Happy End auf Sizilianisch
Millionen damit, dass sie irgendwelchen Prominenten die Fältchen wegoperieren.”
“Das mit den Millionen stimmt”, erwiderte Angie und erwartete gespannt die Frage, woher sie das so genau wissen wollte. “Alles andere …”
Doch Bernardo war so aufgebracht, dass er ihr gar nicht richtig zugehört hatte. “Dabei gibt es genügend Menschen, die die Hilfe eines Arztes bitter nötig haben”, fiel er ihr ins Wort.
“Wenn du mich ausreden lassen würdest, könnte ich dir erklären, dass er deine Ratschläge nicht braucht”, erwiderte sie verärgert. “Er behandelt nämlich nicht nur Prominente, sondern auch ganz gewöhnliche Menschen, die durch einen Unfall entstellt wurden. Und einen beträchtlichen Teil seiner Einkünfte spendet er für wohltätige Zwecke.”
“Und woher willst du das wissen?”, fragte Bernardo misstrauisch.
“Zufällig ist er mein Vater, und ich wäre dir dankbar, wenn du etwas freundlicher über ihn reden könntest.”
Befremdet zeigte Bernardo auf das Bild ihres Vaters. “Ist das wirklich dein Vater?”
Angie setzte den Cursor auf den Namen, der unter dem Foto stand. In der Erwartung, dass Bernardo sich umgehend für seine Entgleisung entschuldigen und sie zärtlich umarmen würde, sah sie zu ihm auf.
Doch er wirkte, als hätte ihm jemand einen Stoß ins Herz versetzt.
“Was ist, Bernardo?” Sein Gesichtsausdruck erschreckte Angie zutiefst. “Du bist plötzlich so blass.”
“Schon gut”, erwiderte er benommen und rang sich ein Lächeln ab, ohne Angie jedoch darüber hinwegtäuschen zu können, dass ihn etwas entsetzlich quälte.
“Willst du mir nicht sagen, was dich bedrückt?”, fragte sie besorgt.
“Offen gestanden …”, begann er unsicher. “Ich konnte ja nicht wissen, dass du aus einer wohlhabenden Familie stammst.”
“Ist das denn so wichtig?”
“Im Grunde genommen nicht”, erwiderte er. “Jedenfalls
sollte
es das nicht sein.”
“Und warum beschäftigt es dich dann so?”
“Weil ich mir die ganze Zeit etwas vorgemacht habe!”, platzte er heraus. “Ich dachte, du seiest arm, und nun muss ich erfahren, dass dein Vater ein Multimillionär ist.”
Bernardos Erregung war ihr unerklärlich. “Dadurch ändert sich doch zwischen uns nichts”, erwiderte sie ruhig, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. “Oder hattest du bisher den Eindruck, dass ich eine verwöhnte Frau bin, die auf der faulen Haut liegt und das Geld ihres Vaters ausgibt?”
“Allerdings nicht”, erwiderte Bernardo entschieden, als wollte er weniger Angie als vielmehr sich selbst überzeugen. “Ich weiß, dass du auf eigenen Beinen stehst und hart arbeiten musst. Genauso weiß ich, dass ich dich liebe. Und dass dein Vater ein reicher Mann ist, ändert daran nicht das Geringste. Schließlich ist es nicht dein Geld, sondern seins.”
Angie hielt es für besser, den Computer herunterzufahren und den Raum umgehend zu verlassen. Auch wenn sie es sich nicht erklären konnte, maß Bernardo der Tatsache, dass sie aus einer wohlhabenden Familie stammte, eine Bedeutung bei, die das gegenseitige Vertrauen und Verständnis infrage stellte, das in den letzten Tagen zwischen ihnen gewachsen war.
Um nicht Gefahr zu laufen, den Abgrund noch zu vergrößern, der sich unvermittelt vor ihnen aufgetan hatte, beschloss sie, Bernardo erst später mit der ganzen Wahrheit zu konfrontieren.
Sein unnahbarer und zugleich entsetzter Gesichtsausdruck machte ihr klar, dass es ein großer Fehler wäre, ihm in diesem Moment zu sagen, dass sie in der Tat eine reiche Frau war, weil ihr Vater ihr vor einem Jahr nicht weniger als eine Million britische Pfund geschenkt hatte.
Ich werde es ihm später erzählen, nahm sie sich fest vor. Schon in den nächsten Tagen.
5. KAPITEL
B ernardos Reaktion ließ Angie das Schlimmste befürchten. Doch als er am nächsten Morgen vor ihr stand, wusste sie, dass die Wirklichkeit noch grausamer war, als sie es sich während einer schlaflosen Nacht ausgemalt hatte.
Sie saß gerade beim Frühstück, da platzte er in die Küche der Villa, wohin er sie am Vorabend gebracht hatte. Sein Blick war beinahe hasserfüllt.
“Ehrlich gesagt hätte ich es lieber von dir selbst erfahren”, sagte er ruhig und kalt.
“Was hättest du lieber von mir erfahren?”
“Dass du eine Millionärin bist.”
“Woher weißt du das?”, fragte Angie entsetzt, weil sie instinktiv wusste, dass sich eine Katastrophe anbahnte.
“Aus dem Internet”, erwiderte Bernardo und lächelte bitter.
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