Hanni und Nanni - Klassenfahrt nach England
bis sie ihn eingeholt hatten. „Was gibt’s denn?“
„Wir wollten Sie etwas fragen“, sagte Nanni atemlos.
„Nur zu.“ Sir Duckton setzte seinen Weg in Begleitung der Zwillinge fort.
„Ja, also, ähm, es ist eine etwas heikle Sache, aber … “, stotterte Nanni.
„Also, Sie waren doch mit Tom gut befreundet“, sagte Hanni schließlich. „Und wir wollten fragen, was passiert ist. Sandie hat uns gestern davon erzählt, dass er einfach nach London gegangen ist. Und sie scheint sehr traurig darüber zu sein.“
„Hm“, machte Sir Duckton. „Tom. Das ist in der Tat eine traurige Sache. Woher kennt ihr Sandie denn?“
„Wir müssen ihr doch in der Küche helfen“, sagte Nanni.
„Solange wir hier sind“, ergänzte Hanni kleinlaut.
Sir Duckton sah sie stirnrunzelnd an. Dann lachte er plötzlich. „Ah, ihr seid die Mädchen, die allein ins Dorf gegangen sind, nicht wahr?“
Hanni und Nanni nickten.
„Aber es war … “, wollte Hanni sich rechtfertigen, doch Sir Duckton hob die Hand.
„Kein Wort.“ Er grinste verschmitzt. „Tom hätte das gefallen. Sehr gefallen. Um nicht zu sagen, er hat sich auch oft davongeschlichen. Zum Angeln, ins Café oder einfach nur so … Tom war immer ein bisschen wild und hatte seinen eigenen Kopf. Er ist um einiges jünger als ich, aber wir waren eine Zeit lang gute Freunde. Leider hat er es nie geschafft, sich irgendwo einzufügen.“ Sir Duckton sah nachdenklich zu Boden. „Der alte Grouch hat das nie geglaubt. Er hat Tom vergöttert. Vielleicht war das der Fehler. Und als Tom gegangen ist, da hat er allen anderen die Schuld gegeben, nur nicht Tom.“
„Was ist denn damals passiert?“, fragte Nanni neugierig.
Sir Duckton sah die Zwillinge prüfend an. Dann zuckte er mit den Schultern. „Na ja, er wurde des Diebstahls beschuldigt. Grouch sagte, das sei nur deshalb, weil er arm sei und alle anderen an der Schule reich. Da hat wohl seine Verbitterung angefangen.“
„Das kenne ich“, rief Hanni dazwischen. „Erinnerst du dich, Nanni? Am Anfang, als wir nach Schloss Lindenhof kamen, haben sie auch behauptet, ich hätte gestohlen. Das war aber gar nicht wahr.“
Nanni nickte und Sir Duckton sagte: „Dann weißt du ja, wie es ist, wenn einem niemand glaubt. Aber du bist offensichtlich dort geblieben und hast dich durchgesetzt. Tom dagegen … er ist einfach gegangen. Ich glaube, er hatte von der Schule sowieso die Nase voll. Und dann kamen ab und zu Briefe aus London, in denen stand, es gehe ihm gut. Sandie beruhigten sie aber nicht wirklich. Sie hat sie mir gezeigt und auch die Fotos. Sehr glücklich sieht Tom darauf wirklich nicht aus. Ich glaube, Sandie schickt ihm ab und zu Geld an ein Postfach. Sie ist sehr traurig und Grouch eigentlich auch, nur kann er es nicht so zeigen.“
„Puh“, machte Nanni. Was für eine verfahrene Geschichte.
Am Abend trafen sich alle im Verlies, um zu proben. Lilly hatte ihren Song und ihre Choreografie mitgebracht und erklärte allen Beteiligten, was sie zu tun hatten. Dafür hatte sie einen Probenplan gezeichnet, der genau die Schritte zeigte, die zu tanzen waren. Und während sie erklärte, führte sie die Choreografie langsam vor. Den Jungs von der Band hatte Lilly vorab schon einmal die Noten gegeben. Sie spielten die Melodie dazu.
Clyde und Seth hatten die Reste von der gestrigen Party noch einmal auf dem Tisch aufgebaut und es wurde eine ziemlich lustige Probe. In den Pausen futterten sie, bis Lilly in die Hände klatschte und es weiterging.
„Wenn wir morgen nach London fahren, haben wir gar nicht mehr so viel Zeit, um das alles einzustudieren“, rief sie. „Auf geht’s.“ Am Ende saßen Choreografie und Song schon ganz gut.
„Nicht schlecht“, meinte Lilly zufrieden. „Das müssen wir zwar noch ein bisschen perfektionieren, aber für den Anfang war das schon gut.“ Sie drehte sich zu Seth und Clyde um. „Eure Eltern werden staunen.“
„Das glaube ich auch“, lachte Seth. „Mein Vater wird denken, er träumt, wenn er mich bei einer Tanzaufführung sieht.“
„Tja“, meinte Lilly lässig, „es kommt nur auf den Tanz an, würde ich sagen.“
„Dein Song ist wirklich klasse“, sagte Erika. „Das findet Ian auch. Und der versteht schließlich was davon.“
„Erika!“, rief Nanni erstaunt. „Sieht man dich auch mal wieder. Wo steckst du nur die ganze Zeit?“
Erika wurde rot. „Ach“, sagte sie schüchtern, „ich bin heute mit Ian spazieren gewesen. Er zeigt mir ein bisschen die
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