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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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aber es gibt da einige Unstimmigkeiten zwischen den Daten auf Ihrem
Sozialausweis, Ihrer Geburtsurkunde und Ihrem Führerschein. Tatsächlich sind keine der Daten identisch. Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber wir schlüsseln Kundenbestellungen von hochpreisigen Konsumgütern in Verbindung mit den Geburtstagen von Dr. Lecters früheren Bekanntschaften auf.« »>Frühere Bekanntschaften<. Ich bin also jetzt eine frühere Bekanntschaft, was für ein schrecklicher Ausdruck.« Mrs. Rosencranz gluckste. Sie entstammte noch der Cocktail- und Zigaretten-Generation, und ihre Stimme klang rauchig. »Agent Starling, darf ich fragen, wie alt Sie sind?« »Ich bin zweiunddreißig, Mrs. Rosencranz. Ich werde zwei Tage vor Weihnachten dreiunddreißig.« »Gestatten Sie mir eine Bemerkung in aller Freundschaft. Ich hoffe, daß es in Ihrem Leben ein paar >frühere Bekanntschaften geben wird. Sie helfen die Zeit zu vertreiben.« »Ja, Ma’am, und Ihr Geburtsdatum ist ...?« Mrs. Rosencranz gab dann schließlich doch noch die korrekte Information heraus, charakterisierte sie als »das Datum, mit dem Dr. Lecter vertraut ist«. »Wenn ich mir eine abschließende Frage erlauben darf? Ich verstehe, warum eine Frau ihr Geburtsjahr ändert, aber warum den Monat und den Tag?« »Ich wollte Jungfrau sein, es paßte besser zu Mr. Rosencranz, wir hatten damals begonnen, uns zu verabreden.« Die Leute, die Dr. Lecter getroffen hatten, während er in dem Käfig lebte, hatten ein etwas anderes Bild von ihm. Starling hatte Catherine Martin, die Tochter der ehemaligen U.S.-Senatorin Ruth Martin, aus dem höllischen Verlies des Serienkillers Jame Gumb gerettet, und wäre Senatorin Martin bei der nächsten Wahl nicht geschlagen worden, hätte sie sich sicherlich für Starling eingesetzt. Sie war Starling am Telefon herzlich zugetan, berichtete ihr von Catherine und wollte wissen, was es bei Starling Neues gab. »Sie haben mich niemals um einen Gefallen gebeten, Starling. Falls Sie jemals einen Job -« »Haben Sie vielen Dank, Frau Senatorin.« »Was den gottverdammten Lecter betrifft, nein, ich hätte das Bureau natürlich umgehend davon in Kenntnis gesetzt, falls ich wieder etwas von ihm gehört hätte. Ich deponiere die Nummer direkt neben meinem Telefon. Charlsie weiß, wie mit der Post zu verfahren ist. Ich erwarte allerdings nicht, etwas von ihm zu hören. Das letzte, was dieser Scheißkerl in Memphis zu mir gesagt hat, war: >Schönes Kostüm, das Sie da tragen.< Er hat mir das mit Abstand Grausamste angetan, was mir jemals in meinem Leben widerfahren ist. Wissen Sie, was es war?« »Er hat Sie verhöhnt.« »Als Catherine vermißt wurde, als wir alle völlig am Verzweifeln waren und er sagte, er besäße Informationen zu Jame Gumb, und ich mit ihm verhandelte, fragte er mich - er hat mir mit seinen Schlangenaugen direkt ins Gesicht geschaut und mich gefragt, ob ich Catherine die Brust gegeben habe. Er wollte doch tatsächlich wissen, ob ich ihr die Brust gegeben habe. Ich antwortete ihm: >Ja.< Und daraufhin sagte er: >Durstiger Job, nicht wahr?< Es hat auf einen Schlag alles wieder in mir zurückgebracht, wie ich sie als Baby gehalten habe, durstig, darauf wartend, daß sie satt wurde. Es hat mir einen Stich versetzt wie sonst nichts in meinem Leben, und er hat meinen Schmerz einfach in sich hineingeschlungen.« »Von wem stammte es, Frau Senatorin?« »Stammte was? - Tut mir leid.« »Von wem stammte das Kostüm, das Sie damals trugen und das Dr. Lecter mochte?« »Lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken - ein marineblaues Givenchy, sehr gut geschnitten«, sagte Senatorin Martin, leicht pikiert über Starlings Prioritäten. »Wenn Sie ihn wieder in den Knast gebracht haben, kommen Sie mich doch einmal besuchen, Starling, lassen Sie uns dann zusammen ausreiten.« »Vielen Dank, Frau Senatorin, ich werde darauf zurückkommen.« Zwei Anrufe, zwei völlig unterschiedliche Seiten Dr. Lecters, die eine zeigte seinen Charme, die andere seine Abgründe. Starling notierte sich: Wein geschlüsselt auf Geburtstage, was in ihrem kleinen Programm bereits berücksichtigt war. Sie machte sich einen Vermerk, daß Givenchy in die Liste der Luxusgüter aufzunehmen sei. Als nachträglichen Einfall notierte sie, eigentlich aus keinem ihr unmittelbar einsichtigen Grund: die Brust geben. Bevor sie sich darüber Gedanken machen konnte, klingelte ihr rotes Telefon. »Bin ich mit der Abteilung für Verhaltensforschung verbunden? Kann mich jemand zu Jack

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