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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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verloren!«
    Wie es aussah, hatte sie nichts mit Ahmed Hamul zu tun gehabt. Da die Arme weiß und glatt waren, konnte sie auch kaum Einblick in die Fixerszene haben. Ich trottete weiter, nahm mir vor, noch zweimal zu fragen, und hoffte, nichts zu erfahren, was mich daran hindern könnte, danach in mein Bett zu gehen. Leider kam alles anders.
    Als ich den nächsten Hauseingang ansteuerte, wippte mir ein kurzer Netzstrumpf entgegen. »Na, Süßer, siehst so einsam aus.«
    Ihr Busen drohte den schwarzen Satin zu sprengen und mir ins Gesicht zu platschen. »Bin ich auch. Such ’n Mädchen, die einen gewissen Ahmed Hamul kannte. Namen schon mal gehört?«
    Sie verschränkte die Arme und betrachtete mich mit verwunderter Abscheu.
    »Seit wann haben die Bullen denn ’ne Fremdenlegion?«
    »Bin kein Bulle, bin Privatdetektiv.«
    »Ah, ja. Dann zisch ab, hältst nur den Betrieb auf!«
    Ich überlegte, ob die zweiunddreißig Mark in meiner Tasche sie beeindrucken könnten.
    »Ich hab dreißig Mark. Ist nicht viel, aber wenn du mir ’nen Satz über Hamul sagen kannst, geb ich sie dir.«
    Sie knabberte an ihren grünen Fingernägeln und sah mich abschätzend an.
    »Kenn deinen Ahmed doch gar nich.«
    »Wurde letzten Freitag hier in der Nähe umgebracht.«
    »Ach, der!«
    »Ja, der.«
    »Laß erst mal die Scheine sehen, vorher weiß ich gar nix.«
    »Und nachher?«
    »Wird sich zeigen.«
    Da ich nichts sagte, lamentierte sie: »O Gott, Mann, ganz schön knickerig, he? Bei läppischen dreißig Mark gehste ja wohl kein Risiko ein. Das verdien ich, wenn ich einmal die Backen zusammenkneife.«
    Sie hatte recht. Außerdem war es nicht mein Geld. Ich drückte ihr die drei Zehner in die Hand. Sie schob die Scheine geübt unter den Strumpfhalter.
    »Der Typ, den du meinst, hing, glaube ich, öfters in HEINIS HÜHNERPFANNE rum. Is’n Schuppen paar Straßen weiter. Ich bin da manchmal.«
    Ich hatte nichts halb so Konkretes erwartet.
    »Wieso nimmst du an, es war der Typ, den ich suche?«
    »Sonntagabend hab ich dort gegessen, und ’ne Freundin hat mir erzählt, sie haben ’nem Türken, der immer zum Flippern kam, ein Messer in den Rücken gehauen.«
    »Wer ist sie?«
    »Och, irgend jemand wirds schon gewesen sein.«
    »Die Freundin, woher hat sie das?«
    Ein kleiner Mann mit Hut trippelte die Hauswand entlang auf uns zu.
    »Hat’s glaub ich in der Zeitung gelesen. So, es hat sich ausgeplaudert, mehr weiß ich nicht, außerdem kommt Kundschaft!«
    »Na gut, schönen Abend noch.«
    Sie rief mir noch hinterher, mit ein bißchen mehr Geld ließe sich bei Gelegenheit eine nettere Zusammenkunft arrangieren. Ich gab vor, sie nicht zu hören.
    Ich kannte HEINIS HÜHNERPFANNE , wenn auch bisher nur von außen. Jetzt stand ich davor und betrachtete die Preise der Gerichte. Als ich in die Kombination von Restaurant und Snackbar eintrat, wehte mir der Gestank von vergammeltem Fett um die Nase. Ich setzte mich an einen Wandtisch, von wo aus ich alles überblicken konnte. An der Decke hingen alte Faschingsgirlanden. Sonst war der Saal eintönig hellbraun. Rustikale Holzmöbel standen ungeordnet herum. Über der Theke röhrte ein abgehackter Hirschkopf. Die Tische waren kaum besetzt. Gebräunte Männer in weißen Jacketts unterhielten ihre derzeitigen oder zukünftigen Strichmädchen mit wilden Abenteuern. Einzelne Dirnen saßen über einem Korn. In der Ecke rülpste ein Penner. Der lange, magere Kellner kam schnurrbartzwirbelnd auf mich zu. Er wollte wissen, was der Herr wünsche. »Scotch«, meinte ich, »der Herr wünscht Kaffee und Scotch«, und er eilte wieder weg.
    Ich musterte die Frauen. Eine der hübscheren dämmerte über einem glänzenden Hühnerschenkel.
    Dann kam der Kellner, Tasse und Glas schwingend, ließ beides galant auf den Tisch gleiten und schnurrte: »Wünscht der Herr auch zu speisen?«
    Er gehörte eher in die Hotelbar vom Plaza, wo er Messebesuchern die Hummerbeine vorkauen könnte, als in diese fettige Schnapsschänke.
    »Danke, habe schon gegessen.«
    Er lächelte und glitt davon.
    In der Ecke stand jener Flipper, auf dem Ahmed Hamul öfters gespielt haben mußte. Vorausgesetzt, dreißig Mark waren dem Netzstrumpf wirklich zu wenig gewesen, um die Phantasie zu bemühen.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und ging zum Flipper. Flash Gordon jagte, gefolgt von hundert Superfrauen, über die Glasplatte. Ich spielte mit den beiden Markstükken, die mir geblieben waren. Wie ich Kaffee und Scotch zahlen sollte, wußte ich

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