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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Hercule bereits erzählt. So etwas sollten Sie übrigens auf keinen Fall am Telefon sagen. Aber was wollen Sie nun eigentlich wissen?«
    »Die Polizei behauptet, das Bild sei im Osten von Plünderern geraubt worden. Stimmt das?«
    »Natürlich nicht. Wer sagt das?«
    »Ein Polizeiinspektor mit einer Liste der Kommission für Denkmäler und Kunstwerke. Er behauptet, es sei gestohlen worden.«
    »Haben Sie nicht den Stempel in den Kaufunterlagen gesehen?«
    »Den Stempel vom Volkskommissariat für Bildungswesen?«, entgegnete Trebelaux mit unverhohlener Geringschätzung. »Was soll der schon wert sein?«
    »Hat dieser Polizist vielleicht gesagt, wem das Bild ursprünglich gehört hat? Wenn es ein Jude ist, spielt alles keine Rolle, weil die Alliierten Kunstgegenstände, die Juden geraubt wurden, grundsätzlich nicht zurückschicken. Die Juden sind alle tot. Die Sowjets würden die Kunstwerke einfach selbst einsacken.«
    »Er ist kein gewöhnlicher Polizist, er ist ein Polizeiinspektor«, sagte Trebelaux.
    »Sie sprechen das wie ein echter Schweizer aus. Wie heißt er?«
    »Popil, den Vornamen kenne ich nicht.«
    »Aha.« Kléber wischte sich mit der Serviette den Mund ab. »Hab ich mir’s doch fast gedacht. Kein Problem also. Ich schmiere ihn schon seit Jahren. Er will nur mal wieder abkassieren. Was hat ihm Leet erzählt?«
    »Bisher noch gar nichts. Aber er scheint ziemlich nervös. Vorerst schiebt er alles auf Kopnik, seinen toten Kompagnon.«
    »Und Leet weiß tatsächlich nichts, nicht einen Furz, woher Sie das Bild haben?«, fragte Kléber.
    »Er denkt, ich habe es aus Lausanne – wie wir vereinbart haben. Er jammert schon, dass er sein Geld zurückhaben will Ich habe ihn erst mal dahingehend vertröstet, dass ich mit meinem Kunden reden will.«
    »Ich habe Popil in der Hand und werde mich der Sache annehmen. Machen Sie sich also wegen dieser Geschichte keine Sorgen mehr. Aber es gibt etwas wesentlich Wichtigeres, worüber ich mit Ihnen sprechen muss. Können Sie eventuell nach Amerika fahren?« »Durch den Zoll bringe ich aber nichts.«
    »Um den Zoll brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, nur um die Verhandlungen, die Sie dort führen werden. Sie müssen sich die Ware ansehen, bevor sie hier abgeschickt wird, und dann noch einmal drüben, wenn sie angekommen ist, und zwar im Besprechungszimmer einer Bank. Sie können hinfliegen, in einer Woche sind Sie wieder zurück.«
    »Was für eine Ware wäre das?«
    »Kleine Antiquitäten. Ein paar Ikonen, ein Salzstreuer. Sehen wir uns die Sachen einfach an, und dann sagen Sie mir, was Sie davon halten.«
    »Und die Sache mit dem Guardi?«
    »Da haben Sie nicht das Geringste zu befürchten«, beruhigte ihn Kléber.
    Christophe Kléber nannte sich nur in Frankreich so. Sein richtiger Name war Petras Kolnas, und er kannte zwar Inspektor Popils Namen, aber nicht weil er ihn schmierte.

32

    Das Hausboot Christabel lag östlich von Paris auf der Marne und war nur mit einer Leine an der Hafenmauer vertäut. Sobald Trebelaux in Klébers Begleitung an Bord gekommen war, legte das Boot ab. Es war ein in Holland gebauter schwarzer Doppelender mit niedrigen Deckaufbauten, um unter Brücken hindurchfahren zu können, und mit einem Blumenkastengarten mit blühenden Sträuchern auf Deck.
    Der Besitzer der Christabel , ein schmächtiger Mann mit hellblauen Augen und freundlichem Gesicht, stand an der Gangway, um Trebelaux in Empfang zu nehmen. »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte er und reichte dem Besucher die Hand. Die Haare auf dem Handrücken des Bootsbesitzers wuchsen nach hinten, zum Arm hin, weshalb sich seine Hand für den Schweizer etwas unheimlich anfühlte. »Wenn Sie Monsieur Milko bitte unter Deck folgen würden. Ich habe dort alles für Sie bereitgelegt.«
    Der Bootsbesitzer blieb mit Kolnas alias Kléber auf Deck zurück. Eine Weile schlenderten sie zwischen den Terrakotta-Blumentöpfen auf und ab. Schließlich blieben sie neben dem einzigen hässlichen Gegenstand in dem gepflegten Garten stehen, einer 200 Liter fassenden Öltonne, in die mehrere Löcher gefräst waren, alle groß genug, um einen Fisch hindurchzulassen. Die Oberseite war mit einem Schneidbrenner abgetrennt und mit Draht lose wieder festgemacht worden. Unter der Tonne war ein Stück Plane auf dem Deck ausgelegt. Der Bootsbesitzer schlug so fest gegen die Tonne, dass sie dröhnte.
    »Komm«, sagte er dann zu Kolnas und stieg nach unten.
    Unter Deck öffnete er einen hohen Schrank. Er enthielt

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