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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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wir denken konnten. Kurz nach ihrer Geburt hatte Leonies Mutter einen Kurs über Neugeborenenpflege besucht, den meine Mum geleitet hatte und bei dem ich als Demonstrationsobjekt eingesetzt worden war. Während die Mütter anschließend im Krankenhaus von Kingston miteinander plauderten, legte man Leonie und mich – ich mit einem flaumigen schwarzen Irokesen, Leonie mit zerknautschtem rotem Gesichtchen – in zwei kleine, nebeneinanderstehende Gitterbetten. Laut Mum hatte Leonie mich eine ganze Weile lang sehr ernst betrachtet, dann hatte sie mir ihre winzige Faust ins Gesicht gestoßen. Sie hatte mich am Kinn erwischt.
    Seit dem Moment waren wir unzertrennlich. Wir wohnten weniger als eine halbe Meile voneinander entfernt, standen gemeinsam die Spielgruppe, die Grund- und höhere Schule durch. Halbherzig bemühten wir uns um eine vorübergehende Trennung, indem wir uns bei verschiedenen Universitäten bewarben, doch am Ende gaben wir uns geschlagen und gingen gemeinsam nach Leeds. Leonie zog in ihrer Studentenbude in Bodington Hall einen erfolgreichen Puff auf, ich schlug mich ein Stockwerk tiefer weniger wacker.
    Wir hatten uns zu zwei grundlegend verschiedenen Mädchen entwickelt. Während ich mich als karrieregeil erwies, trieb Leonie auf der Straße Spenden für wohltätige Zwecke ein. Das bisschen, was sie verdiente, reichte kaum zum Leben, und sie hauste in Stoke Newington in einem möblierten Zimmer, das kaum größer war als mein Wohnzimmer. Ein nicht enden wollender Strom von Männern floss durch ihr Leben. Niemals, selbst unter Folter nicht, hätte ich sie dazu gebracht zuzugeben, dass sie sich eine echte Beziehung wünschte.
    Doch etwas passte nicht zusammen: Das Mädchen, mit dem ich aufgewachsen war, hatte einst davon geträumt, Dichterin zu werden, mit einer langen Perlenkette, einem Zwanzigerjahre-Haarschnitt und einem Papagei. Und natürlich einem Ehemann, welcher dem Adel angehörte. Leonies momentaner Lebensstil verwirrte mich.
    Als sie durch das große Holztor meines Hofs verschwand, beschloss ich, ihr zu helfen, Liebe zu finden. Liebe war gut. Ich wusste, dass ihr das gefallen würde.

Kapitel sieben
    Januar 2010
    Gesendet: Donnerstag, 7. Januar 2010, 09:08:46 WEZ
    Von: Kundendienst [[email protected]]
    An: Frances O’Callaghan [[email protected]]
    Betreff: BITTE ANTWORTEN SIE NICHT AUF DIESE MAIL: Kein Mitteilungseingang RUFEN SIE AN UNTER ANGABE FOLGENDER NUMMER: 022965M4
    Sehr geehrte Miss O’Callaghan,
    danke, dass Sie sich an Orange gewandt haben. Sie teilten uns Ihre Vermutung mit, keine eingehenden SMS empfangen zu können, insbesondere nicht von der Telefonnummer 07009 704462. Beim Überprüfen der Verbindungsliste konnten wir keinerlei Fehler feststellen. Seit dem 23. Dezember ist von dieser Nummer keine SMS an Sie geschickt worden.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Ihr Orange-Team
    Am Tag sechzehn nach meiner Selbsteinkerkerung teilte mir Leonie mit, es sei Zeit, wieder zur Arbeit zu gehen.
    »Keine Chance«, widersprach ich entsetzt. »Bist du wahnsinnig? Obwohl, wenn wir schon beim Thema sind: Ich frage mich, was du ITN gesagt hast.« Ich knabberte lustlos an einem grauenhaften Polenta-Kuchen, den Stefania gestern Abend durch meine Katzenklappe geschoben hatte.
    Leonie fing an zu kichern. »Ich habe ihnen mitgeteilt, du hättest gynäkologische Probleme. Das hat Wunder gewirkt.« Schnell fügte sie hinzu: »Sie haben nicht näher nachgefragt. Du könntest vermutlich sechs Monate blaumachen, bevor sie weiter nachbohren würden.«
    »Danke, Leonie. Es ist immer toll, wenn sich die Kollegen in der Teeküche über den Zustand deiner Vagina unterhalten.«
    »Das ist die richtige Einstellung, Franny! Hau sie um, Mädel!«
    Ich starrte sie an. Sie hielt meinem Blick stand. »Schön, du kannst dir den Rest der Woche freinehmen. Aber wenn du Montag nicht wieder bei der Arbeit erscheinst, werde ich deinem Vorgesetzten mitteilen, dass deine Vagina kerngesund ist. Vielleicht fängst du damit an, dass du morgen Abend zu unserem Gin-Donnerstag kommst? Wir könnten in ein Pub in der Nähe gehen.«
    Ein paar Stunden später klingelte mein Telefon. Ich schreckte aus meinem komatösen Zustand auf wie ein (stinkender) Feuerwehrmann. Bitte, lass es Michael sein, bitte, lass es Michael sein, oh, BITTE , LIEBER GOTT , KANNST DU NICHT MAL ZUR ABWECHSLUNG ETWAS VERNÜNFTIGES TUN UND ES MICHAEL SEIN LASSEN ?
    »Oh, hallo, Dave«, sagte ich enttäuscht. Meine Stimme klang tief, maskulin. Sechzehn

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