Happy End auf Sizilianisch
traditionelle Werte bedeuteten. Und sosehr es sie vom ersten Moment an fasziniert hatte, dass er anders als andere Männer war, so wenig konnte sie ihm jetzt einen Vorwurf daraus machen.
Zumal sie sicher war, dass die eigentliche Ursache für seine Weigerung, ihr die Chance zu geben, sich zu beweisen, viel tiefer lag, als er sie glauben machen wollte. Es war sinnlos, ihn darauf anzusprechen, weil er es empört von sich gewiesen hätte.
Doch aller Vergeblichkeit zum Trotz war sie fest entschlossen, um ihn und ihre Liebe zu kämpfen. “Es
muss
einfach eine Lösung geben”, sagte sie mit allem Nachdruck. “Was uns verbindet, ist viel zu wertvoll, um es einfach aufzugeben. Und wenn wir erst verheiratet sind …”
“… würden wir uns beide ins Unglück stürzen”, beendete Bernardo ihren Satz. “Ich kann dein Geld nicht annehmen, und du kannst ohne es nicht leben. Spätestens bei deinem ersten Besuch in England würdest du merken, dass du etwas anderes vom Leben willst, als ich dir bieten kann, und nicht zu mir zurückkehren. Und nach Lage der Dinge würde ich dir bestimmt …”
“Was würdest du, Bernardo?”, hakte Angie nach.
Es dauerte sehr lange, bis er endlich antwortete. “Wie ich mich kenne, würde ich dir nachreisen.”
Neue Hoffnung keimte in ihr auf, denn noch konnte sie nicht wissen, dass sie ihn gründlich missverstanden hatte. “Wenn du sogar dazu bereit wärst, warum dann nicht auch …?”
“Willst oder kannst du mich nicht verstehen?”, unterbrach er sie schroff. “So wenig man einen Baum einfach verpflanzen kann, so wenig kannst du von mir verlangen, mein gewohntes Leben aufzugeben. Genau das tust du jedoch, und aus Liebe zu dir wäre ich bereit, alles hinter mir zu lassen und dir bis ans Ende der Welt zu folgen. Nur wäre ich dann nicht mehr der Mann, den du zu kennen und zu lieben behauptest, sondern nur noch ein Schatten meiner selbst, ein entwurzelter und zerstörter Mann, dessen du sehr schnell überdrüssig würdest.”
“Glaubst du wirklich, ich würde zulassen, dass du in dein Verderben rennst?” Bernardos Wutausbruch hatte Angie fassungslos gemacht. “Dann wundert es mich nicht, dass du dich deiner Liebe für mich schämst.”
“Das habe ich nie gesagt!”, wandte Bernardo empört ein.
“Und ob!”, widersprach Angie bestimmt. “Du sagst, dass du mich liebst, doch aus deinen Worten klingt nichts als abgrundtiefes Misstrauen heraus. Sonst würdest du nicht plötzlich an meinen Gefühlen für dich zweifeln. Oder ist es wirklich nur das verdammte Geld, das dich so über mich denken lässt?”
“Mit dem Geld hat das nicht das Geringste …”
“Umso schlimmer”, fiel Angie ihm erregt ins Wort. “Dann bist du offensichtlich schon vorher nicht in der Lage gewesen, mir zu vertrauen. Anders als du bin ich bereit, alles stehen und liegen zu lassen, um mit dir zusammenzuleben. Natürlich weiß ich um die Risiken, die damit verbunden sind, aber für die Liebe gibt es nun einmal keinen Garantieschein.
Es gibt nur einen einzigen Grund, der mich den Mut aufbringen lässt, an eine gemeinsame Zukunft nicht nur zu glauben, sondern sie auch in Angriff zu nehmen, und das ist gegenseitiges Vertrauen. Daran scheint es dir jedoch mehr zu mangeln, als du dir selbst eingestehen willst. Und anstatt an meiner Liebe zu dir zu zweifeln, solltest du dich fragen, warum du nicht nur mir, sondern vor allem dir selbst nicht vertraust.”
“Bitte, Angie”, flehte Bernardo eindringlich, “so darfst du nicht sprechen.”
“Keine Sorge”, entgegnete sie traurig, weil sie wusste, dass sie an seiner Einstellung nichts ändern konnte. Eher würde er sie beide ins Verderben stürzen als auch nur den winzigsten Schritt auf sie, Angie, zuzumachen. “Ich bin ohnehin am Ende angelangt.
Wir
sind am Ende angelangt.”
Bernardo war, wie er war, und genau so liebte sie ihn. Ihn ändern zu wollen hieße ihn zu verbiegen, und ihn nicht ändern zu können bedeutete, sich ihn aus dem Herz zu reißen.
Anders als für Heather gab es für Angie nicht den geringsten Grund, länger auf Sizilien zu bleiben.
Ihre Freundin hatte sich auf Bitten und Drängen Baptistas entschlossen, ihren Aufenthalt noch um einige Wochen zu verlängern, und so buchte Angie einen einzelnen Platz in der Maschine von Palermo nach London.
Bernardo brachte sie zum Flugplatz. Nachdem Angie ihr Gepäck aufgegeben hatte, begleitete er sie bis zum Flugsteig, ohne dass einer von ihnen ein einziges Wort sprach. Das Schweigen war
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