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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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neben ihn. »Die Seeräuber müssen sich also in Acht nehmen«, sagte er anerkennend.
    »Nicht nur die Seeräuber«, brummte Diercksen. »Auch Ihr solltet Euch in Acht nehmen.«
    Adrian sah ihn fragend an.
    Der Ratsherr schob das bärtige Kinn weit vor. »Einfach so abzuhauen! Euren künftigen Schwiegervater ohne Nachricht zu lassen! Was ist das für ein Benehmen?« Jetzt lächelte er, doch Adrian wusste, dass er den Vorwurf ernst meinte.
    »Ich habe zufällig etwas über die beim Schiffbruch verschwundenen Waren herausgefunden und musste dem nachgehen. Offenbar liegt ein Betrug vor.«
    Bruno Diercksen rieb seinen Bart. »Zufällig, wie?«, sagte er zweifelnd und fuhr dann gleichmütig fort: »Ich habe es schon von einem Ratskollegen aus Wismar gehört. Unfassbar. Ich werde die Angelegenheit prüfen und die Schuldigen dingfest machen, verlasst Euch darauf.«
    Der Waffenschmied signalisierte, dass er bereit sei. Bruno Diercksen hieß ihn, abzufeuern. Wieder durchschlug das Geschoss den Harnisch.
    »Doch das ist nicht das Einzige, dem Ihr nachgeht. Zudem kümmert Ihr Euch auffällig um die Vresdorp-Tochter. Das missfällt nicht nur Hartwig Vresdorp. Ich dachte, wir sind im Geschäft«, sagte Diercksen, als der Schuss verklungen war.
    »Ich habe ihr in einer Notlage geholfen«, sagte Adrian knapp. »Was Eure Tochter angeht   ...«
    Bruno Diercksen hieb ihm auf die Schulter, grinste vertraulich. »Ich verstehe schon, typisch Junggeselle. Tut sich schwer damit, in den Hafen der Ehe einzukehren. Ich war mal genauso. Aber keine Angst, Drudeke beißt nicht.«
    Adrian lächelte verbindlich. »Das glaube ich gern. Eigentlich kenne ich sie ja noch gar nicht richtig.«
    Der Ratsherr wies den Waffenschmied an, zusammenzupacken. Adrian bat er, mit ihm einige Schritte Richtung Stadt zu gehen. Der alte Herr hatte sich wieder berappelt, wirkte rüstiger und kraftvoller als noch vor einigen Wochen.
    »Dem lässt sich abhelfen«, sagte er. »Der Frühling ist doch die beste Zeit für einen trauten Spaziergang vor der Stadt, oder? Ich will Euch keineswegs drängen   – aber lasst Euch auch nicht zu viel Zeit.«
    ~~~
    In den nächsten Tagen trieb Adrian Vanderen seine Geschäfte voran. Er beantwortete Briefe und suchte oft aus den verschiedensten Gründen den Hafen auf, wobei sein Weg stets durch die Alfstraße führte, immer in der Hoffnung, Henrike zu sehen. Die junge Frau blieb jedoch verschwunden. Auch zum Kirchgang fand sie sich nicht ein, obgleich Adrian ausnahmsweise kaum eine Messe ausließ. Cord versorgte seinen Haushalt und kümmerte sich um Margarete, deren Verletzungen nur langsam heilten. Im Ratskeller begegnete er ab und an Hartwig Vresdorp, der offenbar inzwischen von vielen Kaufleuten geschnitten wurde. Das Gerücht über seine betrügerischen Machenschaften schien sich herumgesprochen zu haben, auch wenn es bislang zu keiner Anklage gekommen war.
    Auch über Konrad Vresdorps Tod hatte er etwas Neues herausgefunden. Er hatte das Gespräch mit dem Ratsmedicus gesucht, der sich an keine Besonderheiten an der Leiche erinnern wollte   – dann aber doch die ungewöhnlich verfärbten Lippen erwähnte. War Konrad etwa vergiftet worden? Beim Ratsball hätte Ilsebe sicher Gelegenheit gehabt, ihm etwas in den Becher zu träufeln. Vielleicht hatte jemand etwas beobachtet   ... Die Ratsherren beschäftigte jedoch anderes. Noch immer war die Frage der dänischen Thronfolge nicht entschieden. Auch gärte es in manchen Hansestädten, die Handwerker wehrten sich gegen die Politik der Patrizier, Aufstände wie vor einiger Zeit in Braunschweig drohten.
    Seine eigenen Geschäfte liefen schleppend. Als er von den Paternostermachern erfuhr, dass er kurzfristig eine größere Menge Rosenkränze aus Bernstein kaufen könnte, weil ein anderer Kaufmann ausgefallen war, freute er sich. Die Besorgnis folgte allerdings auf dem Fuß. Um die Paternoster zu bezahlen, würde er seine Geldtruhe vollends plündern müssen. Andererseits würde sein Bruder sich über die Lieferung freuen und sie zu gutem Geld machen können. Wie aber sollte er sich hier über Wasser halten? Er müsste einen Teil seiner Waren verkaufen. Dabei wollte er sich doch mit ihnen auf eine Handelsreise begeben, denn die neuesten Briefe aus den Städten im Osten hatten ihm noch einmal deutlich gemacht, dass er sein Handelsnetz nur persönlich knüpfen konnte. An einer Reise nach Reval, Riga und Dorpat noch in diesem Frühjahr oder Sommer schien kein Weg vorbeizugehen.
    Ein Brief

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