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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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Großteil an Geschäftspartner wie Adrian abliefern müssen. Diese mussten sich jetzt auf einen Rechtsstreit einlassen, der teuer, langwierig und oft aussichtslos war. Außerdem hatte es vermutlich noch andere Waren an Bord gegeben, die zu Geld gemacht werden konnten. In die Pelze war Konrad Vresdorps Merke eingelegt gewesen, aber wie könnte er, Adrian Vanderen, seine Ansprüche geltend machen? Das würde nur mit Hilfe seines Geschäftsbuches und der Vereinbarungen, die er mit Konrad Vresdorp getroffen hatte, gelingen, dabei war jedoch die Hilfe Hartwig Vresdorps nötig   – und hier biss sich die Schlange in den Schwanz. Der unehrliche Kaufmann würde sich selbst freiwillig kaum an den Pranger stellen. Nun war Geschick und gute Planung nötig, und das brauchte Zeit.
    Als die Mahlzeit beendet war, sah Adrian die Briefe durch. Viele Geschäfte mussten in die Wege geleitet werden. Aber morgen würde er erst einmal alles daran setzen, Margarete freizubekommen. Für den frühen Morgen erwartete er seine neuen Ziegel, doch dann würde ihn sein erster Weg direkt zum Kerker führen.
    ~~~
    Der Karren war so hoch beladen mit Ziegelsteinen, dass Adrian sich fragte, wie das Pferd es überhaupt hierher hatte schaffen können. Müde ließ es den Kopf hängen, scharrte matt mit den Hufen im Staub der Straße, wie viele Zugpferde, die über ihre Kraft hinaus arbeiten mussten.
    »Ging doch etwas schneller als gedacht!«, begrüßte ihn der Geselle, der mit dem Lehrjungen zusammen die Ziegel in die Stadt gebracht hatte. »Wo sollen wir sie abladen?«
    Adrian wies ihnen den Weg zum Hinterhof, ließ sich sagen, was er ihnen schuldig war, und verschwand im Haus, Cord die Aufsicht über die Lieferung überlassend. Als er seine Geldtruhe aus dem Versteck geholt und geöffnet hatte, erschrak er, obgleich er als guter Kaufmann doch wusste, was ihn erwartete. Er hatte in Lübeck ein Vermögen ausgegeben. Die Reparatur des Schiffes, der Kauf des Hauses, die Waren, nicht zuletzt die Summen, die nötig gewesen waren, um Henrike zu helfen, hatten beinahe sein ganzes Geld verschlungen. Jetzt noch die Zahlung der Ziegelsteine, die für die Herrichtung des Hauses nötig waren, und die Begleichung einiger Waren, und er war blank, wie man so treffend sagte. Zumindest bis die Cruceborch aus Brügge zurückkehrte. Doch das durfte nicht passieren, Zahlungsunfähigkeit konnte ein Todesurteil für einen Kaufmann sein, das wusste er.
    Denn der Handel auf Treu und Glauben funktionierte nur, wenn der Geldfluss nicht stockte. Der Verlust des Gelovens, der Kreditwürdigkeit, bedeutete fast immer den wirtschaftlichen Ruin, weil einem niemand mehr Geld vorstrecken würde. Und Schulden waren mit Schande verbunden. Andere Käufer würden sich vielleicht in dieser Situation die Zahlung der Ziegelsteine stunden lassen, doch das kam für Adrian nicht infrage. Er wollte selber auch sein Geld bekommen, wenn er eine Leistung erbracht oder etwas geliefert hatte. Er nahm die Münzen heraus und versteckte die Geldtruhe wieder sorgsam. Als er den Berg Ziegelsteine in seinem Hof sah und dem Gesellen das Geld überreichte, lächelte er matt in sich hinein. Nun war er reich an Steinen, aber steinreich war er gewiss nicht mehr.
    »Wo ist denn Euer zarter Gehilfe, der Liv? Sollen wir ihn vielleicht mitnehmen?«, erkundigte sich der Geselle grinsend, während er das Pferd schon wieder auf die Straße trieb.
    »Der verdient sich woanders seine Sporen«, antwortete Adrian knapp.
    Der Geselle lachte laut. »Schade, ich hätte ihm zu gerne den weibischen Gang ausgetrieben!«
    Adrian bemerkte Cords fragenden Blick, sagte jedoch nichts. Erst als die Ziegelbrenner den Hof verlassen hatten, erzählte er ihm von dem Ausritt mit Henrike und ihrer Verkleidung. Es war sicher besser, wenn der Koch davon wusste, falls auch noch andere ihn darauf ansprechen würden.
    ~~~
    »Hat man denn etwas bei ihr gefunden, was die Anschuldigung beweist?« Der Büttel schüttelte den Kopf. »Und doch habt Ihr sie hier behalten. Eine alte verwundete Frau? Habt Ihr denn gar kein Herz?!«
    »Ich tue nur, was man mir aufträgt«, brummte der Mann.
    Adrian fixierte ihn. »Ja, ja. Natürlich, Menschen wie ihr tun immer nur das, was man ihnen aufträgt.«
    Der Büttel war offenbar nicht gerade mit einem Übermaß an Geist gesegnet, denn er blickte Adrian nur verständnislos an. »Was meint Ihr damit, Herr?«
    »Lasst gut sein«, sagte der Kaufmann und reichte ihm einige Münzen. »Das sollte reichen, um meine

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