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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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beide kommt noch eine Menge zu.«
    Sie hörten Schritte hinter sich. Adrian sah sie an. Seine Wangen waren gerötet, als wäre er gelaufen. »Asta ist aufgewacht!«
    Beinahe rannten sie zum Spital. Henrike ließ Katrine den Vortritt, musste sie jedoch, als sie kurz vor dem Ziel waren, fast an Astas Bett schieben. Die Kranke wirkte zum ersten Mal wieder etwas lebhafter.
    »Sie hat etwas gegessen«, flüsterte Sasse Henrike zu, auch ihm war die Erleichterung anzusehen.
    Katrine setzte sich nun an Astas Seite. Tränen liefen über ihre Wangen.
    »Froh   ... dass du es weißt. Es war   ... Last«, begann Asta stockend.
    Katrine bat sie, zu schweigen. Sie solle sich nicht überanstrengend.
    »Nein! Ich muss   ... reden. Viel zu lange   ... geschwiegen.« Asta atmete schwer und nahm noch einmal ihre ganze Kraft zusammen, um Katrine endlich alles zu erklären. »Als du geboren wurdest, als du in meinen Armen lagst   ... da spürte ich diese   ... Liebe in mir. Dabei wollte ich dich hassen   – wie ich meine   ... Peiniger hasste.« Auch Asta weinte jetzt. »Ich hatte dich   ... einer Familie versprochen. Junges Paar, das keine Kinder haben konnte. Ich wusste   ... du wärst bei ihnen in guten Händen. Mein Herz   ... ohnehin gebrochen. Wie hätte ich   ... dir eine gute Mutter sein können?«
    Erschöpft sank Asta in die Kissen zurück und schloss die Augen. Katrine machte Anstalten, Asta zu umarmen, wagte jedoch nicht, die Verletzte anzufassen, aus Sorge, ihr wehzutun. So führte sie ihre Finger an den Mund und küsste sie.
    Ergriffen stand Henrike neben Adrian. Aus den Augenwinkeln sah sie die Rührung in seinen Zügen. Sie hätte am liebstenseine Hand genommen. Sie hatten es Seite an Seite durchgestanden. Noch nie hatte sie sich jemandem so verbunden gefühlt, von ihrem Vater und Simon einmal abgesehen.
    Nachdem Henrike noch eine Nacht an Astas Seite zugebracht hatte, mahnte Adrian zum Aufbruch. Sie mussten zurück nach Lübeck und bei Symon Swerting wegen des Hofs vorsprechen. Auch könnten Henrikes Verwandte jeden Tag wieder eintreffen. Und Asta hatte offensichtlich das Schlimmste überstanden, war immer länger wach, aß und trank regelmäßig. Zum Abschied fielen Henrike wieder die Garne ein, die sie Katrine mitgebracht hatte. Die Freundin freute sich sehr darüber und versprach, schon an Astas Krankenbett mit dem Sticken zu beginnen.

22
    Auf dem Weg nach Lübeck, März 1376
    D er Pfeil fuhr mit einem Zischen in ihren Sattel. Henrike warf sich herum. Es waren vier, mindestens, und sie sahen wie Bauern aus. Zwei waren vor ihnen auf den Weg gesprungen, einer hinter ihnen, und der Pfeil war aus dem Dickicht abgeschossen worden. Janne ließ sich panisch von Bagge fallen, schlug jammernd die Hände über dem Kopf zusammen und verkroch sich in einem Gebüsch. Henrikes Pferd stieg und schlug mit den Vorderhufen aus. Adrian war vom Sattel gesprungen und hatte sein Schwert gezückt. Einer der Angreifer näherte sich ihr von hinten. Henrike tastete nach ihrem Bogen, aber es dauerte einen Moment, bis sie ihn von ihrem Rücken gelöst hatte. Der Mann packte sie am Arm und zerrte sie vom Pferd. Ihr Bogen fiel in eine der tiefen Rinnen, die die Räder vorbeifahrender Wagen im Waldboden hinterlassen hatten. Henrike zückte ihren Dolch und schlug um sich, ohne zu treffen. Sie hörte einen Schrei, sah noch, wie Adrian einen Pfeil mit dem Schwert abwehrte. Kein Schütze war zu sehen. Der Angreifer versuchte, ihr den Dolch aus der Hand zu schlagen. Sie stach zu und verletzte ihn am Arm. Fluchend taumelte er zurück, gegen Bagge, der breit und unbeweglich hinter ihm stand. Henrike könnte jetzt zustechen, er würde ihr nicht entwischen können, aber sollte sie es tun, ihn umbringen? Ihr Angreifer würde sicher nicht zögern, ihr etwas anzutun, das sah sie ihm an. Sie hob den Arm, um ihm mit dem Dolchknauf auf den Schädel zu schlagen, doch er duckte sich weg. Ein Pfeil sauste dicht über ihren Kopf und traf Bagge. Das Pferd wieherte schrill, tänzelte, stieg   – Blut schoss aus der Wunde und nässte im Nu das seidige Fell. Der Mann stolperte inden Spurrinnen, geriet unter den massigen Leib des Tieres und wurde von den Hufen getroffen. Henrike zog dem taumelnden Wegelagerer noch einmal ihren Dolch über den Kopf. Sie musste Bagge den Pfeil aus der Seite ziehen! Aber dafür war noch keine Zeit.
    Adrian hatte einen Angreifer niedergeschlagen, doch der andere hielt Hieb um Hieb dagegen. Jetzt hörte sie wieder, wie ein

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