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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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habt sicher getan, was ihr konntet. Jetzt müssen wir nur sehen, wie es weitergeht.«
    Sie nahm Adrian beiseite. Am Rand des Hauses war der Gestank unerträglich. Henrike sah sich um und bemerkte eine frisch ausgehobene Grube, in der verbrannte Tierkadaver lagen, sie konnte auch Hunde darunter erkennen. Astas geliebte Hunde! Ihr wurde schlecht. Wie konnte jemand nur so grausam sein? Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, als könnte sie so ihre Angst und ihren Ekel bezwingen.
    »Was soll ich nur tun?«, wisperte sie.
    Adrians Augen funkelten vor Zorn. »Wir müssen ihn mit nach Travemünde nehmen und dem Vogt von seinen Untaten berichten. Später in Lübeck könnt Ihr mit Eurem Vormund Symon Swerting sprechen. Das wird der Rat nicht dulden.« Seine Stimme verklang, das Fluchen des Gefangenen und das schmerzerfüllte Stöhnen der Verletzten waren zu hören.
    Henrike war verzweifelt. »Und wenn er das nicht tut? Die Menschen hier   ... ich habe ihre Hoffnung geweckt. Ich kann sie doch nicht enttäuschen.«
    Adrian nahm ihre Hände, sah sie eindringlich an. »Ihr werdet sie nicht enttäuschen. Ihr werdet helfen, und zwar so schnell wie möglich.«
    Sie nickte, auch wenn in ihrem Herzen noch immer Zweifel waren. Sie gingen zum Eingang des Gutshofes zurück, und Henrike wandte sich an Maria und Hem.
    »Könnt ihr euch um den Hof kümmern, bis Asta wieder gesund ist oder ich einen vorläufigen Verwalter finde?«
    Die Viehmutter nickte sofort, der stämmige junge Mann zierte sich etwas.
    »Ich weiß, dass Asta großes Vertrauen zu dir hat. Du wirst es schaffen«, redete Henrike ihm gut zu.
    Als auch er sich einverstanden erklärte, trat sie vor das Hofgesinde.
    »Wir werden Dietrich Grapengeter mitnehmen und dem Vogt vorführen. Und vor allem werde ich mich um das Wohl eurer Herrin kümmern, damit sie schon bald wieder hierher zurückkommt. Eure Herrin ist anständig und gerecht. Ihr wisst so gut um ihre Rechtschaffenheit, wie ich es weiß. Bis sie wieder da ist, werden sich Maria und Hem in meinem Namen um den Hof kümmern. Gott schütze euch!«, sagte Henrike so laut sie konnte. Erleichtert bemerkte sie die Hoffnung, die in den Gesichtern ihrer Zuhörer aufblitzte.
    Sie brachten den noch immer gefesselten Dietrich Grapengeter dazu, sich auf ein Pferd zu setzen, und banden es an Adrians Ross. Der Verwalter protestierte heftig: »Das könnt ihr nicht machen! Ich bin nicht euer Gefangener!«
    Adrian wandte sich ruhig um. »Ihr könnt Euch ja beim Vogt beschweren, wenn wir da sind.«
    ~~~
    Als sie Travemünde erreichten, versank die Sonnenscheibe bereits hinter der Ostsee. In dem Leuchtfeuer an der Flussmündung war ein Licht entzündet worden. An einem normalen Tag hätte Henrike innegehalten und dieses Wunder der Baukunst bestaunt, heute aber hatte sie nur noch ein Ziel vor Augen: Asta wiedersehen! Doch vorher mussten sie Dietrich Grapengeter loswerden. Sie ritten deshalb zuerst zur Vogtei, die sich in derNähe des Traveufers befand. Henrike bat und flehte so lange, bis sie tatsächlich beim Vogt vorgelassen wurde. Dieser hatte sich offenbar gerade zu Tisch setzen wollen, wie eine gedeckte Tafel mit dampfenden Speisen verriet. Entsprechend ablehnend begegnete er ihnen zunächst. Erst, als Henrike erwähnte, dass Bürgermeister Swerting ihr Vormund sei, signalisierte er die Bereitschaft, sich ihren Fall anzuhören.
    »Ich kann den Wahrheitsgehalt Eurer Aussage nicht beurteilen. Ich muss den Fall prüfen. Bis dahin wird Dietrich Grapengeter, der bislang ein unbescholtener Bürger war, wieder auf freien Fuß gesetzt. «
    »Aber   ...«, wandten Henrike und Adrian gleichzeitig ein.
    »Ich werde ihn im Auge behalten. Alles Weitere werde ich in Rücksprache mit meinen Lübecker Kollegen klären«, beschloss der Vogt das Gespräch und setzte sich zu Tisch.
    Als sie wieder vor der Tür waren, mussten sie Dietrich Grapengeter also die Fesseln abnehmen. Der Verwalter warf ihnen einen triumphierenden Blick zu.
    »Wie sehen uns wieder«, meinte er grinsend und schritt als freier Mann davon.
    »Ich hoffe nicht!«, rief Henrike ihm hinterher, noch immer erbost über die Untätigkeit des Vogtes. »Und wenn er nun zurück zum Gutshof reitet?«, fragte sie bang.
    Adrian stieß vernehmlich die Luft aus. Sie konnte an den steilen Falten auf seiner Stirn sehen, dass er über den Verlauf der Dinge ebenso unglücklich war wie sie.
    »Dann könnt Ihr nur hoffen, dass Symon Swerting mehr Gerechtigkeitssinn beweist.«
    Henrike wurde das Herz

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