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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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kleinste von ihnen trug eine senfgelbe Krawatte mit kleinen, hellgrünen Elefanten. Er sah zu mir runter, legte seine Pranke auf meine Schulter und knetete sie durch. Ich biß die Zähne zusammen.
    »Na, Sportsfreund, ich habe gehört, dir fällt der Abschied schwer.«
    Er grinste mich dreckig an. Drei seiner Zähne funkelten golden.
    »Es gibt ’ne Menge nette Lokale in der Stadt, muß ja nicht ausgerechnet dieses sein, oder?«
    Alle drei zusammen brachten etwa fünfmal soviel auf die Waage wie ich. Trotzdem bekam ich Lust, ihnen das glattrasierte Kinn einzutreten.
    »Wieviel von so ’nem Goldzahn zahlt denn die Kasse?«
    »Wieso?«
    »Bin am überlegen, ob ich dich zu ’ner Runde einlade.« Alle drei lachten.
    »Okay, starker Mann, die Vorstellung ist zu Ende. Dort hinten ist die Tür, steht ›Gesundheit‹ drauf.«
    Er deutete mit dem Daumen zum Ausgang. Während ich noch dabei war, mir meine Parade auszudenken, packten die anderen zwei meine Arme und trugen mich hinaus auf die Straße. Ich kam mir vor wie ein Kind, das man in die Badewanne hebt. Einer murrte: »Mach, daß du weiterkommst, sonst breche ich dir deine verfluchte Türkennase.« Ich zeigte auf etwas hinter ihnen und machte ein entsetztes »Oh«. Es funktionierte. Sie drehten sich um und schauten auf die kahlen Häuserwände.
    »Was solln da sein?«
    Ich tippte auf die Schulter des Sprechers. Er drehte den Kopf, und ich knallte ihm meine Faust ins Gesicht. Das Nasenbein knackte trocken. Er grunzte und klatschte aufs Pflaster.
    Sein Partner sah mich ungläubig an, besann sich aber und wollte mir nun das Hirn zermatschen. Ich sah, wie sich die Muskeln unter dem engen Jackett spannten. Langsam ging er auf mich zu, ließ die Finger knacken und leckte sich die Lippen. Das Neonlicht warf Schatten auf sein Gesicht, und das Weiß der Augen war sichtbar. Kriegte er mich zu fassen, hatte ich wenig Chancen, heil davonzukommen.
    Er hielt inne und musterte mich wie ein Stück Kotelett. Ich schnellte auf ihn zu, blieb abrupt stehen, duckte mich und ließ seine rechte Betonhand voll ins Leere prügeln. Ein Luftsprung, und ich kriegte seinen Arm zu fassen. Ich warf mich mit meinem ganzen Gewicht dagegen und stemmte ihn dann gen Himmel. Laut krachten seine Knochen. Er brüllte auf vor Schmerz. Die gesunde Linke schlug blind in meine Richtung. Zweimal wich ich aus, bis mir eine Ladung frontal das Kinn sprengte.
    Ich torkelte rückwärts den Bordstein entlang und donnerte dann gegen einen Laternenpfahl. Langsam rutschten mir die Beine weg. Der Schläger schlurfte in meine Richtung. Sein rechter Arm schlenkerte unnatürlich durch die Luft. Ich blieb sitzen und wartete, bis er vor mir stehenblieb.
    Er zischte: »Kleine türkische Ratte, sowas machst du nie wieder!«
    Ich machte eine Rolle seitwärts und harkte ihm meine Schuhspitze in die Kniekehle.
    Es gab ein dumpfes Geräusch, als er auf dem Boden aufschlug. Wie ein gefällter Baum lag er da. Ich stürzte auf den gesunden Arm und hebelte ihn über meinen Schenkel.
    »So, Großer, bleib ganz ruhig, oder du kriegst noch ’n zweiten Gips, das versprech ich dir!«
    Er schüttelte sich, und ich hatte Mühe, den Arm festzuhalten, aber dann gab er auf, und ich konnte verschnaufen. Der kaputte Knochen mußte verdammt weh tun. Die Masse Goliath unter mir fing kläglich an zu wimmern.
    »Hör mit dem Gejaule auf, wenn du artig bist, laß ich dich los. Vorher noch ’ne Frage, kennst du einen Ahmed Hamul?«
    Er biß die Zähne zusammen und preßte: »Nee, nie gehört.«
    Ich hebelte noch ein bißchen.
    »Wirklich nie gehört?«
    Er stöhnte laut auf und brüllte: »Nee, verdammt nochmal, kann ich doch auch nix dafür.«
    In dem Moment ging die Tür auf, und ein Schwarm hellgrüner Elefanten glotzte verdutzt.
    Ich hatte keine Lust auf noch mehr Knochenbrüche. Ich ließ den gequälten Arm los und stand auf. Goldzahn betrachtete das Elend. Plötzlich schnellte seine Hand unters Jackett. Ich aber war schneller, hatte meine Kanone schon aus der Achsel gezogen.
    »Laß gut sein! Hol die Pfote langsam wieder raus, sonst is ’n Loch drin.«
    Er verzog den Mund und gehorchte.
    Jetzt erst bemerkte ich eine Menge Publikum, das wohl schon länger aus sicherer Entfernung rübergaffte. Es war nicht der richtige Ort, um ungestört mit dem Schießeisen rumzufuchteln. Also steckte ich es wieder ein. Auch mein Gegner nahm die Zuschauer wahr und zeigte sein goldenes Grinsen.
    »Du hättest Eintritt verlangen sollen. Ich weiß nicht, wie

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