Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
Sternschnuppen wirbelten durch meine Brust, mein Kopf schwirrte vor Aufregung.
Michael versank in Schweigen, nachdem wir ein Taxi angehalten hatten und eingestiegen waren, und ich fragte mich, ob er im Geiste noch einmal seine Rede durchging. Stumm malte ich mir aus, wie ich seinen Antrag tränenreich annehmen würde, und betrachtete die blinkende Weihnachtsbeleuchtung, die im Vorbeifahren über sein Gesicht glitt. Wir fuhren durch Holborn und dann die Shaftesbury Avenue entlang Richtung Piccadilly Circus, wo sich Touristen um unser Taxi drängten. London pulsierte vor Leben, und hier war ich, mittendrin, an der Seite des liebenswertesten Mannes auf dem ganzen Planeten, der gleich vor mir auf die Knie fallen würde. Im Taxi. Denke, du hast recht mit M.s Heiratsantrag. Bin so nervös , schrieb ich an Leonie.
Schließlich, und ein wenig zu meiner Überraschung, bat Michael den Taxifahrer, vor dem Ritz anzuhalten. Leonie schrieb zurück: WAHNSINN ! NA ENDLICH !
Ich grinste breit. Michael wusste, dass ich nichts mehr liebte als ein bisschen süßen Luxus. Wie nett von ihm, mich hierherzubringen!
Er bezahlte den Fahrer und half mir aus dem Taxi. Seine Hand zitterte heftig. Ich lächelte ihm ermutigend zu und stellte mir mein Hochzeitskleid vor. Es würde knielang sein und aus Rohseide. Meine Haare würde ich im Nacken zu einem eleganten Knoten schlingen und drei Lilien als Brautstrauß tragen. Ich würde Dad aus Spanien einfliegen lassen, damit er mich durch den Mittelgang einer Landkirche führen könnte, und hoffen, dass Mum sich nicht allzu sehr betrinken und Streit mit Gloria, Dads Frau, anfangen würde.
»Lass uns erst einen Spaziergang machen«, sagte Michael. Er klang ängstlich. »Ich wusste, dass du dich verspäten würdest, also habe ich erst einen Tisch für einundzwanzig Uhr bestellt. Wir könnten ein paar Schritte gehen und uns auf eine Bank setzen.« Und damit schlenderte er Richtung Green Park. Ich folgte ihm widerwillig. Sosehr es mir auch gefiel, zu der Bank zurückzukehren, auf der wir seltsamen slawischen Brennspiritus an unserem ersten Tag als richtiges Paar getrunken hatten, stand mir der Sinn heute Abend doch mehr nach Glamour und Diamanten.
Michael setzte sich auf die Bank und starrte in den Park. Mein Herz fing wieder an zu klopfen.
»Franny. Ich muss mit dir über etwas reden«, fing er an.
Ach du liebe Güte! Auf einer Bank? Ich konnte es nicht fassen. Meine Augen füllten sich augenblicklich mit Tränen, die in der kalten Luft brannten, und ich lächelte so sehr, dass meine Wangen schmerzten. Ich zog die Augenbrauen hoch, damit er fortfuhr.
Er wirkte gequält, der Arme.
»Fran. Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ich kann nicht glauben, dass ich hier sitze und dir das an deinem Geburtstag sage, aber wir müssen uns für eine Weile trennen. Es tut mir so leid. Ich brauche ein paar Monate für mich allein.«
Ein Polizeiwagen brauste mit heulenden Sirenen von Hyde Park Corner den Piccadilly entlang, die Blinklichter zuckten durch den Green Park. Als sie für einen kurzen Augenblick seine Gesichtszüge erhellten, wusste ich, so unfassbar es auch war, dass er es ernst meinte.
Weniger als eine Stunde später hatte mich Leonie in mein Apartment geschleppt, das mir vorkam, als wäre es seit Monaten verlassen. Michaels Teetasse stand auf dem Tisch, doch davon abgesehen, fehlte jede Spur von ihm. Er hatte den Tag damit verbracht, seine Sachen auszuräumen, was er mir in tröstendem Ton mitgeteilt hatte, als müsse ich für seine Voraussicht dankbar sein.
Ich heulte auf.
Leonie hatte die Tür des Sechzigerjahre-Schränkchens aus nachgemachtem Teakholz aufgerissen, das sie mir zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag gekauft hatte. »Fran, was zum Teufel ist los?«, murmelte sie und durchforstete die Flaschen mit Irish Cream aus dem Co-op und seltsamen ausländischen Likören, die hier seit Jahren vor sich hin gammelten. Endlich zog sie eine Flasche Grey-Wodka hervor, die Michael vergessen hatte.
Duke Ellington war durch die Katzenklappe ins Haus gekommen, irgendetwas Beunruhigendes zwischen den Kiefern. Er beäugte mich eine Zeitlang, dann legte er stolz eine halbe Maus auf dem Küchenfußboden ab.
Ich hätte nichts dagegen, diese halbe Maus zu sein ,dachte ich. Mit abgefressenem Kopf ginge mich die Welt nichts mehr an. »Hallo, Duke Ellington«, murmelte ich. Er blickte auf seine halbe Maus und miaute.
»Duke Ellington, wenn du heute Abend nicht nett zu Fran bist, werde ich dich bei
Weitere Kostenlose Bücher