Hansetochter
Köchin freizukaufen. Und nun lasst uns endlich zu ihr.«
Tatsächlich öffnete der Büttel die Pforte.
Es schien kein Beweis gegen Margarete vorzuliegen, sonst hätte er Adrian sicher an die Gerichtsleute verwiesen. Umso mehr erbitterte es den Kaufmann, wie die alte Frau behandelt worden war. Sie folgten ihm durch einen finsteren Gang, von dem verschiedene Zellen abgingen. Margarete lag in einer schmalen Zelle auf dreckigem klammen Stroh und rührte sich nicht. Schon fürchtete Adrian das Schlimmste, doch als er sie ansprach, schlug sie die Augen auf. Allerdings war sie verwirrt. Cord nahm sie auf und trug sie sanft hinaus. Im Lichte des Tageswaren blaue Flecken und verkrustete Risse auf Gesicht, Hals und Armen zu erkennen.
»Was für ein Tier dieser Hartwig Vresdorp ist!«, grollte Cord.
Adrian konnte ihm nur zustimmen. »Er ist schlimmer als das«, sagte er und ballte die Hände vor Sorge, wie es wohl Henrike ergangen war. Sicherlich hatte ihr Onkel sie ebenso hart bestraft. Was könnte er nur tun, um ihr zu helfen? »Kümmere du dich um Margarete. Hole einen Medicus, wenn es nötig ist«, wies er Cord an. »Ich muss etwas anderes erledigen.«
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Hartwig Vresdorp starrte ihn finster an, er roch sauer nach vergorenem Bier und Erbrochenem. »Was wollt Ihr denn hier?« Adrian Vanderen musste sich beherrschen, um nicht auf den Mann loszugehen. Ein direkter Angriff wäre seinem Vorhaben nicht dienlich, also biss er die Zähne zusammen. Doch da wurde ihm schon die Tür vor der Nase zugeschoben.
»Was für eine unfreundliche Begrüßung für einen alten Geschäftsfreund Eures Bruders. Wollt Ihr mich nicht hineinbitten?«, sagte er und stemmte den Fuß gegen das Holz. Wenn er herausfinden wollte, ob es Henrike gut ging, musste er in dieses Haus.
»Nein«, zischte Vresdorp und presste die Tür gegen das Hindernis.
Jetzt schlug Adrian sie ihm heftig entgegen, Hartwig schwankte zurück.
»Ich habe etwas über die verschwundene Pelzladung herausgefunden. Wenn Ihr also nicht wollt, dass es die ganze Alfstraße mitbekommt, solltet Ihr mich einlassen.«
Hartwig Vresdorp machte ein paar Schritte zurück. Adrian trat ein und sah sich um. Das Haus wirkte verwahrlost, von Henrike war keine Spur zu sehen.
»Wo ist Eure Nichte?«, wollte er wissen.
Vresdorp fletschte die Zähne. »Das geht Euch gar nichts an.«
Adrian legte die Hände an seinen Gürtel, um seinen Unwillen zu bezwingen. »Ich werde Euch nur verraten, was ich herausgefunden habe, wenn Ihr mir sagt, wie es Henrike geht.«
Hartwig Vresdorp kam näher, sein Gesicht verzerrt vor Wut. ›Wage es nur, deine Hand gegen mich zu erheben‹, dachte Adrian. ›Es wäre mir eine Vergnügen, dich dafür zur Rechenschaft zu ziehen, was du Henrike, Simon, Margarete und vermutlich vielen anderen angetan hast.‹
»Es geht ihr gut. Sie wird bald verheiratet sein, dann ist die läufige Hündin endlich aus dem Weg. Aber ich warne Euch. Lasst sie in Ruhe. Meine Nichte hat meine Geduld über Gebühr strapaziert. Ich hätte nichts dagegen, sie aus dem Weg zu schaffen.«
»Das könnt Ihr nicht. Der Rat würde ...«
Hartwig Vresdorp lachte haltlos. »Der Rat? Mir doch egal. Für Henrike wäre es ohnehin zu spät. Wenn sie tot ist, ist sie tot. Also, was habt Ihr mir zu sagen?«
Adrian maß ihn mit seinen Blicken. Meinte er es ernst? Würde er Henrike tatsächlich töten? Und wen sollte sie heiraten? Er würde darüber nur Klarheit bekommen, wenn er mit ihr selbst sprach. Bis er das getan hatte, stand Henrikes Sicherheit über allem. Adrian beherrschte sich also mühsam.
»Die Waren aus dem Schiff Eures Bruders wurden in Wismar aufgefunden und beschlagnahmt. Es muss sich um einen Betrug mit Hilfe der Piraten handeln. Die Untersuchung wird Weiteres ergeben. Ich werde auf jeden Fall den Oberhof in Lübeck anrufen«, sagte er kalt. »Wenn Ihr damit zu tun habt, werde ich dafür sorgen, dass Ihr dafür zur Rechenschaft gezogen werdet. Und dann hat es ein Ende mit Euren Untaten.«
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Bruno Diercksen nickte Adrian zu, doch seine Mundwinkel blieben heruntergezogen. Er befahl dem Waffenschmied, das Handrohr erneut abzufeuern. Ein Knall hallte über die Hopfengärten. Rauch stieg auf, der Harnisch fiel scheppernd um. Der Lehrjunge lief hin und hielt den Harnisch hoch, Sonnenlicht blitzte durch die zahlreichen Löcher.
»Ein Schuss noch, aus größerer Entfernung«, forderte der Ratsherr. Kritisch beobachtete er, wie der Waffenschmied alles bereit machte.
Adrian stellte sich
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