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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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Safran als ein Mensch in Deutschland sein ganzes Leben lang, hat Vater auch mal gesagt«, erinnerte sich Henrike.
    »Ja, das ist ein alter Spruch. Nach Böhmen wird tatsächlich viel Safran geliefert. Das liegt daran, dass er dort beim Kochen, für Würzwein und Arzneien, aber auch zum Färben von Leinen und Seiden verwendet wird«, erklärte Adrian.
    Auch in ihrer Küche wurde Safran oft verwendet, dachte Henrike, machte er doch den Kuchen und andere Speisen schön gelb.
    »Aber wie kann man ihn denn überhaupt fälschen?«, fragte sie.
    »Meist werden die gelben Blüten anderer Pflanzen wie der Tagetes unter die Safranfäden gemischt. Aber auch getrocknetes, gehacktes Rindfleisch oder Ziegelmehl ist schon in Safran gelandet. In einigen Städten unterliegen die Gewürze der Schau,sie werden also genau geprüft. Die Strafen für Fälschungen sind hart. In Nürnberg wurden bereits Fälscher mitsamt ihren Gewürzen verbrannt, anderen ließ der Rat zu Abschreckung beide Augen ausstechen.«
    Henrike schauderte es. »Es gibt aber auch für Kaufleute einige Möglichkeiten, Fälschungen zu erkennen. Und wer oft genug Safran gesehen hat, weiß auch, wie er aussehen soll«, setzte er hinzu und prüfte die Safranfäden genau.
    Sie erwiesen sich als rein, wie Henrike es sich gedacht hatte. Ihr Vater hätte sich kaum verfälschte Ware andrehen lassen. Adrian ließ den Safran in den Sack zurückrieseln.
    »Das ist demnach wie bei den Pelzen. Wenn man einmal weiß, mit welchen Tricks sie gefälscht werden, kann man eben auch gezielt danach suchen«, sagte Henrike und fasste zusammen, was Simon ihr über Pelzfälschungen erzählt hatte.
    Adrian lächelte sie an und wandte sich dann den wenigen Wachsplatten zu, die ihr geblieben waren.
    »In Wachs werden oft andere Fette, Eicheln, Erbsen oder Harz gemischt. Wenn man unsicher ist, nimmt man eine Probe und schmilzt sie. Was sich absetzt, ist kein Wachs. Auch sollte man darauf achten, dass ein Wachsfass keinen falschen Fuß hat, das sich also kein Fremdkörper im Bodensatz befindet. Auch Tuche können gefälscht und mit falschen Tuchplomben versehen werden.«
    Henrike entfuhr ein Seufzer. »Ich habe also noch viel zu lernen!«
    »Was habt Ihr eigentlich vor?«, wollte Adrian wissen.
    Henrike öffnete ein verstaubtes Fässchen, in dem zahlreiche Korallenketten lagen, und ließ eine durch ihre Finger gleiten.
    »Ich möchte mit Vaters übrig gebliebenen Waren Handel treiben, sie also verkaufen und von dem Geld neue Waren erwerben. Möglicherweise gelingt es mir auf diese Weise, nicht nur Vaters Kontakte zu erhalten, sondern auch einiges Geld für Simon undmich zu sparen«, antwortete Henrike. »Bei dem Kaufmann neulich interessierte mich das Garn. Einiges davon würde ich gern meiner Tante schicken. Sie hat eine kunstfertige Stickerin, die Gürtel wie diesen herstellen kann. Vielleicht kann ich sie dann weiterverkaufen?«
    Sie wies auf ihren Gürtel, und Adrian betrachtete ihre Körpermitte so eingehend, dass sie verlegen wurde. Sie hätte ihn doch besser abbinden sollen.
    »Eine gute Idee«, sagte Adrian Vanderen. »Die meisten Kaufleute haben ein großes Warenangebot, und je mehr Besonderheiten darunter sind, die man nur bei ihnen bekommt, umso besser. Ihr seid also auf dem richtigen Weg.« Henrike freute sich über sein Lob. »Ihr werdet diese Gürtel aber nicht selbst verkaufen können, genauso wenig wie die Korallenketten.« Sie sah ihn fragend an, konnte aber ihre Enttäuschung kaum verhehlen. »Es schickt sich für eine Frau Eures Standes nicht, auf dem Markt zu stehen. Ihr werdet Euch einen Höker oder eine Krämerin suchen müssen, die sie für Euch unter die Leute bringt. Zum Lohn behält sie einen gewissen Anteil der Einnahmen für sich und zahlt den Rest an Euch aus.«
    Henrike dachte sogleich an die Wachshändlerin. Möglicherweise würde sie sich freuen, ihr Warensortiment etwas zu erweitern.
    Auf dem Weg in den Keller fielen ihr die merkwürdigen Fässer und der zerschlagene Deckel wieder ein, und sie erzählte Adrian davon. Er interessierte sich sehr dafür, also gingen sie zuerst in den hintersten Winkel des Kellers, wo sie gelagert waren. Schwach leuchtete ihre Lampe, kaum konnten sie sehen, was vor ihren Füßen war. Überdies mussten sie zugleich den Kopf einziehen, weil der Keller immer niedriger wurde. Zunächst holte sie den zerschlagenen Deckel hervor, dann gingen sie zu den Fässern. Eingehend untersuchte Adrian beides, befühlte Holz und Bänder des Fasses, dann

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