Hanni und Nanni sind immer zur Stelle
dauernd reden?“
Ein belustigtes Grinsen stahl sich auf Jennys Gesicht. „Na klar!“, nickte sie. „Du hast recht! Pauline ist der Hausgeist, der die Erstklässlerinnen in Atem gehalten hat.“
„Wer ist der Hausgeist?“, schaltete sich Hilda ein.
Jetzt war es um Jenny und Bobby geschehen. Sie begannen zu kichern und zu prusten. Denn ihnen fiel ein, dass ihre Zimmergenossin Hilda ja eigentlich nächtliche Ausflüge und Streiche verhindern sollte! Stattdessen hatte sie in der vergangenen Nacht selig geschlafen wie ein Engelchen und überhaupt nichts mitbekommen.
Hanni, Nanni und den anderen entging nicht, dass sich die beiden über irgendwas amüsierten. „Was ist los? Habt ihr ein Geheimnis mit den Erstklässlerinnen, oder warum schaut ihr die ganze Zeit zu ihnen hinüber? Und was war das mit dem Hausgeist? Gibt es ihn also doch? Kommt, erzählt schon! Seid nicht gemein!“
Bobby und Jenny hätten den Freundinnen nur zu gern verraten, was sie in der Nacht erlebt hatten. Doch sie hatten Frau Theobald nun mal ihr Versprechen gegeben.
In der Klasse erwartete die Mädchen eine Überraschung. Mamsell war wieder da!
Alle atmeten auf. Allerdings schien es ihr nicht allzu gut zu gehen. Sie war ziemlich wortkarg. Kaum dass sie die Klasse betreten hatte, schrieb sie ein paar Aufgaben aus dem Buch an die Tafel und verkroch sich für den Rest der Stunde hinter einer französischen Modezeitung. Trotzdem: Wenigstens war sie wieder aus ihrem Zimmer gekommen!
Claudine war überglücklich. Aber auch Jenny und Bobby strahlten. Die beiden hatten immer noch ein schlechtes Gewissen wegen des Hirschkäfers, der Mamsells völligen Rückzug ausgelöst hatte. Die beiden nahmen sich vor, von jetzt an immer ganz freundlich ihrer Lehrerin zu sein und sie nie wieder mit einem Streich zu erschrecken.
Nur Alina freute sich nicht, dass Mamsell wieder da war. Sie hatte die ganze Aufregung um die Französischlehrerin sowieso nicht verstanden. Was gab es schließlich Besseres als Französischunterricht, der nicht stattfand, weil die Lehrerin sich nicht in die Klasse traute?!
Die Klasse arbeitete leise vor sich hin und bemühte sich, nicht einmal mit dem Füller übers Papier zu kratzen, um Mamsell in ihrer Lektüre nicht zu stören. Dies war vielleicht die leiseste Stunde, die je in Lindenhof abgehalten worden war.
Mamsell aber bemerkte es nicht. Am Ende der Stunde schrieb sie noch eine Hausaufgabe an die Tafel, packte ihre Sachen zusammen und verschwand mit gequältem Blick.
„Es geht ihr noch gar nicht gut“, stellte Carla besorgt fest. Die anderen waren derselben Meinung.
„Aber das Wichtigste ist doch, dass sie wieder den Unterricht abhält“, sagte Nanni aus vollem Herzen.
„Wie Frau Theobald es nur geschafft hat, dass sie wieder in die Klasse kommt?“, meinte Hanni.
Hilda nickte. „So etwas schafft eben nur unsere Direktorin.“
„Na ja, ich fand Mamsells Auftritt nicht gerade grandios“, warf Alina ein. „Reinzukommen und sich hinter der Zeitung zu verstecken, also, ich weiß nicht …“
Giftige Blicke trafen Alina.
„Bestimmt ist sie bald wieder ganz die Alte“, sagte Carla zu Claudine, der die Sorge um ihre Tante deutlich ins Gesicht geschrieben stand.
„Ganz bestimmt“, nickte Claudine. „Wenn sie bloß nicht diese alberne Prüfung machen müsste!“
Die Zuversicht in den Gesichtern der Freundinnen erlosch. Richtig! Die Prüfung! Sie war ja der eigentliche Grund für Mamsells völligen Rückzug gewesen. Und der war trotz Frau Theobalds Glanzleistung im Überreden nicht aus der Welt zu schaffen.
Arme Mamsell!
In der nächsten Stunde hatte die Klasse Englisch. Frau Roberts gab die Arbeiten zurück. Sie war nicht gut ausgefallen. Keine Arbeit war besser als Zwei minus. Hanni und Nanni hatten jede eine Drei minus. Auch zwei Fünfen waren dabei.
Schließlich hielt Frau Roberts noch zwei Hefte in den Händen. „Alina und Petra“, wandte sie sich an die beiden, die ihre Arbeit noch nicht zurückbekommen hatten. „Euch möchte ich heute Nachmittag in meinem Zimmer sprechen.“
Petra wurde über und über rot. Hatte Frau Roberts bemerkt, dass sie gepfuscht hatten?
Alina beugte sich zu ihr. „Wehe, du verrätst mich!“, zischte sie ihr zu. „Sonst …“
Petra sah sie angstvoll an. Alinas Gesicht war ihrem bedrohlich nahe. Was, sonst?, fragte sie sich im Stillen. Doch dann versuchte sie sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Frau Roberts begann eben mit einem neuen Thema: Spannungselemente im
Weitere Kostenlose Bücher