Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
danken, dass Sie heute hierhergekommen sind. Es bedeutet uns – und insbesondere mir persönlich – außerordentlich viel, Sie hier zu haben. Es freut mich, diese Gelegenheit zu erhalten, mit Ihnen über das Verspeisen meiner Schwester zu sprechen.«
    Er zog ihm den Knebel aus dem Mund, worauf Dortlich auf der Stelle losplatzte.
    »Ich bin ein Polizist aus der Stadt, das Pferd wurde gestohlen gemeldet. Nur deshalb bin ich hier. Sagen Sie einfach nur, dass Sie das Pferd zurückbringen werden, und damit ist der Fall erledigt.«
    Hannibal schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich an Ihr Gesicht. Ich habe es viele Male gesehen. Und Ihre Hand auf uns gespürt, mit den Schwimmhäuten zwischen den Fingern, wie Sie gefühlt haben, wer von uns am fettesten war. Können Sie sich noch erinnern, wie die Badewanne auf dem Herd gebrodelt hat?«
    »Nein. Das Einzige, woran ich mich aus dem Krieg erinnern kann, ist, dass ich ständig gefroren habe.«
    »Hatten Sie vor, heute mich zu verspeisen, Herr Dortlich? Ihr Mittagessen ist ja gleich hier.« Hannibal untersuchte den Belag des Brotes. »Aber, aber, Herr Dortlich, so viel Mayonnaise!«
    »Sie werden in Kürze nach mir suchen kommen«, sagte der Leutnant.
    »Sie haben unsere Arme befühlt.« Hannibal befühlte Dortlichs Arm. »Sie haben unsere Backen befühlt, Herr Dortlich.« Er kniff in seine Wange. »Ich spreche Sie zwar mit ›Herr‹ an, aber Sie sind kein Deutscher, oder? Und auch kein Litauer oder Russe oder sonst etwas, stimmt’s? Sie sind Ihr eigener Staatsbürger – ein Bürger von Dortlich. Wissen Sie, wo die anderen sind? Haben Sie noch Kontakt zu ihnen?«
    »Alle tot, alle im Krieg umgekommen.«
    Hannibal sah ihn lächelnd an und knüpfte das Bündel auf, das er aus seinem Taschentuch gemacht hatte. Es war voller Pilze. »In Paris kosten Morcheln einhundert Francs das Gramm, und diese hier sind auf einem Baumstumpf gewachsen!« Er stand auf und ging zum Pferd.
    Sobald Hannibal seine Aufmerksamkeit von ihm abgewandt hatte, begann sich Dortlich unter den Fesseln zu winden.
    Auf Cesars breitem Rücken lag eine Rolle Seil. Hannibal befestigte das lose Ende an den Zugriemen des Geschirrs. Das andere Ende war zu einer Henkersschlinge geknüpft. Hannibal ging, das Seil hinter sich herschleifend, zu Dortlich zurück. Er klappte das belegte Brot auf und beschmierte die Schlinge mit Mayonnaise, außerdem strich er reichlich Mayonnaise auf Dortlichs Hals.
    Dortlich versuchte, vor Hannibals Händen zurückzuweichen, und stieß hastig hervor: »Einer ist noch am Leben! In Kanada – Grentz. Seine Personaldaten finden Sie dort. Ich könnte als Zeuge vor Gericht auftreten.«
    »Um was zu bezeugen, Herr Dortlich?«
    »Na, das, was Sie gesagt haben. Ich habe es nicht getan, aber ich werde sagen, dass ich es gesehen habe.«
    Hannibal legte ihm die Schlinge um den Hals und sah ihm in die Augen. »Erwecke ich den Eindruck, böse auf Sie zu sein?« Er kehrte zum Pferd zurück.
    »Er ist der Einzige, der noch am Leben ist, Grentz ... er ist von Bremerhaven auf einem Schiff nach Kanada entkommen ... ich könnte eine eidesstattliche Erklärung abgeben ...«
    »Gut. Dann sind Sie also bereit, zu singen?« »Ja, ich werde singen.«
    »Dann lassen Sie uns für Mischa singen, Herr Dortlich. Sie kennen dieses Lied. Mischa mochte es sehr.« Er drehte Cesar so, dass sein Hinterteil Dortlich zugewandt war. »Ich möchte nicht, dass du das siehst«, flüsterte er dem Pferd ins Ohr und begann zu singen.
    »Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm ...«
    Er schnalzte mit der Zunge an Cesars Ohr und führte ihn vorwärts. »Singen Sie zum Seil, Herr Dortlich. Es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um ... «
    Den Kopf in der glitschigen Schlinge hin und her drehend, beobachtete Dortlich, wie sich das Seil im Gras langsam entrollte.
    »Sie singen ja gar nicht, Herr Dortlich.«
    Dortlich öffnete den Mund und sang in unmelodischem Geschrei: » Sagt, wer mag das Männlein sein ...«
    Und gemeinsam sangen sie weiter: »Das da steht im Wald allein ...«
    Das Seil hob sich aus dem Gras, es hing noch ein Stück durch, und Dortlich kreischte: »Porvik! Er hieß Porvik! Wir nannten ihn Topfgucker. Er kam im Jagdhaus um. Sie haben ihn gefunden.«
    Hannibal hielt das Pferd an und ging zu ihm zurück, beugte sich über ihn und schaute ihm in die Augen.
    Dortlich sagte: »Binden Sie es fest, binden Sie das Pferd fest, es könnte von einer Biene gestochen werden.«
    »Stimmt, im Gras gibt es eine ganze

Weitere Kostenlose Bücher