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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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möglich gewesen wäre. Andererseits war er endlich mit dem Vertreter des Ordens in Lübeck einig geworden, wie Lambert und er es sich vorgestellt hatten, ein Stück weit auf jeden Fall. Und doch blieb nach dem abgeschlossenen Handel ein schales Gefühl zurück. Zumindest hatte er nun wieder genügend Geld, um die Cruceborch auszurüsten.
    ~~~
    Adrian Vanderen saß an der geöffneten Tür seines Kaufkellers und schrieb Brief um Brief. Da er den Kaufkeller offen hielt, aber knapp an Helfern war, hatte er sich kurzerhand auch einen Schreibtisch hierhergestellt. Ihn fröstelte. Die Sonne schien hell durch die Türöffnung, doch der Wind war kalt, schien direkt aus dem hohen Norden zu kommen. Es war schwieriger als gedacht, an die Handelsbeziehungen Konrad Vresdorps anzuknüpfen. Er hatte die wichtigsten Partner angeschrieben, hatte von seiner Zusammenarbeit mit Vresdorp berichtet und davon, dass er Waren aus Brügge in gewohnter Qualität und Menge liefern konnte. Die Antworten der Händler aus Wismar, Stralsund, Danzig, Reval, Riga oder Nowgorod waren meist höflich, aber unverbindlich. Man kenne ihn nicht persönlich und wisse nicht, wie verlässlich er sei. Man solle sich vielleicht erst einmal treffen,kennenlernen, Auge in Auge unterhalten, alles bei einem Bier besprechen   ... Die Worte waren manchmal andere gewesen, ihre Vorschläge liefen aber immer auf dasselbe hinaus: Sie wollten ihn persönlich in Augenschein nehmen, um sicherzugehen, dass er ihr Vertrauen und ihre Ware auch verdiente. Adrian legte die Feder ab und schüttelte die Hand aus, streckte sich, ging einige Schritte auf und ab. Er hatte es überschlagen: Wenn er alle Handelspartner aufsuchen würde, die ein solches Treffen wünschten, wäre er vermutlich mehrere Wochen, wenn nicht Monate unterwegs. Diese Zeit hatte er eigentlich nicht. Eigentlich.
    Cord riss ihn aus seinen Gedanken, als er die Treppe herunterpolterte. »Herr, unsere Köchin schickt mich. Sie braucht Safran, dringend, für den Kuchen, den sie heute servieren will.«
    Der Schiffskoch und die alte Köchin hatten sich inzwischen aufeinander eingespielt. Und solange Cord daneben noch Aufträge für Adrian erledigen durfte, teilte er seinen Platz am Herd inzwischen gerne. Zumal er an Margaretes Kochkünste nun wirklich nicht herankam, das gestand er ganz uneitel ein. Für diesen Abend hatte Adrian die Familie Diercksen geladen, und er wollte, dass seine Gäste von dem Essen und der Umgebung angetan waren. Diele, Saal und Schreibkammer waren fertig renoviert. Im Keller und auf dem Speicher, vor allem aber im Flügelanbau war noch Einiges zu tun, aber diese Trakte seines Hauses würden die Gäste nicht zu Gesicht bekommen.
    »Du weißt doch, wo alles steht. Nimm dir ein wenig«, gestattete Adrian ihm.
    In diesem Augenblick schlurfte eine Greisin in den Kaufkeller. Eine Krankheit hatte ihren Rücken zu einem Buckel geformt, und sie zog einen Fuß nach. Ihr Rock war fadenscheinig und ihre einfachen Latschen geflickt, und doch wirkte sie ehrwürdig. Adrian begrüßte sie höflich, er machte keinen Unterschied zwischen reichen und armen Kunden. Jeder verdiente es, zuvorkommend behandelt zu werden. Die Alte fragte höflich, allerdingsnuschelnd   – sie hatte keine Zähne mehr im Mund   – nach einem einfachen Tuch.
    Jetzt kamen auch noch Amelius und Jost durch die Tür getreten. Adrian hieß sie mit einem leichten Kopfnicken willkommen. Dass Amelius, der Gehilfe der Witwe Tale von Bardewich, kommen wollte, wusste er. Jost hingegen war doch von Hartwig Vresdorp entlassen worden. Was wollte er wohl hier?
    »Cord, übernimm du«, forderte Adrian seinen Helfer auf. Der Koch kratzte verlegen seinen kahlen Kopf, in der anderen Hand hielt er den Safran.
    »Herr, ich   ... Margarete, der Kuchen. Es eilt, sagt sie. Und es ist doch für das Gastmahl«, gab er zerknirscht zurück.
    Das war der Nachteil, wenn man keinen vernünftigen Kaufmannsgehilfen und eine strenge Köchin hatte, dachte Adrian ein wenig verärgert bei sich.
    »Gut, aber komm gleich wieder her«, mahnte er, ließ ihn jedoch gehen. »Ihr beide, Amelius und Jost, müsst euch bitte einen Augenblick gedulden.«
    Die beiden Kaufmannsgehilfen stellten sich in den Windschatten der Tür und unterhielten sich, das Warten schien ihnen nichts auszumachen.
    Adrian lächelte die Alte an. »Einfaches Tuch? Dann wollen wir doch mal sehen, was wir da haben.« Er holte Tuche hervor, breitete sie auf dem Tisch aus. Die Greisin befühlte sie genau. Sie

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