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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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entweder zu sterben oder eine Frau zu erschießen, die ein Kind hielt. Ich wählte, und was ich tun mußte, brennt mir auf der Seele. Ich erschoß eine Frau, die ein Kleinkind trug. Nicht einmal die niedersten Tiere tun so etwas. Mr. Sneed, Sie sollten vielleicht noch einmal das Bandzählwerk dort kontrollieren, wo ich alles zugebe. Daß man mich in eine derartige Situation gebracht hat, ärgert mich maßlos. Und wie, glauben Sie wohl, fühle ich mich jetzt?« Das Bild von Brigham, als er mit dem Gesicht nach unten auf der Straße lag, schoß ihr durch den Kopf, und sie ging zu weit. »Mir wird schlecht, wenn ich sehe, wie sich hier alle aus der Verantwortung stehlen.« »Starling -« Pearsall schaute ihr, zutiefst getroffen, zum erstenmal ins Gesicht. »Ich weiß, daß Sie noch keine Gelegenheit hatten, ein 302er Formular auszufüllen«, sagte Larkin Wainright. »Wenn wir die ganze Angelegenheit einer -« »Doch, Sir, das habe ich«, unterbrach ihn Starling. »Eine Kopie ist bereits an die
Dienstaufsichtsbehörde abgegangen. Eine weitere Kopie habe ich, für den Fall, daß Sie nicht so lange warten wollen, bei mir. Dort finden Sie alles, was ich gesehen und getan habe, ausführlich geschildert. Sie sehen, Mr. Sneed, Sie hatten schon längst alles zu Ihrer Verfügung.« Starling stand mit einemmal alles klar vor Augen, zu klar. Ein Zeichen von Gefahr, das sie erkannte. Mit Bedacht senkte sie ihre Stimme. »Diese Razzia lief aus einer Vielzahl von Gründen schief. Der Informant des BATF hatte, was den Aufenthaltsort des Babys anging, gelogen, weil er sich nichts sehnlicher wünschte, als daß die Razzia noch vor seiner Vorladung vor die Grand Jury in Illinois über die Bühne ging. Und Evelda Drumgo wußte, daß wir anrückten. Sie kam raus mit dem Geld in einer Tasche und den Drogen in einer anderen. Ihr Beeper zeigte noch die Nummer von WFUL-TV an. Sie bekam fünf Minuten vor unserem Eintreffen den Hinweis. Der Helikopter von WFUL war zeitgleich mit uns vor Ort. Beschlagnahmen Sie die Tonbänder, die die Telefongespräche bei WFUL aufzeichnen, und stellen Sie fest, wer die undichte Stelle war. Es ist jemand, dessen Interessen auf lokaler Ebene liegen, meine Herren. Hätte das BATF etwas durchsickern lassen, wie es bei Waco der Fall gewesen war, oder das DEA, wären die Medien landesweit damit herausgekommen, nicht über einen lokalen Fernsehsender.« Benny Holcomb sprach für die Stadt. »Es gibt keinerlei Beweise, daß jemand von uns oder vom Police Department etwas an die Medien hat durchsickern lassen.« »Beschlagnahmen Sie die Bänder und überzeugen sich selbst«, sagte Starling. »Haben Sie Eveldas Beeper?« fragte Pearsall. »Liegt versiegelt in der Asservatenkammer von Quantico.« Der Beeper des stellvertretenden Direktors Noonan ging los. Als er die Nummer sah, runzelte er die Stirn, bat die Anwesenden, ihn für einen Augenblick zu entschuldigen, und verließ den Raum. Wenig später rief er Pearsall vor die Tür. Wainright, Eldredge und Holcomb schauten, die Hände in den Taschen, aus dem Fenster auf Fort McNair. Man hätte meinen können, sie warteten auf einer Intensivstation. Paul Krendler suchte Sneeds Blick und bedeutete ihm, sich Starling anzunehmen. Sneed legte eine Hand auf die Lehne von Starlings Sessel und beugte sich zu ihr hinunter. »Wenn Sie bei der Anhörung aussagen, daß Sie, angefordert als FBI-Agentin, in Ausübung Ihrer Pflicht Evelda Drumgo getötet haben, erklärt sich das BATF bereit, ein Statement zu unterzeichnen, aus dem hervorgeht, daß Brigham Sie gebeten hat, auf Evelda Drumgo ... ein besonderes Augenmerk zu haben, um sie möglichst ohne Anwendung von Gewalt zu verhaften. Sie starb durch Ihre Waffe, da beißt die Maus keinen Faden ab. Für diese Geschichte hat das FBI die Verantwortung zu übernehmen. Es wird aber dafür auch keinen pissing contest der Dienste über Verfahrensfragen und Dienstauffassungen geben. Und wir wiederum würden uns nicht gezwungen sehen, irgendwelche wüsten Auslassungen von Ihnen über den Charakter von Evelda Drumgo ins Spiel zu bringen, die Sie vor Zeugen im Lieferwagen gemacht haben.« Einen Moment lang sah Starling Evelda Drumgo vor sich, wie sie aus der Tür trat, wie sie dem Wagen entstieg, sah ihre Kopfhaltung und trotz aller Vergeudung von Leben Eveldas Entscheidung, das Kind mit sich zu nehmen, vor ihre Peiniger zu treten und nicht zu fliehen. Starling hob den Kopf und sprach direkt in das Mikrofon, das an Sneeds Krawatte klemmte: »Ich

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