Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
sondern verharrte dicht vor meinem Gesicht und blickte mir forschend in die Augen.
Plötzlich wirkte er wieder ängstlich. Er räusperte sich und fing zögernd an zu sprechen. »Ähm, ich wollte dich heute Abend fragen … Ich hatte da diesen wundervoll romantischen Ort im Visier, aber der Augenblick hier und jetzt kommt mir einfach perfekt vor.«
Er fuhr mit der Hand in seine Tasche, und ich fing an, die Ereignisse in Zeitlupe zu sehen. Da war sie. Die Ringschatulle. Sie öffnete sich. Drinnen steckte ein schöner, erlesener, funkelnder Ring aus einem glatten, silbrigen Edelmetall. Drei Diamanten steckten in einer rechteckigen Art-déco-Fassung. Meine Ohren fingen an zu klingeln, sodass ich Michael kaum hören konnte, als er fragte: »Franny, willst du mich heiraten?«
Ich nickte langsam und überlegte, ob ich gleich in Ohnmacht fallen würde. Er nahm meine linke Hand und steckte mir den Ring an den Finger. Und dann stand er auf, kam um den Tisch herum zu meinem Stuhl, umarmte und küsste mich und murmelte mir »Danke, danke, danke!« ins Ohr. So verharrten wir gute fünf Minuten, in denen der Kellner unser Dessert servierte und voller Abscheu mit dem Sahnekännchen abschwirrte.
»Ich habe mich gerade verlobt!«, flüsterte ich mit schriller Stimme dem eleganten alten Paar zu, das an den Tisch neben uns geführt wurde. Michael war nur schnell zur Toilette gegangen, und ich musste es irgendjemand erzählen. Sie sahen mich verständnislos an. Ach ja, sie waren Franzosen. Also wedelte ich statt einer weiteren Erklärung mit meiner linken Hand und kiekste verzückt, um die Situation zu klären.
»Ah! Félicitations! «,sagte Madame freundlicherweise. Der Mann ignorierte mich mehr oder weniger, aber sie lachte leise. »Appelez votre mère!« ,flüsterte sie.
Du liebe Güte! Mum! Madame hatte recht. Ich zog mein Handy aus der Tasche und wartete auf den Klingelton. Nichts. Verflixt. Natürlich, ich hatte ja schon Leonie heute Morgen nicht hören können. Vielleicht konnte ich Mum eine SMS schicken.
Drei SMS von Leonie waren eingegangen. Die jüngste lautete: Ruf mich sofort an , die davor: Hast du meine Nachricht bekommen? Es ist ernst, Fran. Mittlerweile nervös, öffnete ich die erste Nachricht.
WICHTIG : TRIFF DICH NICHT MIT MICHAEL . RUF MICH AN . KOMM NICHT MAL IN SEINE NÄHE . ICH MEINE ES ERNST .
Oh Gott, dachte ich. Das klang nicht so, als hätte es etwas mit dem Acht-Dates-Deal zu tun, und schon gar nicht nach einer gut gemeinten Warnung. Das klang übel. Noch während ich auf mein Handy starrte, traf eine weitere Nachricht ein. VERDAMMT NOCH MAL , BEKOMMST DU MEINE NACHRICHTEN ODER NICHT ? FRAN , DU DARFST DICH NICHT MIT MICHAEL TREFFEN !
»Pardonnez-moi« ,sagte ich und fasste den Kellner bei seiner Schürze. Er blickte verächtlich auf meine Hand. Ich zog sie weg. »Ähm, j’ai besoin d’utiliser votre téléphone. «
»Verstehe«, erwiderte er auf Englisch. »Es steht drüben beim Pult des Oberkellners.« Ich eilte davon. Michael kam von der Toilette auf der gegenüberliegenden Seite des Restaurants zurück. Ich lächelte und wedelte mit dem Handy. Er nickte und kehrte an unseren Tisch zurück.
»Fran? Bist du’s?«, meldete sich Leonie atemlos.
»Ja. Was ist denn los, zum Teufel?«
»Liebes, ich weiß gar nicht, wie ich es dir sagen soll.«
»Was?«
»Franny. Es war Michael, der deine Mum – und dich – an die Presse verkauft hat.«
Schweigen.
»Franny?«
»Wovon redest du? Das war Charlie! Er war über alles informiert!«
» Ja, ja, ja ,so sah es aus, das gebe ich zu. Aber es scheint, als hätte Charlie den Mund gehalten. Vielleicht mochte er dich wirklich. Aber egal. Franny, es war Michael.«
Ich schnappte nach Luft wie ein Goldfisch auf dem Trockenen, unfähig, das zu verdauen. »Wovon zum Teufel redest du? Und warum sagst du mir das jetzt?«
Sie holte tief Luft. »Ich habe Alex heute Morgen erzählt, dass du nach Paris fährst, um dich mit Michael zu treffen. Ich dachte mir, wenn ihr zwei wieder zusammenkämt, könnten wir zumindest über dich sprechen. Doch Alex ist ausgerastet. Er ist richtig wütend geworden. Hat Michael ein Arschloch und Schlimmeres genannt, noch schlimmer als …«
» LEONIE .«
»Entschuldige. Du lieber Himmel. Hör mal, Fran, Alex hat seit Wochen nicht mehr mit Michael geredet. Die beiden waren schon eine ganze Weile nicht mehr ganz so eng miteinander, weil Michael dich gefunden hatte und Alex nicht mehr brauchte. Doch dann sind sie vor ein paar Wochen
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