Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
Vom Netzwerk:
sagte Adrian.
    Henrike legte den Kopf schief. »Upgift?«, fragte sie, ihre Stimme klang inzwischen etwas matt. Kaum glaubte sie, das Wichtigste verstanden zu haben, kam schon wieder etwas Neues!
    »Eine Dreingabe oder Zugabe, wenn Ihr so wollt. Wenn ich Euch diese Wachsplatten abnehmen soll, Ihr den Preis aber nicht senken wollt oder könnt, dann gebt Ihr mir etwas dazu   – ein Fässchen Korallenketten beispielsweise.«
    Ein abwägendes Lächeln zog über Henrikes Gesicht. »Machen wir es so? Wäre das ein gutes Geschäft   ... für mich?«, fragte sie.
    Adrian lachte, um seine Augen bildeten sich Fältchen. Als er sprach, wirkte er merkwürdig verlegen.
    »Die Wachsplatten kann ich für Euch verkaufen, in Brügge bekommt man gutes Geld dafür. Auch die Asche nehme ich Euch ab, sie wird in Flandern für die Tuchherstellung gebraucht. Die Korallenketten behaltet Ihr besser und bringt sie zu einer Hökerin. Ich will Euch helfen, nichts an Euch verdienen«, sagte er und wandte sich wieder den Tuchballen zu. »Sicher hat Euer Vater diese Ballen zum Tausch angenommen, weil ein Kundenicht zahlen konnte. Solche Tauschhandel sind allerdings oft nicht wünschenswert, denn man bekommt meist nicht, was man benötigt oder gewinnbringend verkaufen kann.«
    »Was soll ich damit machen? Soll ich sie bei den Tuchhändlern am Rathaus verkaufen?«
    »Nein, das wäre wohl doch etwas zu   ... auffällig. Zufällig kenne ich jemanden, der ein Schiff nach Osten befrachtet und den   – besser die   – Ihr ansprechen könnt.«
    Henrikes Augen wurden groß vor Neugier. »Die? Ihr meint, eine Kauffrau? Ich wusste gar nicht, dass es in Lübeck so etwas gibt.«
    Adrian Vanderen lachte erneut. »Doch, und wie es sie gibt. Und schon morgen könnt Ihr sie kennenlernen.«
    Henrike und Adrian fanden noch ein wenig schwedisches Eisen und Kupfer, das er ebenfalls mit nach Brügge nehmen und dort für sie verkaufen konnte, sowie kleinere Mengen Gewürze, Honig und Tran, die am besten für den Kleinverkauf geeignet waren. Er riet ihr jedoch, von allem ein wenig im Lager zu belassen, so würde ihr Onkel möglicherweise nicht so schnell Verdacht schöpfen.
    Margarete kam aus der Küche zurück in die Diele und ließ sich müde auf einer Bank nieder. Es war schon spät, und so verabschiedete Adrian sich. Als Henrike am Abend im Bett lag, schwirrte ihr der Kopf vor lauter Maßen und Gewichten, Kosten und Preisen. Aber sie hatte das gute Gefühl, etwas Neues begonnen zu haben.
    ~~~
    Als Tale von Bardewich von Henrikes Verwunderung hörte, lachte sie laut und ansteckend auf.
    »Natürlich gibt es noch andere Kauffrauen in Lübeck! Nicht viele, aber immerhin. Die meisten der im Handel tätigen Frauensind Krämerinnen oder Hökerinnen. Kauffrauen handeln hingegen oft im Verborgenen. Sie geben ihr Geld, lassen aber die Männer die Käufe und Verkäufe tätigen. Sie tragen einen Teil des Risikos und kassieren einen Teil des Gewinns, wenn es einen gibt.«
    Gewinn. Oft hatte Henrike in letzter Zeit dieses Wort gehört, und immer kam es ihr wie ein Stolperstein vor. Aber jetzt war nicht die beste Gelegenheit, darüber zu sprechen. Zu viel anderes gab es, das sie beschäftigte. Ihr Blick blieb an den vielen fremdartigen Gegenständen hängen, die den Raum schmückten, darunter kopfgroße Schneckenhäuser, verzierte Hörner und der weiß leuchtende Schädel eines Tieres.
    »Wart Ihr selbst auch auf Reisen? Ich beneide die Männer manchmal darum, die fernen Länder kennenzulernen und die fremden Menschen. Trotz aller Gefahren«, sagte sie.
    Die Frau hielt ein Augenglas vor ihr linkes Auge und betrachtete die junge Frau nun eingehender. Schließlich sagte sie: »Mein Mann ist gereist. Ich habe in Lübeck die Geschäftsbücher geführt und den Handel vorangetrieben, wenn er fort war. Möglicherweise hätte ich ihn einmal begleiten sollen, aber für Reue ist es nun zu spät. Und ich fürchte, jetzt bin ich auch zu alt dafür. Aber Ihr seid noch jung. Vielleicht werdet Ihr eines Tages mit eigenen Augen die Tuchhalle in Brügge, den Petershof in Nowgorod, die Tyskebrygge in Bergen oder die Guildhall in London sehen.«
    Margarete, die still in der Ecke gesessen und zugehört hatte, sog bei der Vorstellung vernehmlich die Luft ein und holte damit Tale von Bardewich zum eigentlichen Anlass dieser Zusammenkunft zurück. »Nun lasst sehen, was Ihr mitgebracht habt«, forderte sie.
    Cord legte die Tuchballen auf den Tisch.
    Mit kundigem Blick begutachtete die Frau sie.

Weitere Kostenlose Bücher