Hanni und Nanni - Klassenfahrt nach England
Song mit Tanz zusammen proben sollen. Den können wir dann als Zugabe an Mademoiselle Bertoux’ Shakespeare-Aufführung anhängen.“
„Superidee!“ Clyde war sofort Feuer und Flamme. Auch Hanni und Nanni fanden die Idee nicht schlecht. Bei der Aufführung auf Schloss Lindenhof hatte es mit der Band ja auch prima geklappt. Und ihre Cousine konnte wirklich tolle Choreografien ausarbeiten. Sie beschlossen, sich jeden Abend im Verlies zu treffen, um zu proben.
Es war spät geworden, die meisten waren schon auf dem Weg in ihre Zimmer. Nur Hanni, Nanni, Clyde, Seth und Lilly saßen noch in einem kleinen Kreis zusammen. Und etwas abseits saßen Erika und Ian. Er spielte eine Melodie und sang leise:
„ You are the girl of my dreams,
you can’t receive all the letters that I write to you,
they’re all in my head … ”
Es war vorauszusehen gewesen: Frau Mägerlein hatte Hanni, Nanni und Daniela zu sich in Mister Gordons Büro zitiert und ihnen eine gewaltige Standpauke gehalten. Sie wurden für den gesamten restlichen Aufenthalt in Tottingham zum Küchendienst verdonnert. Außerdem wollte Frau Mägerlein die Sache ihren Eltern und Frau Theobald melden. Daniela brach in Tränen aus und Frau Mägerlein sagte, sie solle sich nicht so anstellen. Sie konnte ja nicht wissen, dass es um Danielas Nerven wegen der Trennung ihrer Eltern nicht gerade zum Besten stand.
„Über weitere Disziplinarmaßnahmen wird dann entschieden“, endete sie streng.
„Puh“, sagte Nanni, nachdem sie schließlich wieder draußen auf dem Flur standen. „Das hat sich aber gewaschen. Ich glaube, so sauer habe ich die Mägerlein wirklich noch nie erlebt.“
„Ach.“ Hanni winkte ab. „Ich glaube, die ist bloß sauer, weil wir sie zusammen mit Mister Gordon erwischt haben. Die kriegt sich schon wieder ein.“
„Den Küchendienst müssen wir trotzdem machen“, sagte Daniela und trocknete ihre Tränen.
„Geht’s denn wieder?“, fragte Hanni einfühlsam.
„Schon okay.“ Daniela nickte. „Manchmal überkommt es mich einfach. Dann ist mir alles zu viel und ich will nur weg. Raus hier, meine ich“, sagte sie und sah die Zwillinge merkwürdig an.
Nanni runzelte die Stirn. Aber sie konnten nachfragen, so viel sie wollten. Daniela sagte nicht, was sie damit meinte. Sie winkte nur ab.
Nach Mademoiselle Bertoux’ Französischunterricht mussten die drei in der Küche antreten, während die anderen frei hatten. An der Spüle stand eine Frau und schälte Kartoffeln.
„Da sind wir“, sagte Hanni. Die Frau drehte sich überrascht um. Auf ihrer Stirn zogen sich tiefe Sorgenfalten. Die Haare hatte sie unter einem Kopftuch versteckt, nur an der Seite standen ein paar dünne Strähnen heraus.
Hanni stieß ihre Schwester an. „Ist das nicht die Kräuterhexe? Die wir gestern vom Fenster aus gesehen haben?“, flüsterte sie.
Nanni nickte.
„Ah, die drei bösen Mädchen“, sagte die Frau streng und schüttelte ihren dürren Zeigefinger. „Ich habe euch schon erwartet.“ Sie sah Hanni, Nanni und Daniela prüfend an. Dann lächelte sie und sah auf einmal gar nicht mehr wie eine Hexe aus, sondern sehr freundlich und nett.
„Ach, so böse sind wir gar nicht“, sagte Nanni zaghaft und lächelte auch.
„Das habe ich mir schon gedacht.“ Die Köchin lachte vergnügt auf. „Na, wir werden uns schon vertragen. Also, du da … “ Sie zeigte auf Daniela. „Schäle bitte die Kartoffeln fertig. Ich gehe mit den beiden in den Garten. Wir müssen Karotten, Zwiebeln und ein paar Kräuter holen. Wie heißt ihr überhaupt?“
„Ich bin Hanni, das ist meine Schwester Nanni und das ist Daniela“, sagte Hanni.
„Ich bin Sandie.“ Sie schüttelte allen die Hand. „Also, los geht’s.“
Hanni und Nanni trabten hinter ihr her in den Garten. Sandie holte Körbe und während die Zwillinge Karotten und Zwiebeln aus dem Boden zogen, sammelte sie verschiedene Kräuter. Sie arbeiteten stumm, bis Sandie nach einer Weile rief: „So, ich glaube, das reicht.“
Die Sonne stand hoch am Himmel und ihnen war ziemlich warm geworden. Sandie schirmte ihre Augen mit der Hand ab und blickte zum Himmel. „Wir haben noch Zeit. Wollt ihr eine Tasse Tee, bevor wir zurückgehen?“
Hanni sah Nanni zweifelnd an. Sandie war ja sehr nett. Aber in ihrem Haus bestand die Gefahr, dem schlecht gelaunten Hausmeister zu begegnen, der wahrscheinlich ihr Mann war.
„Ich weiß nicht … “, sagte Nanni zögernd. „Ich glaube, Ihr Mann mag uns nicht
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