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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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mitgebracht hat, die Gesche. Und es ist schlimmer geworden, als die Herrin Erkundigungen nach den Unholden vom letzten Jahr eingeholt hat.«
    Henrike verkrampfte ihre Hände. Tränen der Erbitterung sammelten sich in ihren Augen. Asta hatte nur helfen wollen, jetzt wurde sie dafür bestraft. Jemand wollte verhindern, dass sie mehr über den Angriff herausfand. Wer steckte nur dahinter? Henrike dachte einen Moment nach, dann richtete sie sich auf. Ihr Entschluss stand fest.
    »Kannst du reiten? Kannst du mich zu Asta bringen?«
    Hem nickte.
    »Dann brechen wir gleich morgen früh auf.«
    Hinter ihr hörte sie ein leises Stöhnen. Sie wandte sich dem Durchgang zu und erblickte Adrian Vanderen und Margarete, die verzweifelt die Hände rang.
    »Ihr könnt nicht nach Travemünde reiten«, sagte Adrian mit umwölkter Miene, doch Henrike hielt seinem Blick stand.
    »Ich kann es. Und ich werde es auch«, hielt sie ihm entgegen.
    Der Kaufmann legte die Hand auf den Knauf seines Dolches. »Ich habe es befürchtet. Also werde ich Euch begleiten.«
    Verunsicherung ergriff Henrike. »Aber ich   ... Ihr könnt nicht   ...« Sie stotterte vor Erregung.
    Adrian wies auf Hem. »Seht ihn Euch an: Er ist verletzt. Soll er Euch etwa verteidigen, wenn Ihr auf der Straße angegriffen werdet? Und wenn Eure Tante wirklich so skrupellose Feinde besitzt, meint Ihr tatsächlich, sie würden sich von einer jungen Frau einschüchtern lassen?« Adrian senkte das Kinn kämpferisch. »Ich kenne Euren Starrsinn. Und Ihr sollt den meinen kennenlernen. Ihr werdet reiten. Und ich werde Euch begleiten. Punktum. Wir sehen uns im Morgengrauen.«
    ~~~
    Margarete ließ den Kamm behutsam durch Henrikes Haare gleiten. Die alte Frau hatte darauf bestanden, in dieser Nacht im Haus in der Alfstraße zu bleiben, und niemand hatte etwas dagegen einzuwenden gehabt. Sie hatten noch gemeinsam mit Adrian, Hem und Janne eine einfache Mahlzeit eingenommen, dann hatten sich alle zurückgezogen. Alles war gesagt worden, nun musste man nur noch warten, bis die Sonne aufging. Henrike, deren Gedanken immer wieder zu ihrer Tante und Katrine wanderten und die sich vor Ungeduld kaum bezwingen konnte, fühlte sich durch Margaretes Anwesenheit etwas beruhigter.
    »Noch kannst du es dir anders überlegen, Henrikchen. Keiner würde es dir übelnehmen«, sagte die Alte mit brüchiger Stimme.
    Die junge Frau zog die Beine an und umschlang sie mit den Armen. »Ich selbst würde es mir übelnehmen«, gab sie schlicht zurück. »Ich fühle mich verantwortlich für Asta, Katrine und die anderen Bewohner des Hofes. Vater hat sie mir anvertraut, mir und Simon. Da Simon nicht da ist, muss ich mich eben um sie kümmern.«
    Margarete trennte drei Strähnen ab und begann, sie zu flechten. »Gott, der Herr, wird schon für sie sorgen. Du musst auf ihn vertrauen«, wandte Margarete ein.
    Die alte Frau hatte dunkle Furchen unter den Augen, auch ihre Falten wirkten tiefer als sonst. Henrike bemerkte, dass ihre Hand zitterte. Sie nahm Margaretes Finger, strich über den fleckigen Handrücken, auf dem die Adern hervortraten.
    »Und wenn der Herr nicht für sie sorgt? Was wird dann geschehen?«, fragte sie.
    Margarete bekreuzigte sich, schalt sie jedoch nicht wegen ihres Unglaubens.
    »Dir muss klar sein, dass du ein hohes Risiko eingehst. Du stellst dich gegen den Willen deiner Tante und deines Onkels. Reitest einfach davon, und dann noch mit einem fremden Mann.« Henrike wollte widersprechen, doch die Alte fuhr fort.»Du könntest geächtet werden, verstoßen. Damit wäre niemandem geholfen, am wenigsten Asta. Und dir selbst würdest du einen Bärendienst erwiesen.«
    Henrike sah sie unbeirrt an. »Und dennoch darf ich sie nicht im Stich lassen«, beharrte sie.
    Margarete knotete ein Band um das Ende des Zopfes. »Dann muss Janne dich begleiten. Du darfst nicht mit den beiden Männern allein reiten. Ich bleibe hier und gebe auf dein Elternhaus acht. Es wäre doch vertrackt, wenn ausgerechnet ein Feuer ausbrechen oder jemand einbrechen würde, wenn alle ausgeflogen sind. Auch daran würde man nur dir die Schuld geben.«
    Henrike drückte gerührt die Hand der Greisin. Sie war unendlich dankbar dafür, wie alle zu ihr hielten.

21
    A drian stand noch vor Sonnenaufgang mit seinen beiden Pferden vor ihrer Pforte. Während Hem sein eigenes Pferd und Bagge bereitmachte, befestigte Henrike ihr Bündel und das Garnfässchen hinter ihrem Sattel. Sie trug allerdings ihr Geld und den Schmuck ihrer Mutter in

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