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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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Ordnung zwingen müssen. Geht jetzt nach Hause, auf direktem Weg und ohne Umschweife.«
    »Es war niemand da, der sich um Asta hätte kümmern können«, verteidigte sie sich.
    Symon Swerting brauste auf: »Schweigt still und gehorcht!«
    Henrike war mit seinem Urteil nicht zufrieden, sie wusste aber, dass sie es nur noch schlimmer machen würde, wenn sie widersprach. Also tat sie wie geheißen. Beim Hinausgehen vernahm sie Symon Swertings Stimme, und seine Worte sollten noch lange in ihr nachhallen: »Und Ihr, Vanderen, solltet Euch lieber Euren Geschäften widmen. Stattdessen lasst Ihr Euch in diesen Streit hineinziehen, mit dem Ihr nichts zu schaffen habt. Wenn das mal nicht Euren ehrgeizigen Verlobungsplänen in die Quere kommt!«
    ~~~
    Das Erste, was ihr auffiel, war der Geruch. Im Haus roch es säuerlich und streng. In der Diele lagen aufgerissene Säcke, von vereinzelten Getreidekörnern umgeben, umgestürzte Fässer ohne Inhalt, Vaters Brieflade, ebenfalls leer. Auf dem Weg zur Schreibstube ein zerbrochener Krug inmitten einer dunklen Weinlache, daneben zersplitterte Gläser; jedes von ihnen war ein kleines Vermögen wert gewesen. Auf dem Tisch Stapel von Tellern mit getrockneten Essensresten.
    »Wer zum Teufel   ...« Ihr Onkel torkelte aus der Dornse, das Gesicht rotgeschwollen, der Mund wie eine Wunde leuchtend. »Du   ... wo hast du gesteckt?!«, lallte er.
    Henrikes Hand umkrampfte ihren Beutel. »Ich war nur kurz bei Herrn Swerting«, sagte sie. Das war ja nicht einmal gelogen.
    Ihr Onkel hatte sie erreicht, seine durchdringende Weinfahne hüllte sie ein. Sein Oberkörper schwankte. Wie aus dem Nichts kam die ruckartige Bewegung, ein harter Schlag mit dem Handrücken. Henrike ging zu Boden, da krallte sich schon eine Hand in ihre Haare. Hartwig Vresdorp zerrte sie hoch, schleuderte sie hin und her wie eine Puppe. Wie feine Nadeln stach der Schmerz in ihre Kopfhaut, es war, als zöge er ihr die Haut ab.
    Henrike versuchte seine Finger zu lösen, bekam sie jedoch nicht zu fassen.
    »Lügnerin! Hure! Miststück! Glaubst du, ich wüsste nicht, wo du wirklich warst? Bei Nikolas stellst du dich an, aber bei Vanderen machst du die Beine breit, was?«
    »Ich habe nicht   ...«, wollte sie sich verteidigen.
    Sie wurde in die Höhe geschnellt, hing wie eine Marionette an seiner Faust, dann ließ er sie einfach fallen. Henrikes Finger fuhren an ihre Kopfhaut, erspürten etwas Feuchtes. Als sie auf ihre Hand blickte, entdeckte sie einige Haare, an denen blutige Kopfhaut hing.
    »Du wirst Vanderen nicht wiedersehen, sonst wirst du dafür büßen. Und wenn dir das nicht reicht, werde ich deinen Bruder für dein Fehlverhalten leiden lassen. So klein und zart, der ist schnell dahin. Wenn Nikolas ihn nicht schon schafft.« Hartwig Vresdorp lachte gespenstisch. Er wollte sich aus einem Krug auf dem Tisch einschenken, doch dieser war leer. Lauthals schrie er nach Wein.
    Hinter ihm kam Janne in den Raum geschlichen. Sie hatte die verdreckte Kleidung ausgezogen, trug Besen und Eimer in den Händen. Die Art, wie sie krampfhaft vermied, zu ihnen zu schauen, verriet Henrike, dass sie alles ausgeplaudert haben musste. Daher also die gezielten Anschuldigungen ihres Onkels. Asta hatte geahnt, dass die Köchin eine Verräterin war. Wieder schrie Onkel Hartwig nach Wein. Sogleich ließ Janne das Putzzeug stehen und verschwand diensteifrig. Doch schon wenig später kam sie in die Diele zurück und berichtete, dass die Weinfässer leer seien.
    »Dann beschaff neuen Wein!«, forderte ihr Onkel barsch.
    Die Köchin druckste herum. »Es   ... es ist kein Geld mehr da«, sagte sie schließlich.
    Hartwig tastete seinen Leib ab, fand jedoch nicht das, was er suchte. Er torkelte zurück in die Schreibstube, Henrike hörte, wie er dort kramte, wie etwas herabfiel. Sie hatte sich hochgerappelt, ihren Beutel aufgenommen und wollte verschwinden.
    »Herr Vresdorp, sie haut ab!«, rief die Köchin da.
    Henrike funkelte sie wütend an. »Und ich habe dir vertraut!«, sagte sie ehrlich enttäuscht.
    Die Frau zuckte mit den Achseln. »Man kann nur einen Herrn haben«, gab sie zurück.
    Und wer das war, daran gab es nun keinen Zweifel mehr. Hartwig Vresdorp kam auf Henrike zu, die Augen gierig auf ihren Beutel gerichtet. Sie schluckte. Ihr letztes Geld und ihr Schmuck waren darin versteckt.
    »Ich werde mich zurückziehen. Wir können ja morgen über alles sprechen«, sagte sie schnell und bewegte sich auf den Flügelanbau zu.
    Erstaunlich

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