Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
kein Tag, um im Bett zu bleiben. Ich würde einen Spaziergang nach Hampstead Heath machen, auf den Parliament Hill steigen, ein wenig Farbe bekommen und ein Scone futtern.
Voller Staunen beobachteten die Kinder, wie ihre Drachen am windigen Märzhimmel über dem Parliament Hill flatterten. Hunde liefen wie verrückt Frisbees hinterher, die sie doch nie schnappen würden; kräftige, gut aussehende Väter trugen ihre kräftigen, gut aussehenden Kinder auf den Schultern. Die Hände tief in den Taschen vergraben, eine rutschende Sonnenbrille optimistisch auf der Nase, saß ich auf einer Bank mit Blick über die Stadt. Meine Gedanken sprangen ziemlich chaotisch zwischen Mums warnenden Worten, Stefanias eventueller Affäre, Freddy, Leonie, Alex und natürlich Michael hin und her. Ich fragte mich, was er im Augenblick wohl machte. Ich nahm an, er schlief noch. Ich lächelte in mich hinein und stellte mir vor, dass er irgendwo wie eine Krabbe in einem gigantischen Louis- XIV .-Bett lag.
Was ist an jenem Tag passiert, Michael? Warum hat mein dreißigster Geburtstag damit begonnen, dass du mir ein Bad eingelassen hast, wenn du mir am Ende doch nur das Herz brechen wolltest?
Ich warf einem völlig aufgedrehten Labrador den Ball und lehnte mich wieder zurück, um ein letztes Mal die Ereignisse des damaligen Abends durchzugehen.
Als ich – vor Aufregung über meinen neuen Job im Wahlberichterstattungsteam aufgekratzter als ein Teenager auf LSD – in den Empfangsbereich von ITN gestürzt war, hatte Michael erstaunlich wenig Begeisterung gezeigt. »Es ist halb so wild«, hatte ich ihm versichert und seinen kratzigen Schal in seinen Mantel gesteckt. »Es ist ja bloß bis Mai. Ich werde also nur ein paar Monate zu so verrückten Uhrzeiten arbeiten.«
Er hatte mich ein paar Sekunden lang angeblickt, dann hatte sich sein Gesicht zu einem breiten, warmen Lächeln verzogen. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Frances O’Callaghan. Du bist hinreißend!«, hatte er gesagt und seine Arme um mich geschlungen. »Gratuliere«, hatte er geflüstert und mich festgehalten. Lange.
Ich hatte ihn angestrahlt wie eine Grinsekatze. »Jetzt können wir im Bett über Politik reden!«, rief ich, beugte mich vor und küsste ihn auf die Nase. »Irgendwas Neues wegen deiner Beförderung?«
»Nein«, erwiderte er knapp. »Das Nein steht für: Ich bin nicht befördert worden. Aber das macht mir nichts aus. Und jetzt lass uns feiern gehen.«
»Oh Michael, das tut mir …«
»Es ist okay, ehrlich. Das ist dein Abend. Es wird noch jede Menge weitere Gelegenheiten geben, Franny.« Es schien für ihn wirklich in Ordnung zu sein. Er wirkte völlig normal. Eben wie Michael.
Gerade als wir aufbrechen wollten, waren eine erschöpft aussehende Stella und Dave aufgetaucht. Stella leerte in gierigen Schlucken eine große Tasse Kaffee, Dave, der aussah wie ein gewaltiger, behaarter Riese in seinem alten Schaffellmantel, trug seine Kamera bei sich. Er entdeckte uns und kam zu uns herüber, schüttelte Michaels Hand und zauste mir das Haar. »Wohin geht ihr zwei Liebesvögel denn heute Abend?«, erkundigte er sich, stellte grinsend seine Kamera ab und fing an, sich eine Zigarette zu drehen.
Michael legte den Arm um meine Schultern. »Das ist ein Geheimnis«, sagte er und zwinkerte Dave zu. Dave lachte, steckte sich die Selbstgedrehte hinters Ohr und hob seine Kamera auf. »Nun, ich hoffe, es ist ein ganz besonderer Ort. Für Prinzessin Fran an ihrem dreißigsten Geburtstag nur das Beste!« Er küsste mich auf die Wange und schlenderte »Happy Birthday« pfeifend davon.
Auf der Gray’s Inn Road ging es hektisch zu, und es war eisig, doch ich spürte die Kälte nicht. Ich war dreißig Jahre alt, bekam endlich einen Fuß ins Politikressort, hatte den besten Freund auf der Welt (der mir heute Abend vielleicht einen Heiratsantrag machen würde), und das Leben war schön. Unsinn, das Leben war wunderschön .
»Wohin gehen wir?«, fragte ich Michael gespannt. Ich klang, als wäre ich zehn geworden und unterwegs zu einem Leckerbissen in der Wimpy Bar, wo es das beste Eis und die besten Pommes frites gab.
Er sah mich von der Seite an und lächelte. Seine Stimme klang seltsam, als er sagte: »Da wirst du dich noch gedulden müssen, meine Liebe.« Er legte wieder den Arm um mich und zog mich an sich. Und da spürte ich es: etwas Hartes, Kleines, Quadratisches in der Innentasche seines Mantels.
Mein Magen schlug Purzelbäume. Eine Ringschatulle!
Eine Million
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