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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Sie nicht. Glauben Sie mir, die Klinge hat nicht eine einzige Scharte abbekommen. Der Metzger war wie Butter.«
    »Ich habe Angst um dich.«
    »Bitte machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich werde ... das da wegschaffen.«
    »Du musstest das nicht für mich tun.«
    »Ich habe es für mich getan, Lady Murasaki, wegen des Wertes Ihrer Person. Sie haben sich nichts vorzuwerfen. Ich glaube, Masamunedono war mit der Verwendung seines Schwertes einverstanden. Es ist wirklich eine beachtliche Waffe.«
    Hannibal steckte das Kurzschwert in seine Scheide und legte es mit einer respektvollen Verneigung vor der Rüstung auf den Ständer zurück.
    »Sie zittern ja«, sagte er. »Sie haben sich vollkommen in Ihrer Gewalt, und doch zittern Sie wie ein Vogel. Ich wollte mich Ihnen eben ohne Blumen nicht nähern. Ich liebe Sie Lady Murasaki.«
    Unten auf dem Vorplatz ertönte der Zweitonruf einer französischen Polizeisirene. Nur ein einziges Mal. Die Dogge richtete sich auf und begann zu bellen.
    Lady Murasaki ging hastig zu Hannibal, nahm seine Hände in die ihren, hielt sie an ihr Gesicht. Sie küsste seine Stirn und flüsterte dann eindringlich: »Rasch! Wasch dir die Hände! Chiyoh hat Zitronen im Mädchenzimmer.«
    Weit unten im Haus dröhnte der

24

    Lady Murasaki ließ Inspektor Popil hundert Herzschläge warten, bevor sie auf der Treppe erschien. Er stand mit seinem Assistenten in der hohen Eingangshalle und blickte ihr entgegen. Sie sah ihn wachsam und ruhig wie eine schöne Spinne vor den spinnwebenverhangenen Fensterkreuzen stehen, und hinter den Fenstern sah sie endlose Nacht.
    Popil sog beim Anblick von Lady Murasaki die Luft eine Spur schärfer ein. Das Geräusch wurde durch die Kuppel der Eingangshalle verstärkt, und sie lauschte ihm.
    Als sie die Treppe hinabschritt, war es wie eine einzige fließende Bewegung, von keinerlei Stufen behindert. Ihre Hände ruhten in ihren Ärmeln.
    Serge, der Chauffeur, die Augen vor Müdigkeit gerötet, trat zur Seite. »Lady Murasaki, diese Herren sind von der Polizei.«
    »Guten Abend.«
    »Guten Abend, Madame. Es tut mir leid, Sie so spät noch stören zu müssen. Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen, die Ihren ... Neffen ... betreffen.«
    »Ja, er ist mein Neffe. Dürfte ich bitte Ihren Ausweis sehen?« Ihre Hand kam langsam aus dem Ärmel. Sie studierte Popils Papiere und betrachtete aufmerksam das Foto.
    »Inspektor Popil?«
    »Popil, Madame.«
    »Auf dem Ausweisfoto tragen Sie das Band der Ehrenlegion, Monsieur l’Inspecteur.«
    »Ja, Madame.«
    »Danke, dass Sie persönlich gekommen sind.«
    Ein Duft, frisch und dezent, erreichte Popil, als sie ihm seine Papiere zurückgab. Sie überprüfte sein Gesicht auf Anzeichen hin, dass ihn der Duft erreicht hatte, und sah eine Reaktion eine kaum merkliche Veränderung der Nasenflügel und der Pupillen seiner Augen.
    »Madame ...?«
    »Murasaki Shikibu.«
    »Madame ist die Gräfin Lecter, aber normalerweise wird sie mit ihrem japanischen Titel Lady Murasaki angesprochen«, sagte Serge, für seine Verhältnisse ausgesprochen wagemutig, denn immerhin hatte er einen hochrangigen Polizeibeamten vor sich.
    »Lady Murasaki, ich würde gern unter vier Augen mit Ihnen sprechen und anschließend, ebenfalls allein, mit Ihrem Neffen.«
    »Bei allem gebührenden Respekt vor Ihrem Amt, Monsieur l’Inspecteur, aber das ist leider nicht möglich«, sagte Lady Murasaki.
    »Madame, das ist sehr wohl möglich«, entgegnete Inspektor Popil.
    »Sie sind in unserem Haus jederzeit willkommen, und es steht Ihnen frei, mit uns beiden gemeinsam zu sprechen.«
    In diesem Moment ertönte Hannibals Stimme von der Treppe herab. »Guten Abend, Monsieur l’Inspecteur.«
    Popil wandte sich Hannibal zu. »Junger Mann, ich möchte, dass du mit mir kommst.«
    »Selbstverständlich, Monsieur l’Inspecteur.«
    Lady Murasaki wandte sich Serge zu. »Würden Sie mir bitte meinen Umhang bringen?«
    »Das wird nicht nötig sein, Madame«, sagte Popil. »Sie werden nicht mitkommen. Ich werde Sie morgen hier vernehmen, Madame. Ich werde Ihren Neffen nicht ...«
    »Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Mylady«, sagte Hannibal.
    Unter Lady Murasakis Ärmeln lockerte sich vor Erleichterung ihr Griff um ihre Handgelenke.

25

    Im Balsamierungszimmer war es dunkel, und bis auf das träge Tropfen eines Wasserhahns herrschte vollkommene Stille. Schultern und Schuhe von Regentropfen besprenkelt, standen der Inspektor und Hannibal in der Tür.
    Da drinnen war Momund. Hannibal

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