Hanni und Nanni sind immer zur Stelle
Fairness in Person.“
„Ich weiß, ich weiß“, gab Marianne ungeduldig zurück. „Aber Nanni wollte doch mit Hanni spielen. Jetzt hat das nicht geklappt, wegen Alina. Vielleicht sind die beiden jetzt so sauer auf mich, dass sie die Tennisregeln brechen.“
Carla drehte sich zur Wand. „Aber wenn sie tatsächlich die Tennisregeln brechen sollten, was hat das mit dir zu tun?“
„Na ja“, holte Marianne aus, „das hat insofern mit mir zu tun, als dass letztlich ich dafür verantwortlich bin, dass jetzt Alina gegen Hanni … Carla?“
Von Carlas Bett kam ein leises Schnarchen.
„Carla? Hörst du mir zu?“
„Ja“, kam es unwillig zurück. „Aber vielleicht bildest du dir das alles ja auch nur ein. Jetzt sei still. Ich bin müde. Außerdem wacht sonst Angela auf.“
Marianne grummelte etwas in sich hinein. Nachdenklich starrte sie in die Finsternis. Die Sache ließ ihr keine Ruhe. Musste sie ihre Beobachtung Lexa melden? So viel stand fest: Was die Zwillinge machten, war nach den Regeln des Tennis nicht erlaubt. Wer das Spiel angefangen hatte, musste es auch zu Ende spielen. Marianne zog die Augenbrauen zusammen. Oder hatte sie sich am Ende doch getäuscht? Wenn es aber so war, wie sie glaubte: Was bezweckten die Zwillinge damit?
Plötzlich horchte Marianne auf. Da war doch etwas? Draußen auf dem Flur. Sie hörte es ganz deutlich.
„Carla?“, rief sie leise. „Carla? Hörst du das auch?“
Draußen war etwas. Etwas Ungewöhnliches. Ein Piepsen. Oder ein Schaben und Schleichen?
„Carla!“, versuchte Marianne es noch ein bisschen lauter.
„Jetzt sei endlich still!“, fuhr Angela sie an. „Ich will schlafen! Unterhaltet euch morgen, zum Himmel noch mal!“
„Ist ja gut“, murrte Marianne und drehte sich zur Wand. Carla schlief längst. Und das würde sie jetzt auch tun!
„Schschsch!“, machte Jenny draußen auf dem Flur. „Bist du verrückt, Bobby? Du machst ja alle wach.“
„Entschuldigung“, kicherte Bobby leise. „Ich wäre beinahe gegen Mariannes Tür gestolpert. Das Ei konnte ich gerade noch retten. Sonst wäre es auf den Boden geklatscht. Knacks …“
Jenny musste grinsen, doch dann schimpfte sie: „Da haben wir das größte Hindernis schon hinter uns – Hilda mit ihrem leichten Schlaf. Und du gackerst Marianne wach.“
Bobby versuchte krampfhaft das Lachen zurückzuhalten. „Bitte“, keuchte sie, „keine lustigen Sachen erzählen! Sonst vermassel ich es noch.“
„Schschschh!“, machte Jenny wieder.
Vorsichtig schoben die beiden die Tür zu Petras und Alinas Zimmer auf und gingen hinein. Da lag Alina und schnarchte leise.
„Los!“, flüsterte Jenny. „Da sind ihre Schuhe. Lass das Ei vorsichtig hineinkullern.“
Bobby zögerte. „Kriegt man das Eigelb auch bestimmt wieder aus dem Schuh raus?“
„Klar“, nickte Jenny. „Los, mach schon!“
Plötzlich hörten die beiden eine Tür gehen. Dann kamen Schritte den Flur entlang. Jenny und Bobby blieb das Herz stehen. „Frau Roberts!“, stieß Bobby aus.
Die Schritte kamen immer näher. Jeden Augenblick würde jemand die angelehnte Tür ganz aufstoßen, um zu sehen, was da vor sich ging.
Ein Quietschen war zu hören. Dann keuchte jemand und stöhnte leise.
Jenny und Bobby wurde es immer unheimlicher. Vorsichtig sahen sie durch den Türspalt. Im Schein des Mondes sahen sie eine weiße Gestalt, die sich auf das Fensterbrett hievte. Und das Fenster stand offen!
Jenny hielt sich die Hand vor den Mund, um einen Schreckensschrei zu ersticken.
Die beiden verstanden sofort, was sie tun mussten. So leise wie möglich gingen sie auf den Flur hinaus. Die Gestalt stand jetzt auf dem äußeren Fensterbrett und schwankte leicht. Das war lebensgefährlich! Der Größe nach musste es ein Mädchen aus einer unteren Klasse sein.
Jenny und Bobby machten zwei lange Schritte, dann waren sie bei dem Mädchen und zogen es behutsam vom Fensterbrett herunter. Es war Pauline Girlitz, die Kleine, die immer so blass ausschaute. Sie trug ein weißes Nachthemd.
Pauline begann zu blinzeln. „Wer seid ihr?“, fragte sie.
Jenny und Bobby sahen sich verwundert an. Pauline erkannte sie nicht. Konnte es sein, dass sie schlief?
„Jenny und Bobby“, sagte Bobby. „Wir bringen dich jetzt ins Bett.“
Behutsam nahmen sie die Kleine an den Armen und führten sie in Richtung der Erstklässler-Schlafräume. Paulines Augen waren offen, doch sie schien nichts mitzubekommen. Unheimlich war das!
„Ich will zu meinem Papa“,
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