Hanni und Nanni - Klassenfahrt nach England
zurück und drehte sich weg. „Das ist mir alles egal.“
„Ist ja gut“, sagte Nanni irritiert. Sie fragte sich, ob sie auch so unausstehlich gewesen war, als ihre Eltern sich damals fast getrennt hätten. Oder steckte vielleicht noch etwas anderes hinter Danielas seltsamem Verhalten?
Bald hatte Nanni Daniela allerdings vergessen. Es gab zu viel zu sehen in den Straßen Londons, und die anderen, Hanni, Lilly, Erika und Clyde, waren blendender Laune. Da hatte sie keine Lust, sich von Danielas Laune runterziehen zu lassen.
Zum Mittagessen besuchten sie ein witzig dekoriertes indisches Restaurant, das Mister Gordon ausfindig gemacht hatte. Und dann war es endlich so weit. Der Bus öffnete wieder die Türen und sie standen mitten in Camden Market.
„Wow“, flüsterte Lilly. So viele Boutiquen, Stände, Buden und Läden mit schrillen, bunten und ausgefallenen Klamotten und Kostümen hatte sie noch nie gesehen. Überall vor den bemalten und mit Graffiti besprühten Häusern waren Schuhe, T-S hirts, Anhänger und Schmuck in den grellsten Farben der Welt ausgestellt. In einem anderen Teil des Viertels standen Straßenhändler, die allen möglichen Krimskrams verkauften: Handytaschen und anderes Zubehör, DVDs, Batterien, Ersatzteile für Autos, Elektronikgeräte, Möbel und, und, und … Das musste der größte Flohmarkt der Welt sein.
„Wow“, sagten auch Hanni und Nanni in ehrfürchtigem Ton, während sie zusammen mit Lilly und Daniela der Gruppe von Mademoiselle Bertoux zugeteilt wurden. Erika war zwar in der Gruppe von Frau Mägerlein gelandet, aber da auch Ian dort war, hatte sie sich nicht beschwert.
Das ganze Areal des Markts war gar nicht zu überblicken, aber alle zog es natürlich erst einmal in die kleinen Gassen mit den Modeboutiquen und Ständen, allen voran Mademoiselle Bertoux. Sie war ganz aus dem Häuschen.
„Das ist ja … magnifique – wunderbar!“, rief sie immer wieder, eilte von einem Kleiderständer zum nächsten und zog eine Stola, eine Bluse oder ein Kleid heraus. Ihre Schützlinge mussten eher aufpassen, dass die kleine Französin nicht verloren ging als andersherum. Sie rannten hinter ihr her, ohne selbst in Ruhe nach Klamotten suchen zu können. Das ging eine ganze Weile so, bis Hanni schließlich die Geduld verlor.
„Also, Mademoiselle Bertoux, können wir nicht einmal kurz alleine in diese Boutique gehen?“, fragte sie. „In einer Viertelstunde treffen wir uns dann da vorne auf dem kleinen Platz. Da kann doch nichts passieren, oder?“
Mademoiselle Bertoux hielt kurz inne, um über Hannis Vorschlag nachzudenken. Sie drehte sich kurz nach jeder Seite um. Die beiden anderen Gruppen waren längst in geordneten Reihen in irgendwelchen anderen Gassen verschwunden und Frau Mägerlein war nirgends zu sehen. Als Treffpunkt hatte man den Ausgangsort am Bus vereinbart.
„Da sehe ich eigentlisch kein Problem“, sagte sie schließlich. „Meinst du da vorne, ’anni?“ Sie zeigte mit dem Finger auf eine größere Kreuzung im Gewirr der vielen Geschäfte.
„Ja, genau.“ Auch Hanni deutete dorthin. „Das ist nicht weit und … “, sie zwinkerte Nanni zu, „… in einer halben Stunde sind wir alle wieder da. Bitte, bitte. Wir gehen auch nicht weit weg.“
„’albe Stunde?“ Der Französin war kurz so, als wäre von einer Viertelstunde die Rede gewesen. „Also gut, aber keine Minüt’ länger, verstanden?“
„Okay.“ Hocherfreut verschwanden Hanni, Nanni und Lilly in einer Boutique.
„Genau zur richtigen Zeit“, sagte Lilly erleichtert. „Ich habe da hinten in einem Laden Spitzenkostüme für uns gesehen. Die müssen wir haben. Los, kommt!“ Und damit rannte sie aus der Boutique und zurück zu dem Stand, wo sie die Sachen gesehen hatte.
„Hey!“, rief Nanni, aber Lilly war nicht aufzuhalten. „Oh, Mann. Kaum sind wir Mademoiselle los, müssen wir hinter Lilly hertigern.“
„Lilly und tigern, das passt gut“, kicherte Hanni und sie folgten ihrer Cousine.
Der Laden, den Lilly gemeint hatte, war gleich am Eingang von Stables Market. So hieß der Teil von Camden, in dem hauptsächlich Klamotten verkauft wurden. Sie fanden Lilly an einem Kleiderständer, an dem Leggings in allen möglichen Farben hingen.
„Wow, schaut mal!“, rief Lilly und nahm eine der riesigen, glitzernden Sonnenbrillen, die daneben auf einem Tisch lagen. „Die brauche ich. Und dazu … “, sie schlüpfte in ein Paar hochhackige Pumps, „… diese Schuhe.“
„Echt schrill“, sagte
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