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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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gewütet und offenbar nichts gefunden. Außerdem glaubte ich nicht, daß Ahmed Hamul im Vorgarten seiner Freundin abgestochen worden war. Die Theorie des zufälligen Mordes hatte ich verworfen. Ich ging an den Kleiderschrank, suchte frische Socken und meine Neun- Millimeter-Parabellum. Früher war ich mit ihr in einem Schießkurs. Jetzt lag sie meistens unbenutzt zwischen meinen Unterhosen. Ich schnallte den Schultergurt um und verstaute die Kanone. Wahrscheinlich würde ich sie nicht brauchen. Immerhin, sie konnte Respekt einflößen. Ich zog ein Jackett über und betrachtete die Beule unter der Schulter im Spiegel. Wie ein Neger im Solarium. Vielleicht ein Vorteil, wenn klar war, daß Artillerie in meiner Achsel steckte. Mit einem Schluck Whisky pur verließ ich die Wohnung.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag schaukelte mich die U- Bahn zum Hauptbahnhof. Dann stand ich am Ende der Rolltreppe und am Anfang einer der Luststraßen, die ich hintereinander nach der Dirne durchsuchen mußte.
    Helles, saftiges Neon, Zentnerbusen, orgiastisch grunzende Frauen in Öl, rosa kolorierte Arschberge zogen sich links und rechts die Häuserwände entlang. Vor den roten Plüscheingängen verschiedener Clubs lehnten bleiche, ranzige Männer, um mit markigen Sprüchen die vorbeiziehenden Passanten zu einem Besuch anzuhalten. Stöhnen geschlachteter Tiere, von lauwarmem Discogeplärre untermalt, drang durch kleine, dröhnende Lautsprecher auf die Straße. In Dreier- und Vierergruppen schubsten sich geile Bauernjungen aus dem Umland durch die Straße, Mund und Augen offen bis zum Anschlag; Rentner lugten in abgeblätterte Hauseingänge und leckten sich den Geifer aus ihren runzligen Hautfalten. Ehemänner schauten sich vorsichtig um, ehe sie durch die rosa Schwingtür eines Love-Inns traten, um sich hastig davonzumachen. Ich stand eine Weile da und rauchte. Um mich herum wimmelte es von eingefallenen, weißen Gesichtern, die ihre zerstochenen Adern an die Luft hielten und warteten. Ich betrachtete die ausgemergelten Körper und überlegte, was eine Dirne veranlassen könnte, schreiend in den Bahnhof einzulaufen.
    Ein paar glasige Augen schleppten sich zu mir hin. Sie starrten durch mich durch in irgendeine Ferne.
    »Eh, Kumpel, hass nich mal ’ne Maak für mich? Is für was zu essen.«
    Ich ging zwanzig Meter weiter zu einem Burger, kaufte einen Karton gehackte Kuh, kam zurück, schmiß ihn dem Jungen in die Arme und sah zu, wie er die Pappe aufriß. Senf und Ketchup kleckerten über sein Hemd. Ich setzte mich neben ihn auf den Boden.
    »Sag mal, du kennst dich doch aus hier, ne?« Er drehte seinen trüben Kopf zu mir.
    »Bissn Bulle?«
    »Nee, bin Türke.«
    Skeptisch glitt sein Blick an mir herum.
    »Na und? Die nehmen doch jeden.«
    »Hör mal, wenn ich Bulle wäre und von dir was wissen wollte, würd’ ich dir keinen Hamburger ausgeben, sondern dich in ’ne Zelle stecken, und spätestens nach drei Tagen würdest du deine Großmutter ans Messer liefern.«
    Er kicherte dämlich.
    »Letzten Freitag ist ein Mann abgestochen worden, heißt Ahmed Hamul, schon mal von gehört?«
    »Mhm, kann sein.«
    »Zufällig interessiert es mich, wer ihm das Messer in den Rücken gejagt hat.«
    »Hab ich gemerkt.«
    »Ich such ’n Mädchen, das ihn gekannt hat. Is möglich, daß sie genauso an der Fixe hängt wie du und ihre Zeit hier in der Gegend verbringt. Vielleicht kannst du mir erzählen, wo man sie findet.«
    Er kaute eine Weile nachdenklich auf einem Semmelbrocken herum, ließ dabei den Mund offen, manches fiel heraus. Mein Magen beschwerte sich. Ich sah weg, in Gesichter, die zu uns rüber starrten.
    »Hasse auch noch ’ne Kippe?«
    Ich kramte eine Zigarette raus und gab ihm Feuer. Gierig zog er den Teer ein. Seine Lunge ächzte.
    »Na, ja, bis ja in Ordnung, Kumpel. Würd’ dir ja helfen, dein Mädchen zu finden. Gibt halt bloß ’ne ganze Menge davon. Is nich so einfach.«
    »Was weißte denn so von Ahmed Hamul?«
    Er schüttelte den Kopf, setzte eine vielsagende Stirn auf und murmelte: »Nichts, Kumpel.«
    In meiner Hosentasche tummelten sich zwei Fünfzigmarkscheine. Einen zog ich raus, hielt ihn gegen das Laternenlicht und ließ ihn sacht knistern. Ein viertel Gramm konnte er damit erstehen, einen guten Schuß.
    Plötzlich erwacht, beobachtete er meine Finger.
    »’n bißchen weiß ich natürlich schon, vielleicht auch noch ’n bißchen mehr…« Er biß sich in die Lippen, »aber… wie wär’s mit ’ner runden Summe?«
    Ich

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