Klassenfahrt nach England
Bertoux zuckte mit den Schultern und drehte sich zur Tafel um.
„Danke“, flüsterte Hanni und klatschte ihre Schwester unter der Bank ab.
Nanni öffnete das Fenster und blieb einen Augenblick stehen, um die frische Luft einzuatmen. Es war in der Tat ein sehr schöner Morgen, die Wiesen um Tottingham leuchteten in einem saftigen Grün, über den Himmel zogen ein paar weiße Schäfchenwolken. Unten am Tor stand Sandie und verhandelte mit einem Lieferanten, der Milch und andere Lebensmittel brachte. Sie erinnerte Nanni wieder an Tom, der irgendwo in London war und von dem niemand wusste, wie es ihm ging.
„Hanni? Du sollst das Fenstöhr nur öffnen, nicht hinausträumen. Auch wenn die englische Jungen noch so nett sind.“
Die ganze Klasse brach in Lachen aus. Mademoiselle Bertoux stand an der Tafel und blickte Nanni über ihre Brille hinweg fragend an.
Nanni grinste verlegen und ging schnell an ihren Platz zurück. „Rutsch mal rüber“, flüsterte sie ihrer Schwester zu. „Sonst nennt sie mich den Rest des Tages Hanni, das bringt mich ganz durcheinander.“
Hanni rutschte schnell auf Nannis Platz.
„Alors“, sagte die Französin wieder und wollte mit dem Unterricht fortfahren, als es klopfte. Irritiert drehte sie sich um. „’erein.“
Sir Duckton öffnete die Tür. Er war in Begleitung von Mister Gordon und Frau Mägerlein.
„Entschuldigen Sie die Störung, Mademoiselle“, sagte er liebenswürdig.
Beim Anblick des adligen Burgherrn schmolz die Bertoux dahin. „Aber isch bittöh Sie, Monsieur“, erwiderte sie. „Das macht doch nichts. Kommen Sie herein. Die Stunde ist sowieso bald zu Ende.“
„Deshalb dachten wir auch, nicht zu sehr zu stören. Wir haben nur eine kleine Mitteilung zu machen.“ Sir Duckton wandte sich an die Klasse. „Es ist uns gelungen, alles für einen Ausflug zu organisieren“, gab er ohne Umschweife bekannt. „Das wollte ich euch schnell persönlich sagen. Ich konnte einen Bus mieten und morgen fährt die ganze Klasse nach London. Was sagt ihr?“
„Wow!“, rief Lilly, kurz bevor diese sogenannte kleine Mitteilung einen unbändigen Freudenjubel auslöste, den Frau Mägerlein allerdings schnell wieder unterband.
„Ich muss doch sehr bitten!“, rief sie in die wild durcheinanderplappernde Klasse. „Seid sofort still.“
Als sich alle wieder ein wenig beruhigt hatten, fuhr Sir Duckton fort: „Morgen früh geht es in Begleitung von Mademoiselle Bertoux, Frau Mägerlein und Mister Gordon los. Ihr werdet eine kleine Rundfahrt machen, zu Mittag essen und … “, er machte eine kunstvolle Pause, „… natürlich auch Zeit zum Bummeln und Shoppen haben. Camden Market ist dafür ein ganz wunderbarer Ort.“
Wieder brach Jubel los. Frau Mägerlein sah ihn vorwurfsvoll an, als würde Sir Duckton es absichtlich darauf anlegen, Lärm zu verursachen.
„Camden Market?“, fragte Erika, die neben Hanni und Nanni stand. Die beiden zuckten mit den Schultern.
„Camden Market. Das kennt doch jedes Kind“, sagte Daniela großspurig. „Das ist ein riesiger Flohmarkt. Da gibt es jede Menge Shops mit den coolsten Klamotten.“
„In Camden Market“, rief Lilly ihnen zu, „kann Mademoiselle die Klamotten für die Aufführung kaufen.“ Sie kam zu Hanni, Nanni und den anderen herüber. „Und wir das Zeug für unsere“, ergänzte sie leiser. „Der Song und die Choreografie sind fast fertig. Heute Abend können wir proben.“
„Super“, sagte Nanni.
Frau Mägerlein winkte sie und Hanni zu sich. „Ihr dürft mit auf den Ausflug“, sagte sie gnädig, als die Zwillinge vor ihr standen. „Aber ich will absolut keinen Ärger mit euch haben. Ist das klar?“ Hanni und Nanni nickten brav, was ihnen einen scharfen Blick der Lehrerin einbrachte. „Das ist mein Ernst“, sagte sie. „Und jetzt ab in die Küche.“
„Puh“, maulte Hanni auf dem Weg zu Sandie. „Das ist ja schlimmer als im Lindenhof. Lernen und schuften, lernen und schuften. Ich komme mir vor wie im Straflager.“
„Na ja“, sagte Nanni zerstreut. Sie hatte am anderen Ende des Gangs Sir Duckton entdeckt. Trotz aller Freude über den Ausflug nach London hatte sie Sandie und die Geschichte mit ihrem Sohn nicht vergessen. „Komm“, sagte sie zu Hanni. „Wir müssen Sir Duckton was fragen. Es ist wegen Tom.“ Sie rannte los. „Sir Duckton!“, rief sie und winkte.
Hanni sah ihr verdutzt nach, dann setzte auch sie sich achselzuckend in Trab.
„Ah, die Zwillinge“,, sagte Sir Duckton und wartete,
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